In Hamburg und im Umland der Hansestadt findet man nicht etwa nur eine Mühle – sondern jede Menge. Die sind zwar größtenteils nicht mehr in Betrieb, dafür aber lebendiges Kulturgut, das man oftmals auch besichtigen kann.
Die Tradition des Getreide-Mahlens begann bereits in der Steinzeit, als unsere Vorfahren Körner mit einem Stein zerquetschten. Diese wenig effektive Methode wurde vor mehr als 7000 Jahren durch die erste Form der Mühle abgelöst: Die damaligen Müller nützten einen sogenannten Bodenstein, der auf dem Boden lag, und – ein paar Millimeter darüber beweglich an einer Eisenstange befestigt – einen Läuferstein. Über einen Trichter gab der Müller Körner in ein Loch in der Mitte, die sich dann im Spalt zwischen den beiden Steinen verteilten, und bewegte anschließend den Läuferstein, sodass die Körner zerrieben wurde. Das Mehl, das dadurch zum Beispiel entstand, fing er mit einem Kasten auf. Später übernahmen Tiere, also Pferde, Ochsen oder Kamele diese Arbeit
So richtig effektiv wurde die ganze Angelegenheit dann, als erstmals die Kräfte der Natur eingesetzt wurden: Wasser und Wind. Von Persien aus eroberte die Windmühle die ganze Welt und ab dem 12. Jahrhundert gehörten sie auch in Europa zum Alltag dazu. Doch nicht nur Getreide wurde in Mühlen verarbeitet, sie dienten unter anderem auch der Herstellung von Schießpulver. Auch nutzte man die Wasserkraft einer Mühle zur Herstellung von Draht.
Die Riepenburger Mühle
Die erste Erwähnung einer Mühle an dieser Stelle, also in den Vierlanden, stammt aus dem Jahr 1318. Somit sind die Vierlande einer der ältesten Windmühlenstandorte Deutschlands. Mittlerweile wurde die Mühle etliche Male abgerissen und neu gebaut. Die heutige Mühle wurde 1828 als Galerie-Holländerwindmühle errichtet. Interessant ist auch, dass die Riepenburger Mühle bis 1863 eine sogenannte Zwangsmühle war. Die Bewohner von Bergedorf, Geesthacht und den Vierlanden waren verpflichtet ihr Korn entweder dort oder in der Kornwassermühle in Bergedorf mahlen zu lassen. Heute ist die Riepenburger Mühle ein Museumsstück. Direkt an sie angeschlossen findet man ein Café und den Mühlenladen mit einer schönen Auswahl an Teesorten oder Schokolade.
Die Osdorfer Mühle
An der Osdorfer Landstraße 162 steht auf dem höchsten Punkt des Stadtteils diese zweistöckige Galerie-Windmühle. Erbaut wurde die sogenannte Holländermühle 1888 nach einem Entwurf von Wilhelm Johannsen aus St. Margarethen (Schleswig-Holstein). Besonders markant ist ihr hellgrünes Dach. Die Mühle steht unter Denkmalschutz und ist heute zu einer Adresse für leckeres Essen geworden. Denn hier findet man das Restaurant „Don Quichotte“. Tipp: Die Pizzen aus dem Holzofen sind einen Besuch wert.
Die Wohldorfer Kupfermühle
Die 1622 erbaute Drahtmühle nutzte einst die Wasserkraft der aufgestauten Ammersbek zur Produktion von Messingdraht. Später diente sie als Baumwollweberei. Der Kupferhof wurde als Wohnhaus genutzt. Ein Spaziergang rund um die Kupfermühle lohnt sich auch deshalb, weil hier in Wohldorf-Ohlstedt eine Reihe von Arbeiterhäusern aus vorindustrieller Zeit zu sehen sind. Dazu gehört auch der „Lange Jammer“, in dem zur Blütezeit der Baumwollspinnerei rund 250 Menschen unter härtesten Bedingungen schuften mussten.
Die Mühle Johanna
Bereits seit 1585 stehen an dieser Stelle von Wilhelmsburg Windmühlen. Die Johanna wurde 1875 errichtet. Bis 1960 wurde hier tatsächlich noch Korn gemahlen. Seit ihrer Erbauung ist die Johanna praktisch unverändert und bis heute thront die reetgedeckte, im herrschaftlichen Landhausstil errichtete Windmühle, von alten Kastenlinden umsäumt, auf einem ehemaligen Deich, der heutigen Schönenfelder Straße.
Die Braaker Mühle
1849 wurde die Windmühle im Stil eines Galerie-Holländers gebaut. Mittlerweile steht das Gebäude im schleswig-holsteinischen Braak unter Denkmalschutz, aber noch heute wird hier Brotmehl hergestellt – ganz modern mit Windkraft. Denn die Braaker Mühle ist heute Sitz der gleichnamigen Bäckerei. Bereits zehn Jahre nach ihrer Erbauung wurde die Braaker Mühle von der Familie Lessau übernommen, eine Bäckerei ergänzte damals bereits das Angebot. Heute ist bereits die 6. Generation der Familie am Start.
Die Bergstedter Mühle
Diese Mühle steht bereits seit dem 16. Jahrhundert in Hamburg-Bergstedt und wurde damals vorrangig als Pulvermühle benutzt. Das heißt: Hier wurde aus Salpeter, Holzkohle und Schwefel Schwarzpulver hergestellt. Später diente sie als Stampfmühle für Münzen und ab 1695 wurde sie als Kornmühle genutzt. Heute findet man hier das Restaurant „Alte Mühle“.