Hamburg ist an kaum einem anderen Ort so vielseitig wie im Bezirk Altona im Westen. Hier findet man Industrieromantik, maritimes Flair, kleine Läden, herrschaftliche Villen und viel Grün zur Erholung. Vor allem aber ist Altona eins: ein wunderbares Stück Hamburg-Geschichte.
Dabei gehört dieser Stadtteil erst seit 1937 zu Hamburg. Ja, richtig gelesen: 1937. Erst da wurde die selbständige Stadt Altona nämlich der Hansestadt zugeschlagen. Die Fischersiedlung Altona allerdings entstand bereits im frühen 16. Jahrhundert in der sturmflutsicheren Gegend rund um die Kleine Elbstraße und den Fischmarkt. Bis zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864 stand Altona unter dänischer Verwaltung. Gleichzeitig war die Stadt aber Teil des Herzogtums Holstein. Somit war Altona ab 1664, als der Siedlung das Stadtrecht und die Zollfreiheit verliehen wurde, die zweitgrößte dänische Stadt nach Kopenhagen.
Heute gehört der Bezirk Altona zu den größten Hamburgs. Er erstreckt sich vom Fischmarkt, verläuft an der Elbe entlang bis nach Wedel in Schleswig-Holstein, macht oben einen Bogen, führt dort an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein entlang bis nach Stellingen. Der Bezirk ist größtenteils identisch mit der ehemaligen selbständigen Stadt Altona.
Palmen im Hamburger Stadtbild
Die spannendste Tour für Hamburg-Entdecker führt durch Altona-Altstadt und beginnt an der Ecke Hafenstraße/Helgoländer Allee. Dort gibt es eine große Treppe, die zu einem Spazierweg oberhalb der Elbe führt. Wenn man die Stufen erklettert hat, stellt man fest: Hier ist der Name Programm. Der Weg heißt nämlich „Zur Erholung“ und die kann man nach dem Treppensteigen gebrauchen. Vor allem, weil hier oben eine tolle Aussicht über die Landungsbrücken und den Alten Elbtunnel zu bewundern ist. Weiter geht es in Richtung Bernhard-Nocht-Straße, bis man plötzlich vor Palmen steht.
Die gehören zum „Park Fiction“. Eigentlich heißt die Grünfläche ganz offiziell Antonipark. Sagt nur niemand. Der Park besteht aus unterschiedlichen Inseln, darunter der „Seeräuberinnen-Brunnen“, ein begraster „Fliegender Teppich“ und farbenfrohe, stählerne Palmen. Mindestens ebenso sehenswert ist der Blick vom Park Fiction aus auf die Elbe und den Hafen.
Der Spaziergang führt jetzt über die Straße Pinnasberg, die übrigens von Hannes Kröger in seinem Song „Der blonde Hans“ erwähnt wird, direkt auf das Gelände vom Fischmarkt und der Fischauktionshalle. Einen Steinwurf entfernt, in der Buttstraße liegt auch der „Schellfischposten“ – Hamburgs älteste Seemannskneipe. Gleich um die Ecke machten früher die Schiffe fest und die Seeleute gingen auf Landgang. Viele von ihnen landeten im Schellfischposten und verfeierten hier einen Teil ihrer Heuer. Das ist heute leider anders. Die Containerschiffe, von denen der Hamburger Hafen mittlerweile lebt, gehen im Containerterminal auf der anderen Seite der Elbe vor Anker. Der Weg in die ehemalige Seefahrerkneipe ist zu lang, die Liegezeiten dagegen sind heute kurz.
Seemannskneipe mit TV-Berühmtheit
Mittlerweile aber ist die authentische Kneipe ein echter Hot-Spot Hamburgs geworden. Und man muss tatsächlich wenigstens einmal hier gewesen sein, um die Seefahrerstadt Hamburg zu begreifen. Und natürlich, um einen traumhaften Blick auf den Hafen zu genießen. Übrigens: Wer Kneipen nicht besichtigen mag, sollte im TV-Programm nach „Inas Nacht“ Ausschau halten. Die Sendung wird im Schellfischposten gedreht.
Rechts von der Kneipe führt eine Treppe wieder nach oben – und den Aufstieg sollte man unbedingt machen. Denn dann landet man auf dem Oberelbsweg und damit kurz danach am Altonaer Balkon. Die Grünfläche liegt auf einem Geesthang 30 Meter oberhalb der Elbe und ist beliebter Treffpunkt für alle, die brillante Fotos vom Hafen und der Köhlbrandbrücke schießen wollen. Besonders Familien mit Kindern sollten einen Ausflug zum Altonaer Balkon mit ins Besichtigungs-Repertoire aufnehmen: Der Kinderspielplatz hier ist ein Erlebnis. Nicht zuletzt wegen der Skulpturen.
Zwischenstopp am Rathaus
An dieser Stelle verlassen wir das elbnahe Gebiet und machen einen kurzen Spaziergang über die Klopstockstraße und die Max-Brauer-Allee zum Platz der Republik. Dort steht nämlich das Altonaer Rathaus. Das strahlend weiße, imposante Gebäude wurde im Stil der italienischen Renaissance erbaut. Vor allem das große Relief über dem Eingangsportal sollte man genauer betrachten. Es stammt von Karl Garbers und Ernst Barlach und zeigt Altona als Boot in schwerer See, das von einem Schutzengel begleitet wird. Ebenfalls sehenswert sind die Reiterstatue, die Kaiser Wilhelm I darstellt und die reich verzierten Laternen. Bei diesen kann man eine Besonderheit entdecken: Betrachtet man das Stadtwappen von Hamburg, stellt man fest, dass die Stadttore geschlossen sind. Beim Stadtwappen von Altona, das auch auf den Laternen dargestellt ist, sind sie geöffnet.
Shopping-Abstecher nach Ottensen
Weiter geht unsere Tour wieder über die Max-Brauer-Allee zum Bahnhof Altona. Hier startet der zweite Teil der Tour – und die steht unter dem Motto „Shopping“. Dass man dabei auch eine Menge spannender Bauwerke und Geschichte zu sehen bekommt, macht den Trip umso spannender. Vom Bahnhof aus geht es direkt in die Ottenser Hauptstraße. Hier und in den Nebenstraßen gibt es eine ganze Reihe kleiner und entzückender Geschäfte, in denen man viel Ungewöhnliches erkennen – aber auch so manches Schnäppchen machen kann. Besonders lohnenswert ist die Ottenser Hauptstraße im Gebiet nach dem Mercado.
Ein besonderer Shopping-Tipp ist das „b.sweet“ in der Hausnummer 42. Hier kommt nämlich zusammen, was zusammen gehört: Süße Wäsche und Schokolade. Allein die liebevoll gestaltete Einrichtung im Bodouir-Stil lohnt den Besuch – von belgischer Schokolade, Macarons und verführerischen Dessous einmal ganz abgesehen.
In Ottensen lohnt es sich übrigens, auch mal die Hinterhöfe zu erkunden. Nicht nur, weil sie oftmals pittoresk und liebevoll gestaltet sind, sondern auch, weil hier viele kleine Geschäfte zu Hause sind, die man sonst übersieht. Dazu gehört auch die Druckwerkstatt Ottensen, in denen man eine große und individuelle Auswahl an Stiften, Papier, Boxen und vielem mehr findet.
Modefans dagegen sollten die Ottenser Hauptstraße bis zum Ende durchwandern. Dort befindet sich das „L’Èphémère“, übersetzt „das Vergängliche“. Aber das sind die Trends in diesem Shop gar nicht im Gegenteil. Hier gibt es einen zeitlosen Mix aus Streetwear und französischer Eleganz – und jede Menge Lieblingsstücke.
Vom Ende der Ottenser Hauptstraße ist es dann nur noch ein Katzensprung bis zur Bahrenfelder Straße. Und auch hier kann man wunderschöne Dinge finden. Unbedingt reinschauen sollte man bei bei „s’Fachl“. Der Name stammt vom österreichischen Wort für kleines Fach und beschreibt gleichzeitig das Besondere dieses Ladens: Hier haben Kleingewerbetreibende die Möglichkeit, ihre Erzeugnisse zu verkaufen: in Fachln.
Lecker essen kann man hier auch
Wer so richtig hungrig ist, steht in Altona vor einem riesigen Problem: Die Auswahl an Restaurants ist einfach zu groß. Aber es gibt natürlich ein paar Klassiker, bei denen man immer auf der sicheren Seite ist. Dazu gehört das Atlas Restaurant und Kochschule in der Schützenstraße 9a. In der alten Backsteinhalle werden kreative Gerichte mit besten Zutaten serviert. Das Ambiente ist lässig und edel. Die Gastro-Auskenner vom Goldenen Schlüssel waren übrigens auch schon da.
Ebenfalls ein echter Klassiker ist das Eisenstein. Auch mehr als 30 Jahre nach seiner Eröffnung ist dieses Restaurant in der alten Zeise-Schiffsschraubenfabrik ein Magnet für Hamburger und Touristen. Vor allem für seine Pizzen ist das Eisenstein berühmt. Unser Tipp: Die Pizza Helsinki mit Lachs. Aber die sollte man wirklich nur bestellen, wenn man richtig Hunger hat.
Schiffe gucken ist ein Muss
Auch das gehört zu Altona: Schiffe gucken am Museumshafen Oevelgönne. Wenn man gerade in Altona unterwegs ist, fährt man am besten mit der Buslinie 112 zu diesem maritimen Schmuckstück. Hier liegen historische Hochseekutter genauso vor Anker wie Barkassen oder Dampfschiffe. Der Museumshafen ist somit ideal für alle, die ein wenig Seefahrer-Nostalgie erleben möchten. Mittendrin liegt das Kleinhuis, ein Restaurantschiff, in dem norddeutsche Spezialitäten auf der Karte zu finden sind.
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