Beim Thema Baustellen sind sich Hamburger einig: sie nerven, es sind zu viele, man steht gefühlt stundenlang im Stau. Eine gewisse Uneinigkeit besteht allerdings, wenn man über das Thema Neubauten als Resultat vieler Bauwerke spricht. Ganz fürchterlich finden die einen die aktuelle Archiektur, modern und spannend urteilen die anderen.
Fest steht auf jeden Fall: Hamburg ist eine Stadt, die sich vor allem durch innovative Baumeister einen Namen gemacht hat – und das nicht erst in der Moderne. Der erste Name, der einem zu diesem Thema einfällt, ist sicher Fritz Schumacher.
Von 1909 bis zu seiner Zwangspensionierung durch die Nationalsozialisten 1933, gestaltete er in seiner Funktion als Baudirektor das moderne Hamburg. Spannend an den Arbeiten von Schumacher ist auch die Tatsache, dass er mehr wollte, als nur Bauten errichten. Sein Ziel war es, eine Heimat für den modernen Großstadtmenschen zu gestalten. Zu seinen berühmtesten Bauwerken zählt die Davidwache an der Reeperbahn, das Holthusenbad oder das Museum für Hamburgische Geschichte am Holstenwall.
Architektur für den Spirit einer Hafenstadt
Wweniger bekannt als Fritz Schumacher ist der Baumeister Otto Stockhausen. Ihm verdanken wir ein besonders imposantes Bauwerk: den alten Elbtunnel. Für das Schachtgebäude mit seinen charakteristischen Plastiken an den Wänden und dem imposanten Kuppeldach dagegen zeichneteOtto Wöhlecke verantwortlich.
Ebenso wie der Alte Elbtunnel hängt auch das Afrika Haus eng mit der Elbe und Hamburgs Status einer Hafenstadt zusammen. Das prachtvolle Haus an der Großen Reichenstraße 27 nämlich wurde 1899 für das Unternehmen C. Woermann errichtet, das unter anderem die Reederei Ost-Afrika-Linien betrieb. Heute mag die Skulptur eines „Eingeborenen“ im Eingangsbereich ebenso merkwürdig anmuten wie die imposanten Elefanten am Hintereingang des Hauses – zur Zeit seines Baus allerdings waren das Zeichen von Wohlstand und Unternehmergeist.
Dieser Esprit zeigt sich auch in einem anderen berühmten Bauwerk Hamburgs: dem Chilehaus. In Auftrag hatte das Gebäude mit seiner markanten Form eines Schiffsbugs der Unternehmer Henry B. Sloman gegeben, der mit Salpeterhandel reich geworden war. Realisiert wurde das Chilehaus, das heute als Ikone des Backsteinimpressionismus gilt, von einem weiteren berühmten Baumeister: Fritz Höger. Er war auch federführend bei anderen Bauten des Kontorhausviertels wie dem Sprinkenhof.
Baukunst zwischen gestern und heute
Nun ist Unternehmergeist nichts, was es nur in der Vergangenheit Hamburgs gegeben hätte. Dafür spricht auch ein Bauwerk, das wie kaum ein anderes den Spagat zwischen Tradition und Moderne schafft: das Störtebekerhaus. Das große Gebäude wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen und erinnert an die alten Hamburger Kaufmannshäuser. Dabei ist es relativ neu. Genauer gesagt wurde es 2004 fertiggestellt.
Trotzdem hat das Haus bereits jetzt eine spannende Geschichte. Der Unternehmer Achim Becker hatte nicht nur die Vision, den Stadtteil Hamm aufzuwerten, sondern ist auch Bauherr des Störtbekerhauses. Dabei ließ sich der Inhaber der Münzhandelsgesellschaft Emporium unter anderem von seinen zahlreichen Reisen inspirieren und brachte immer wieder neue Ideen mit nach Hamburg. Aber auch die Anwohner in Hamm hatten bei der Gestaltung ein Wörtchen mitzureden. Heute erstrahlt das Störtebekerhaus im Stil alter Hamburger Kaufmannsbauten.
Wer über moderne Baukunst in der Hansestadt spricht, kommt um einen Namen nicht herum. Hadi Teherani. Er ist nicht nur für das imposante Bürogebäude Dockland verantwortlich, er entwarf auch die Tanzenden Türme an der Reeperbahn, den Berliner Bogen, das Deichtorcenter, die Europa Passage und viele der modernen Wohnbauten rund um die Hafencity.
Ein Hamburger Wahrzeichen allerdings hat kein Hamburger Architekt gestaltet: die Elbphilharmonie. Für den imposanten Entwurf waren seinerzeit die Schweizer Jacques Herzog und Pierre de Meuron verantwortlich, für den Klang im Konzerthaus daegegen war der japanische Akustiker Yasuhisa Toyota verantwortlich.