Der großartige Künstler
Wenn man den Namen Max Beckmann hört, wissen meist auch Laien der Kunst was Sache ist. Nahezu jeder hat schon mal von ihm gehört. Max Beckmann gilt als einer der größten Künstler aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert und erreicht bis heute internationales Publikum. Genau genommen lebte der Künstler von 1884 bis 1950 und hat seit seinen Lebzeiten die Kunstwelt überaus stark geprägt. Sein wohl größtes Interesse hat er stets dem Menschen selbst gewidmet. Egal ob Freund oder Feind von Beckmann, man muss ihm sein künstlerisches Tun anerkennen. Genau das tut auch die Kunsthalle unserer Hansestadt.
Ganze 140 Kunstwerke hält die Ausstellung mit dem Namen Max Beckmann: weiblich-männlich bereit. Darunter Gemälde, Werke auf Papier und Plastiken, die teilweise bereits im Besitz des Museums waren oder durch Leihgaben anderer künstlerischer Institutionen für diese sensationelle und einmalige Ausstellung zur Verfügung gestellt wurden. Auf zwei eingeplante Werke musste man leider auf Grund der derzeitigen Pandemie verzichten, jedoch hat die Hamburger Kunsthalle sich nicht lumpen lassen und hierfür eine lösbare Situation, statt einem Problem gefunden.
“Beckmann” seiner Zeit voraus
Manche sind der Meinung, so auch die Hamburger Kunsthalle, Max Beckmann wäre der Vorreiter der Genderdebatte gewesen, was vor allem aus seiner Kunst verstanden wird. Unterstrichen wird die These durch den Titel der Ausstellung. Man könne behaupten, dass Beckmann mit seiner Kunst die Geschlechter gleichzeitig festschrieb und sie öffnete. So fand er Eigenschaften wie die Zartheit und die Schlagkraft, konnte diese aber beiden Geschlechtern zuteile werden lassen, was in Gleichheit mündete. Man könnte deshalb meinen, er war seiner Zeit weit voraus.
Es heißt, dass Max Beckmann von der mythischen Vorstellung, dass die Frau und der Mann aus demselben androgynen Geschlecht hervorgingen, wusste und dementsprechend eine Gleichheit sah. Er sehnte sich nach genau dieser Gleichheit und drückte es vor allem in seiner Kunst aus. Deshalb sieht man in der Ausstellung Bildnisse von Damen und Herren unterschiedlichster Haltungen, was aber niemals das eine Geschlecht über das andere platzieren würde.
Neben den besagten Bildnissen reihen sich weiter noch Selbstportraits, Doppelbildnisse mit seinen Gattinnen, sowie repräsentative Portraits seiner Förderer und Förderinnen.
Forschung als oberste Maxime
Man könne geradewegs behaupten, auf eine forschende Ausstellung gestoßen zu sein. Sie macht sich letztlich das Ziel, die geschaffene Kunst Beckmanns auf die Gegenwärtigkeit zu überprüfen, was ganz unter dem Motto „Klassisches ist wertig“ geschieht. In diesem Punkt spielt vor allem die Genderdebatte eine große Rolle, jedoch sollen den Besucherinnen und Besuchern auch weitere neue Blickwinkel auf die Kunst ermöglicht werden. Deshalb ist der Begriff des ‚eye-opener‘ überaus passend, weil manches zu Glaubende bzw. Wissende umgekrempelt wird, so dass man einen ganz neuen Blick auf die Kunst erhält.
Seit dem 25.09.2020 sind die Pforten der Ausstellung für alle Kunstbegeisterte und Kunstinteressierte offen und kann fortan für neue Blickwinkel auf die Kunst genutzt werden.