Kaum ein anderes Thema beschäftigt den Menschen aktuell so sehr wie das Reisen Doch wie war das eigentlich damals, wenn man in Urlaub fahren wollte? Dazu weiß Andreas Pfeiffer von „Mein altes Hamburg“ mehr.
„Die hamburgischen Bahnhöfe haben nur deshalb eine so schlechte Beleuchtung, damit sie es nicht nötig haben sich zu schämen“, erklärte in kühner Redewendung am 14.Februar 1898 ein Mitglied des Hamburgischen Parlaments, der „Bürgerschaft“. Geradezu berüchtigt war der Bahnhof Klostertor. Der erregte seinerzeit durch zahlreiche Unglücksfälle, in ganz Deutschland Aufsehen.
Besonders lebensgefährlich wurde es dort an schönen Sommertagen, an denen sich der Vorortsverkehr auf viele Tausende beläuft. Staunend sah der Reisende, der im D-Zug die lange Strecke zwischen Klosterthor und Venloer auch Pariser oder Hannoverscher genannte Bahnhof zurücklegte, wie unter Vorantritt zweier Fahnen schwingender und Glocken läutender Beamten die Waggonreihe mitten durch das Gewoge des städtischen Treibens über ein Gleis kroch, neben dem hunderte von Fuhrwerken aller Art (darunter die Straßenbahnen !!) und Tausende von Fußgängern sich bewegten oder ungeduldig warteten, bis die ihnen versperrten Straßen wieder frei werden.
Von Altona nach Lübeck: eine kleine Weltreise
Im Ganzen gab es im Bereich vom Berliner Bahnhof und dem Bahnhof Klostertor sage und schreibe 21 „Niveauübergänge“,also Schrankenanlagen. Welches Verkehrshindernis jeder einzelne innerhalb einer, von kaufmännischen Treiben erfüllten, Großstadt bedeutete, liegt auf der Hand. Und auf solchen „Niveauübergängen“ musste noch dazu oft wegen Mangels an Platz auf den Bahnhöfen rangiert werden! Zwei der vier großen Endbahnhöfe waren dazu nicht miteinander verbunden, da jedes Bahn-Unternehmen sein eigenes Süppchen kochte, zumindest im Personenverkehr.
Wer also von Altona nach Lübeck wollte, fuhr mit der Verbindungsbahn bis zum Klostertor, nahm eine Droschke oder Straßenbahn und fuhr zum Lübecker Bahnhof, der an der Ecke Nagelsweg/ Spaldingstr. war. Wer vom Klostertor Richtung Berlin wollte, der durfte mit seinem Gepäck und unter Zuhilfenahme eines Dienstmannes zum Berliner Bahnhof laufen. Aus Berlin kommend nach Harburg? Kein Problem, es sei denn Du möchtest kein Geld für Droschke oder Straßenbahn ausgeben, um so zum Hannoverschen Bahnhof zu gelangen. Vom Deichtor Platz rüber zum Lohseplatz über den Ericus mit Schrankkoffer zu laufen ist schon eine Nummer.
Das alles hatte erst ein Ende, als 1903 der Hauptbahnhof eröffnet wurde, welcher als Durchgangsbahnhof konzipiert wurde, denn alle Züge sollten im preußischen Altona enden.