Wer an Hamburgs legendäre Kontorhäuser denkt, dem fällt zuerst mal das Chilehaus ein. Und dann vielleicht der Sprinkenhof. Dabei gibt es in der Hansestadt durchaus noch weitere architektonische Juwelen, die man sich einmal anschauen sollte. Hindenburghaus, Adresse Großer Burstah 31.
Hindenburghaus: edle Materialien für Hamburger Kaufleute
An der Adresse Großer Burstah Nr. 31 beispielsweise findet man das Hindenburghaus. Das ist nicht nur prachtvoll gestaltet, es hat auch eine spannende Geschichte. Ursprünglich nämlich war das Gebäude als Hotel geplant, genauer gesagt als Luxusherberge. Die sollte den Namen „City Hotel“ tragen. Kein Wunder also, dass die Architekten Hiller & Kuhlmann aus dem Vollen schöpften, als es um die Inneneinrichtung ging.
Stuck, edle Hölzer und Marmor sind zentrale Elemente des Hindenburghauses. So ist die stuckverzierte Decke in elegantem Gelb und Weiß gehalten, der Marmorboden mit dekorativen Quadraten geschmückt und Treppengeländer sowie Eingänge in poliertem Holz mit aufwendigen Schnitzarbeiten gehalten. Über allem verbreitet ein Kronleuchter standesgemäßes Licht. Sehenswert sind auch die überall eingestreuten Jugendstilelemente, die beispielsweise den Türsturz oder die Pfeiler schmücken.
Der Erste Weltkrieg vereitelte schließlich die Pläne, aus dem Gebäude ein Hotel zu machen. Stattdessen wurde das Hindenburghaus zum Kontorgebäude. Denn daran bestand zu jener Zeit großer Bedarf. Zur Jahrhundertwende wurden nämlich in der Hansestadt die Bereiche Leben und Arbeiten erstmals getrennt.
Afrika-Haus: koloniales Erbe und echter Hingucker
Keine Frage: Eine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Kolonialismus ist nicht nur erwünscht, sie ist auch wichtig. Dennoch muss es erlaubt sein, auch über die architektonischen Relikte dieser Zeit zu sprechen. Dazu gehört das Afrikahaus in der Großen Reichenstraße 27. Dieses Gebäude wurde 1899 für das Unternehmen C. Woermann errichtet, das unter anderem die Reederei Ost-Afrika-Linien betrieb.
Der Architekt des Afrikahauses war seinerzeit Martin Haller. Er gilt bis heute als einer der herausragendsten Baumeister des 19. Jahrhunderts und gestaltete auch die Laeiszhalle. Heute mag die Bronze-Skulptur eines Wahehe-Kriegers (erschaffen von Walter Sintenis) im Eingangsbereich ebenso merkwürdig anmuten wie die imposanten Elefanten von Carl Börner am Hintereingang des Hauses – zur Zeit seines Baus allerdings waren das Zeichen von Wohlstand und Unternehmergeist.
Trennung von Arbeit und Familie
Nicht zuletzt waren die Kontorhäuser aber auch hochmodern. Mit dem Begriff Kontor wurde das Arbeitszimmer der Kaufleute bezeichnet. Das Wort leitet sich ab vom französischen „comptoir“. Übersetzt bedeutet dies „Zahltisch“ oder auch „Bankschalter“. In den hanseatischen Bürgerhäusern waren das Kontor und die Wohnräume unter einem Dach. Einige dieser Bürgerhäuser sind heute noch in der Deichstraße enthalten. Mit den Kontorhäusern fand erstmals eine Trennung von Arbeiten und Wohnen statt – der Vorläufer unseres heutigen Arbeitsalltags.
In den neuen Kontorhäusern Hamburg hatten Kaufleute in den oberen Geschossen ihre Arbeitsräume. Das Unterschoss war reserviert für Ladengeschäfte. Speicherräume – früher Bestandteil der Bürgerhäuser – wurden größtenteils in die Speicherstadt ausgelagert.
Das erste Kontorhaus Hamburgs war der Dovenhof an der Ecke Brandstwiete/Dovenfleet, der im Mai 1886 eröffnet wurde. Der Architekt Martin Haller hatte sich zwar an nordamerikanischen und englische Architektur-Vorbildern orientiert, für die Fassade jedoch auf Stilelemente der französischen Renaissance zurückgegriffen. Übrigens: Im Dovenhof gab es auch einen der ersten Paternoster Europas. Diese Form der Fortbewegung, die die beschwerliche Treppe überflüssig machte, galt damals als echte Sensation.