Ende des 19.Jh.verlagerte sich das Judenviertel an den Grindel, einen Teil von Harvestehude. Dort gab es den neuen Dammtor-Bahnhof und die Universität. Wohlhabende sephardische Juden zogen hierher, viele Synagogen öffneten. Das fand ein jähes Ende mit dem Dritten Reich. In der Nachkriegszeit prägte hauptsächlich die Universität das Viertel und seit den 80er Jahren kehrt das jüdische Alltagsleben langsam zurück.
Der Bahnhof Dammtor, der 1903 errichtet wurde, war als Paradebahnhof für Staatsbesuche geplant. Heute ist er die schnellste Verbindung zur Messe. An der Rothenbaumchausee ist das MARRK (ehemals Völkerkundemuseum) 1911 eröffnet worden und ist immer noch einen Besuch wert.
Sehr schön ist auch das Teehaus „Yu Garden” an der Hinterseite des Museums, chinesischer geht es nicht. Nach zwei Jahren Leerstand ist dort auch wieder Leben eingekehrt.
Hochhäuser wie ein Fluggeschwader
Weiter führt der Weg zum Tennisstadion Rothenbaum, wo unter anderem die German Open jedes Jahr begeistern. Ganz in der Nähe ist seit 1948 wohl Hamburgs kleinster Bücherladen zu finden. Auf 44 Quadratmetern bietet die Buchhandlung Stohlterfoht Lesestoff. Links geht die Hansastraße ab. Sie führt direkt auf die Brahmsallee und die dort gelegenen Grindelhochhäuser. Der ganze Komplex von sechs Wohnblocks ist in der Formation eines Fluggeschwaders angelegt. Ursprünglich wurden die Wohnungen für englische Besatzungssoldaten und ihre Familien geplant.
Die begrünte Siedlungsfläche kann man bis zur U-Bahnstation Hoheluftbrücke durchqueren. Da liegt auch ein originelles Stück „Urban Gardening“ – das Pflanzengeschäft Winkel van Sinkel in einer denkmalgeschützten Tankstelle von 1953. Hier kreuzt ebenfalls die Isestraße mit ihrem schönen Isemarkt (einer der längsten Deutschlands mit 200 Ständen) unter dem Viadukt der U3.
Die Innocentiastraße entlang gelangt man zum idyllischen Innocentiapark und von hier aus über die Brahmsallee zum Grindelhof, dem quirligen Herzen des Viertels. Nahe dem Uni-Campus findet sich der Joseph Carlebach Platz der noch den Grundriss der zerstörten Bornplatz-Synagoge aufweist (derzeit wird ein Wiederaufbau diskutiert). Nebenan ist die Thalmud- und Thoraschule, die wieder eine jüdische Stadtteilschule ist.
Stolpersteine gegen das Vergessen
In der Nachbarschaft liegt das Café Leonar, das semitische Küche bietet. Hier findet auch regelmäßig der „Jüdische Salon“ als interessanter Kulturbeitrag statt. Überall auf den Bürgersteigen erinnern Stolpersteine an getötete jüdischen Anwohner. An jedem 9. November (Reichsprogromnacht) gedenkt die Aktion „Grindel leuchtet“ mit Kerzen an allen Stolpersteinen stimmungsvoll der Opfer der Judenverfolgung.