Das Jenischhaus: Zeitzeuge im Park

Es hat schon seinen Grund, warum der Jenischpark zu den bekanntesten Grünanlagen der Stadt gehört. Das liegt natürlich zum einen an seiner wunderschönen Natur. Die alten Eichen, Ahornbäume und Kastanien sehen zu jeder Jahreszeit ebenso wunderbar aus wie die hügeligen Rasenflächen. Mitten im Jenischpark findet man zum anderen auch dessen Wahrzeichen: das klassizistische Jenischhaus.

Das weiße Herrenhaus mit seinen goldenen Elementen ließ Senator Martin Johan Jenisch der Jüngere 1834 für sich und seine Familie errichten. Er hatte das Gelände einige Jahre zuvor von dem Hamburger Kaufmann Caspar Voght der Jüngere erworben. Der wiederum hatte dort bereits ab 1785 einen Landschaftsgarten angelegt. Interessant: Das war seinerzeit eine sogenannte „ornamented farm“, also ein Mix aus Parkanlage und Nutzgarten.

Kunstschätze aus Italien

Das Jenischhaus: Skulptur im Vestibül
Die Skulptur des Fischers von Johannes Uhde steht im Vestibül des Jenischhauses. ©Sinje Hasheider/SHMH

Als Martin Johan Jenisch das gleichnamige Haus bauen ließ, hatte seine Familie in Hamburg bereits einen erstklassigen Ruf – sogar eine Sprachform war nach ihnen benannt worden. Ende des 14. Jahrhunderts war die Familie erstmals in Hamburg in Erscheinung getreten:  Ein niederländischer Kürschner namens Bartholomäus pries damals in der Stadt seine Pelzwaren an – in einem Mix aus Flämisch und Bairisch, der bald als sogenannte Jänisch-Mundart bekannt war. So wurde aus dem Kürschner alsbald Bartholomäus Jenisch.

In den folgenden Jahrhunderten wurden die Jenischs angesehene Kaufleute der Hansestadt und waren auch in Politik und Gesellschaft aktiv. Das Herrenhaus im Jenischpark ist steinernes Zeugnis für den Erfolg der Familie in Hamburg. An der Planung war sogar der Berliner Stararchitekt Karl Friedrich Schinkel beteiligt. Martin Johan Jenisch und seine Frau Fanny sammelten auf einer einjährigen Italienreise zudem allerlei Kunstwerke und Gemälde, die ihr neues Heim verschönern sollten.

Das Jenischhaus auf einem Gemälde
Das Jenischhaus, von einem unbekannten Künstler in Szene gesetzt. ©SHMH

Nach dem Tode von Jenisch erbte den Park nebst Herrenhaus sein Großneffe Martin Johan Rücker. Dessen Witwe wiederum verpachtete Haus nebst Park schließlich an Altona – und 1939 ging es endgültig in den Besitz der Stadt Hamburg über.

Ein Blick ins Innere

Heute wird das Jenischhaus als Museum für großbürgerliche Wohnkultur genutzt. Darüber hinaus auch als Ort für hochkarätige Veranstaltungen des Hamburger Senats. Im Erd- und Obergeschoss befindet sich eine Reihe von Sälen und Zimmern, die mit Möbeln und Kunsthandwerk aus dem Klassizismus und dem Biedermeier eingerichtet sind. Im zweiten Obergeschoss werden wechselnde Ausstellungen zu Malerei und Grafik, zu Architektur und Gartenkunst sowie zum Kunsthandwerk vor allem aus dem 19. Jahrhundert gezeigt. 

Das Jenischhaus: Großbürgerliche Tafel
Eine edel gedeckte Tafel aus dem Großbürgertum. @Alle Interieurfotos: Sinje Hasheider/SHMH

Übrigens: Die Familie Jenisch gibt es natürlich auch heute noch, allerdings trägt sie mittlerweile ein „von“ im Namen. Vor einigen Jahren hat Oberhaupt Martin Freiherr von Jenisch das familieneigene Blumendorfer Herrenhaus umfangreich restaurieren lassen. Doch das dient keineswegs dem Müßiggang, im Gegenteil. Gemeinsam mit dem Gut Fresenburg bildet Blumendorf einen Betrieb für Ackerbau, erneuerbare Energien und Forstwirtschaft.

Auch Gemeinwohl wird in der Familie seit jeher groß geschrieben. Martin Johan Jenisch der Jüngere, hatte nicht nur als Kaufmann und einflussreicher Senator einen exzellenten Namen. Als Präses der Baudeputation machte er sich nach dem verheerenden Brand von 1842 zudem um den Wiederaufbau in seiner Geburtsstadt Hamburg verdient. Bis heute legendär ist sein Wirken für Bedürftige. Er gründete eine Stiftung für Not leidende Familien, besonders für arme, seinerzeit meist unversorgte Witwen. Diese Stiftung gibt es bis heute – und Martin Jenisch, als Ururenkel sitzt im Vorstand.

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