Seit einigen Monaten gehört der Friedhof Ohlsdorf zum immateriellen Weltkulturerbe der Vereinten Nationen. Für diese Auszeichnung gibt es viele gute Gründe.
Mit einer Fläche von 389 Hektar ist Ohlsdorf der größte Parkfriedhof der Welt. Mehr noch, ist er auch ein einzigartiger Abriss der Hamburger Geschichte. Als der Friedhof am 1. Juli 1877 eröffnet ist Hamburg bereits eine pulsierende Metropole. Wohnraum ist ebenso knapp wie der Platz für die Toten. Deshalb hat die Stadt einige Jahre zuvor ein riesiges Gelände an Wiesen- und Feldfläche gekauft. Weit vor den Toren der Stadt, in Ohlsdorf. Denn Bestattungen innerhalb Hamburgs sind bereits seit etlichen Jahren verboten.
Mit der Planung für den neuen Friedhof wird der Architekt Wilhelm Cordes beauftragt. Er hat eine ganz ungewöhnliche Idee: Der Friedhof soll im Stil romantischer, englischer Landschaftsgärten gestaltet werden. „Der Friedhof soll nicht eine Stätte der Todten und der Verwesung sein. Freundlich und lieblich soll alles dem Besucher entgegentreten“, beschreibt Cordes sein Konzept. Neu ist auch, dass auf dem Ohlsdorfer Friedhof jeder Verstorbene ein eigenes Grab erhalten soll – egal, ob arm oder reich,
Die ersten Toten, die dort beerdigt werden, waren die Ehefrau eines Tischlers und zwei Arbeiter. An alle drei erinnern bis heute drei Buchen, die an der Kapelle 1 stehen.
Der Friedhof wächst
Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wird der Friedhof immer größer, um Platz für die Verstorbenen der prosperierenden Hansestadt zu schaffen. Geschichtliche Ereignisse haben hier ihre Spuren hinterlassen. Hier findet man Soldatengräber für die Gefallenen zweier Weltkrieg und ein kreuzförmig angelegtes Sammelgrab für die Opfer des Feuersturms von 1943.
Gegenüber dem von Fritz Schumacher erbauten Krematorium an der Talstraße erinnert ein Mahnmal an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Es birgt in 105 Urnen Asche von Opfern und Erde aus allen deutschen Konzentrationslagern. Weitere Stätten erinnern an Widerstandskämpfe. Auch die 101 Toten des Primus-Schiffsunglücks auf der Elbe im Jahr 1902 geraten nicht in Vergessenheit. Ebenso wenig die mehr als 300 Opfer der verheerenden Sturmflut von 1962.
Letzte Ruhestätte prominenter Persönlichkeiten
Darüber hinaus ist der Friedhof Ohlsdorf jedoch auch letzte Ruhestätte für viele Hamburger Prominente. Der legendäre Hans Albers hat hier ebenso seine letzte Ruhestätte wie Hapag-Generaldirektor Albert Ballin, Theaterprinzipalin Gerda Gmelin oder Tierparkgründer Carl Hagenbeck.
Zu den wohl berühmtesten Gräbern zählen die Grabstellen von Altkanzler Helmut Schmidt und seiner Frau Loki sowie das Grab von Schauspieler Jan Fedder.
Da der Tod bekanntlich alle gleich macht, sind auf dem Ohlsdorfer Friedhof auch bekannte Rotlichtgrößen bestattet. Dazu zählt auch Thomas Born, besser bekannt als Karate-Tommy, der 2015 hier beigesetzt wurde.
Mehr als 1,4 Millionen Menschen wurden hier beerdigt. Ein Ausflug zum Friedhof Ohlsdorf lohnt sich aber nicht nur für alle, die einem Prominenten einen Grabbesuch abstatten oder Angehörige besuchen möchten. Auch die eindrucksvolle Gartenarchitektur ist einen Abstecher wert. Unterschiedlich markierte Wege leiten den Besucher auf verschiedene Routen. Der rote, blaue und grüne Weg führen zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Parkfriedhofs.
Insgesamt gibt es auf dem Gelände 36.000 Bäume, 15 Teiche, 11 Kapellen und 3 Feierhallen, 235.000 Grabstätten und 19 Mausoleen. Allein diese Zahlen machen die gewaltigen Ausmaße dieses einzigartigen Friedhofs deutlich. Aktuell läuft das Projekt „Ohlsdorf 2050“, das den Park Ohlsdorf mehr in den Blickpunkt rücken soll.