Man mag es kaum glauben, dass zwischen dem Hauptbahnhof an der Kirchenallee und dem Museum für Kunst und Gewerbe einst ein Volksfest abgehalten wurde. Noch weniger kann man sich bei dem Stadtgetriebe vorstellen, das sich hier vor dem Steintorplatz grüne Wiesen befunden haben. Doch genau auf diesen Wiesen wurde der Lämmermarkt veranstaltet, der jedes Jahr Pfingsten mit dem Lämmerabend startete.
Ursprünglich handelte es sich um einen Festtag für Kinder, also mehr oder weniger ein Familienfest. Hier wurden lebendige und hölzerne Lämmer oder Böcke mit vergoldeten Hörnern zum Spielen angeboten. Wenn möglich, wurde allerdings ein lebendiges Lamm für die Kinder gekauft, welches später für den Haushalt geschlachtet wurde.
Ein Augenzeuge berichtet
Von diesem Handel hatte bereits Johann Balthasar Hempel 1722 berichtet:
„Freytag vor Pfingsten haben sonderl. junge Leute in St.Jürgen eine sonderbahre Freude mit dem so genannten Pfingst- Lämmern, so daselbst verkauft werden.“
Das Fest ging vermutlich aus einen der Kirchweihfeste hervor. Diese wurden mit besonderem Glanz gefeiert. An die kirchliche Feier schloss sich eine mit Spiel und Tanz unter schattigen Bäumen an. Dabei fehlte auch nicht Zelte und Verkaufsbuden.
Im Lauf der Zeit verwandelte sich das Kinderfest zu einem Volksfest. Um 1846 wurden die Lämmer auf den beiden halbrund Wiesen verkauft. Nördlich davon, auf der Höhe des Parkplatzes vom Hauptbahnhof, wurde der Jahrmarkt aufgebaut; in unmittelbarer Nähe des Friedhöfes von St.Georg und St.Jacobi. Südlichen Wiese, also wo heute das Museum für Kunst und Gewerbe ist, befanden sich Karussell, Buden sowie Zelte mit Seiltänzern, Taschenspieler und Gaststätten.
Am Lämmerabend 1848 gab es erhebliche Proteste der Bevölkerung gegen die Tonspuren. Aus anfänglichen Unmut wurden rasch Unruhe mit Tumulten. Hierbei wurden die Torwachen vom Steintor angegriffen und Brände gelegt. Die Wittkittel ( Feuerwehr) wurden am Löschen gehindert. Erst als das Bürgermilitär ausdrückte, wurden die Unruhen beendet.
Um 1874 wurde der Lämmermarkt auf ein Feld am Lübecker Tor verlegt, wahrscheinlich im Bereich Lübeckertordamm/Sechslingspforte/Wallstrasse. Zu dieser Zeit wurde das Museum für Kunst und Gewerbe auf dem Festplatz errichtet. Das Volksfest wurde dann bis Ausbruch des ersten Weltkrieg 1914 am Lübecker Tor veranstaltet.
Im Grunde schade, dass diese alte Tradition aus St.Georg nach 1918 nicht wieder auflebte, und mit den Jahren in Vergessenheit geriet.
Nur die Berufliche Schule Am Lämmermarkt erinnert mit seinem Namen noch an das Volksfest.
Der Text stammt von Andreas Pfeiffer, der auf seiner Homepage http://www.mein-altes-hamburg.de Wissenswertes, Unterhaltsames und Skurriles zur Hansestadt zusammengetragen hat.