Stadtteile – Karo im Herzen der Stadt

Das Karoviertel war vom Abriss bedroht. Anwohner, Kreative und Studenten wehrten sich. Das Beispiel eines Stadtteiles, dass Stadtentwicklung auch anders geht.
Der urbane Kosmos zwischen Telemichel, Landesgericht, Heiligengeistfeld und Schlachthof wird häufig mit dem lebendigen Prenzelberg in Berlin verglichen. Wochentags öffnet hier wenig vor 10 Uhr morgens. Die lebendigen Straßen der Messehallen und der Feldstraße spülen morgens die Menschenmassen in die Innenstadt. Im Herzen des Karos an der Glashüttenstraße, Ecke Marktstraße bekommt man vom Metropolrummel wenig mit. Der nahezu dörfliche Charakter ist hier in der verkehrsberuhigten Zone, wenig zu merken. Der Vergleich mit Freistadt Christiania, dem Stadtteil aus Kopenhagen, liegt doch ein wenig näher, betrachtet man die vielen typischen Lastenräder an den Hauseingängen und den hin und wieder angebrachten Anti-Atomkraft-Aufklebern, „Nej Tak” auf dänisch.
Die Mischung der Läden ist bezeichnend für unangepasste Kreative.
Die Vielfalt ist hier Programm. Alteingesessene – ab 10 Jahren wohnhaft im Viertel gehört man dazu – schauen mit Sorge auf ihr Stadtteil. Wie in der angrenzenden Schanze, wo Vororte sich in der Amüsiermeile treffen. möchten sie es hier nicht haben. Individualismus ist und soll hier Programm bleiben. Die „Karoliner” sind ein kleines unangepasstes Volk im Herzen der Stadt. Erkennen kann man sie recht gut: Steht man an der U-Bahn Feldstraße an der Straßenampel am Überweg ins Viertel, bleiben Bürger und Touristen stehen, der Rotgänger ist unangepasst und Szenezugehörig. Beim durchstreifen der vielfältigen Läden fällt wohltuend auf, dass die Karoliner wert legen auf einen Schnack unter sich, einen Kaffee auf der Haustreppe. Früher wohnten hier überwiegend Arbeiter aus dem angrenzenden Schlachthof, Zuliefererer, Kleinhandwerker, ein klassisches Arbeiterviertel, das Schlachthofviertel.
Die Marktstraße ist die Lebensader des Viertels, „Bei der Ölmühle”, „Bei der Glashütte” sind Hinweise auf das vorindustrielle Zeitalter. Mehr historisches kann man im angrenzenden Hamburg Museum am Holstenwall erfahren, dem größten städtischem Museums Deutschlands, das ist auch gleich hier um die Ecke liegt.
Das Quartier liegt ebenso wie die Schanze historisch gesehen vor den Wallanlagen und somit vor der Stadt. Die Franzosen brannten im 19. Jahrhundert die hier stehenden Häuser nieder um ein besseres Schussfeld zu haben. Die schönen Terrassenhäuser der Straßen entstanden um 1870. Nach dem zweiten Weltkrieg hat die Stadt dem Viertel wenig Beachtung geschenkt. 1964 wurde das „Kongress- und Messe-Centrum” ausgelobt und aufgebaut. Hier lag einer Kaufmannsstadt mehr daran gelegen. Ebenso Planten und Blomen mit Bundesgartenschau und dem Ausbau der Justizforen. An der Feldstraße war eine große Sporthalle vorgesehen, die Gnadenkirche sollte Messezwecken weichen. Die Pläne waren vorbereitet, Flächen und Häuser aus dem Viertel erworben, noch in den 70er Jahren wurden durch den Stadtkonzern Saga, Häuser im Privatbesitz aufgekauft. Ins Koroviertel zogen die Arbeitsmigranten der ersten Zeit. Wohnungsplaner gingen davon aus, dass viele Familien nur kurze Zeit im Quartier blieben. Sanierung war hier nicht gewünscht. Die Steg kümmert sich seit Ende der 80er Jahre, sowie auch Alteingesessene, dass sich die Mischung, das Flair in der Ausrichtung nach Künstlern, Designern, Handwerkern und jungen ideenreichen Selbstständigeren nicht verliert.
Besonders Bemerkenswert sind diese Läden:
Das hinsurfen verbietet sich – korrekt ist das informieren und kaufen vor Ort
Schlumperer
http://www.schlumper.de/
Sophie the cat
http://www.sophiethecat-onlineshop.com/
Lockengelöt
https://www.lockengeloet.com/
End Hemd
http://www.endhemd.com/

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