Krimis sind ein Genre, das regelmäßig zigtausende Menschen in ihren Bann zieht. Da sprechen die Einschaltquoten von „Tatort“ und Co. eine deutliche Sprache. Aber wie dicht dran am Polizeialltag sind eigentlich die spannenden Geschichten? Wer das genauer wissen möchte, sollte das Hamburger Polizeimuseum besuchen.
Im Erdgeschoss erwartet eine Zeitreise durch 200 Jahre Polizeigeschichte die Besucher. Selbstkritisch zeigt die Ausstellung, wie sich das Bild vom autoritären „Udel“ zum dienstleistungsorientierten Schutzmann einer Großstadtmetropole verändert hat. Diese Zeitreise beginnt bei den Nachtwächtern, die in den Straßen Hamburgs patrouillierten und in den Abendstunden für die Schließung der Stadttore verantwortlich waren.
Im Wandel der Zeit
Weiter geht es mit der Gründung der Weimarer Republik und der Neuordnung der Polizei, die seinerzeit stark militärisch ausgerichtet war. 1933 wurden Gewaltenteilung, Pressefreiheit und Grundrechte im Hitler-Regime abgeschafft. Staatspolizei, Kriminal- und Schutzpolizei unterstützten das Regime bei der Verfolgung politischer Gegner und gesellschaftlicher Minderheiten. Entmilitarisierung, Entnazifizierung und Demokratisierung prägten die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Aufgaben der Polizei wurden auf Strafverfolgung und Gefahrenabwehr beschränkt.
Im Obergeschoss taucht der Besucher ein in die faszinierende Welt der Kriminaltechnik. Nein, diese sieht nicht so aus wie in CSI – aber spannend ist sie trotzdem allemal. Ob Kriminaltechniker, Toxikologe, Chemiker, Biologe oder Grafiker – augenscheinlich unsichtbare Spuren werden von ihnen aufgespürt und ausgewertet. Diesen Alltag dokumentiert die Ausstellung. Und hier können kleine und große Besucher auch interaktiv am Alltag der Ermittler teilnehmen, indem sie sich beispielsweise an einem Phantombild versuchen.
Im Dachgeschoss schließlich stehen die acht spektakulärsten Kriminalfälle Hamburgs im Fokus. Auszüge aus den gefälschten Hitlertagebüchern, das Mini-U-Boot, mit dem Kaufhauserpresser Dagobert seine Geldübergaben plante oder ein aufgebrochener Tresor des „Lord von Barmbek“ demonstrieren anschaulich, wie Tatverdächtige vorgingen, und dokumentieren die Ermittlungen. Außerdem haben Besucher die Möglichkeit, sich spielerisch mit den Techniken der Tatort- und Spurensicherung auseinanderzusetzen.
Wer sich über die Verbrechen in Hamburg und die Polizeiarbeit darüber hinaus Einblicke verschaffen möchte, sollte in das Buch „Hamburgs dunkle Seiten“ investieren, das von der Polizei Hamburg herausgegeben wurde. Der Bildband zeigt größtenteils unveröffentlichte Aufnahmen aus den Anfängen der Polizeifotografie: Tatort- und Opferaufnahmen, Täterfotos oder Stadtansichten eines Hamburgs, das längst der Vergangenheit angehört. Gmeiner-Verlag, gebundenes Buch, 22 €
Polizeimuseum Hamburg
Carl-Cohn-Straße 39
Öffnungszeiten:
dienstags, mittwochs, donnerstags, sonntags
jeweils von 11 bis 17 Uhr