Kennt ihr den Barkhof? – Nicht? – Ihr kennt den alle, es sind die Gebäude, welche sich vom Straßenzug Lange Mühren zwischen Mönckebergstrasse und Spitaler Straße Richtung Mönckebergbrunnen erhebt. Wusstet ihr, dass sich dort zwischen den beiden Gebäuden ein Denkmal und eine kleine grüne Oase befand? Davon möchte ich Euch erzählen.
Benannt wurde das Gebäude nach dem Gelände, welches seit Alters her Barkhof heißt. Woher sich der Name leitet, darüber gibt es mehrere Theorien. Geht man vom Sprachlichen aus, könnte sich hier vermutlich ein Birkenwald befunden haben. Das niederdeutsche Wort Bark heißt auf Hochdeutsch übersetzt Birke, Hof ist ein anderes Wort für Platz oder Stätte. Dafür sprechen zwei Karten aus den Jahren 1070 und 1071, die in diesem Gebiet lediglich Bäume zeigen. Von der damaligen Geländebeschaffenheit ist davon auszugehen, dass es Birken waren.
Birke oder Berg?
Zwei weitere Theorien besagen, dass sich hier zum einen zwei Gehöfte befunden haben, welche einer Familie von Bergen oder von Bergen gehörten. Die andere Theorie besagt, dass es sich von dem Wort Berg ableitet. Darauf kommt man, wenn man sich eine Karte von 1320 ansieht, in der das Gebiet als „ tho dem Berghe“ bezeichnet wird.
Wenn man sich die historischen Karten der späteren Jahre der Stadt Hamburg ansieht, staunt man wie groß das eigentliche Gelände des Barkhofes ist. Hier fängt das Gelände bei den Langen und Kurzen Mühren an und zieht sich zwischen Spitaler- und Steinstraße bis zur Apsis von St. Jacobi.
Kleine Anmerkung nebenbei, die Straßen ‚ Lange und kurze Mühren‘ bezeichnet Wege an der östlichen Stadtmauer innerhalb der Stadt. Also der langen und der kurzen Mauer.
Nach einer der ersten Parzellierungen entstanden hinter St. Jacobi die Straßen kleiner und großer Barkhof. Erst der Abriss des Gängeviertels in dem Bereich zwischen Steinstraße und Spitaler Straße und dem Durchschlagen der Mönckebergstrasse führten zur Parzellierung und dem Bau der Gebäude wie sie heute kennen.
Der eingangs erwähnte Gebäudekomplex besteht aus zwei Gebäuden. Zwischen diesen gab es schon damals eine Passage zwischen Spitaler Straße und Mönckebergstrasse. Dort, ungefähr auf der Mitte der Passage, gab es damals einen kleinen niedrig gehaltenen Verbindungsgang, der seinerseits eine Denkmalnische enthielt.
Das Denkmal von Heine
Dort wurde im Oktober 1910 ein Marmordenkmal von Heinrich Heine aufgestellt. Dieses Denkmal hat nichts mit dem Bronzedenkmal von Hugo Lederer zu tun, dessen Kopie heute am Rathausmarkt steht. Das Denkmal gehörte einst Kaiserin Elisabeth („Sissi“) von Österreich . Es wurde 1890 mit der Absicht erworben, an ihrem Schloss auf Korfu zu errichten. Als die Kaiserin 1898 in Genf ermordet wurde, erbte die Tochter Gisela den Landsitz. Kaiser Wilhelm kaufte diesen Landsitz und verkaufte das Denkmal vom „Schmutzfink im deutschen Dichterwald“ an Heinrich Julius Campe. Nachdem Campe gestorben war, erhielt die Barkhof Gesellschaft das Marmordenkmal als Dauerleihgabe. Es wurde dann als Blickfang mit Ehrenhof aufgestellt.
Dort blieb es bis 1920 und als es mit Ölfarben besudelt wurde, wurde dann ein Bretterzaun schützend darum gestellt. Hier zeigten sich bereits die ersten Anzeichen vom Antisemitismus der kommenden Jahre.
Der Bürgermeister der benachbarten Stadt Altona rettete das Denkmal und ließ es im Donnerpark aufstellen. Als die Nazis langsam überhandnahmen wurde das Denkmal zunächst in einem Keller versteckt.
1939 heirate die Campe-Tochter einen Franzosen und nahm das Denkmal mit nach Toulon, wo es zunächst wegen der drohenden Gefahr durch die Deutschen nicht aufgestellt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal in Toulon aufgestellt.
Von Hamburger Seite gab es bereits mehrere Versuche, das Denkmal zurückzuholen. Zurzeit gibt es einen weiteren Versuch es Toulon abzuluchsen.
Noch ein kleiner Fakt zum Schluss: Die sich hier befindliche Hochbahn-Haltestelle Mönckebergstrasse hieß ursprünglich Barkhof.
Der Text zum Barkhof stammt aus der Feder von Andreas Pfeiffer. Er hält mit der Website http://www.mein-altes.hamburg die spannende Geschichte der Stadt lebendig – absoluter Lesetipp!