Überraschend, weil wenig bekannt und nach Nolde ein schöner Kontrast: Die Ausstellung „Minimal Art. Körper im Raum” im Bucerius Kunst Forum präsentiert Kunst ganz ohne Erklärung und Beschriftung. Die Kuratorin Dr. Kathrin Baumstark möchte das Erlebnis „Kunst mit dem Herzen sehen“ fördern. Wer mit Verstand kommt, schnappt sich das Begleitheft. Wer möchte, kann sie so zweimal sehen. Der Prolog zur Kunstgattung Minimal Art ist am Eingang manifestiert.
Form, Farbe, Raumwirkung: Die Gründerväter der Kunstrichtung Anfang der 1960er Jahre nahmen der Kunst die Illusion und beschränkten sich auf das Wesentliche. „Nur” 17 Arbeiten von Sol LeWitt, Dan Flavia, Robert Morris, Carl, Andrè, Donald Judd zeigen schon im Aufgang zur 800 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche eine großartige Show. Wichtig war den Künstlern die Demokratisierung der Kunst (Wie eben auch den PopArt Künstlern der Zeit). Der zweidimensionale Bildraum sollte bei der Minimal Art gegenüber der PopArt überwunden werden. Die Kunst für jedermann unmittelbar erfahrbar sein.
Donald Judd (1928-1994) fertigte von seinen Arbeiten Entwürfe an und ließ diese industriell produzieren. Das Werk „Untitelt (Stack)“ ist eines seiner zentralen Werke und begrüßt uns auch ziemlich zu Beginn der Ausstellung. Für die einen Kästen aus Edelstahl mit Bernstein-Plexiglas. Im Zusammenspiel mit Licht und Raum eine große Wirkung!
Der „Cube Cube” von Sol LeWitt (1928-2007) aus dem Jahr 1965 lädt dazu, ihn von allen Seiten zu betrachten und zu umschreiten.
Dan Flavin (1933-1966) schuf seine Lichtskulptur „Untitled” „Who`s Afraid of Red, Yellow and Blue”. Ein schöner Raum, der in violetten Tönen changiert. Den Sammler Christoph Seibt fasziniert dieses Ausstellungsstück aus jeder Perspektive immer wieder, der Künstler wurde zu einem seiner Favoriten der Gattung.
Spannende Zusammenstellung unterschiedlicher Künstler
Deutsche und zeitgenössische Künstler sind im zweiten Teil der Sammlung des Bucerius Kunst Forums gruppiert. Ausdrücklich nicht als „Minimalisten” zu bezeichnen… Die Kuratorin hat hier eine geschickte Zusammenstellung gruppiert. Die einzige (Der damalige Kunstmarkt war wohl so) Frau, Charlotte Posenenske (1939-1985), hat in einer recht kurzen Schaffensperiode den Kunstgedanken radikal weitergedacht. Ihre Arbeit, die an Lüftungskanäle erinnert, war erst 2020 in der Kunsthalle zu sehen. Im Kontext hier eine wunderbare Ergänzung der Ausstellung.
In „Braunes Kreuz” bezieht sich der Joseph Beuys-Schüler Imi Knoebel (1940*) auf das schwarze Quadrat des russischen Künstlers Kasimir Malewitsch. Die sich dynamisch nach rechts neigenden fünf Quadrate symbolisieren die unendlichen Möglichkeiten der gegenstandslosen Kunst.
Die Farbe entdeckte Imi Knobel ab 1975. „Ort – Blau Gelb Rot” (2008) mit fünf großflächigen Aluminium-Platten ist ebenfalls eine der Lieblingsarbeiten des Sammlers Christoph Seibt.
Seibt ist einer, der diese Kunstrichtung schon früh verstanden und antizipiert hat. Minimal Art – Körper im Raum – Maximal Erlebnis. Ein großartiger Zugang zu einer Kunstform, schön das es Menschen wie Christoph Seibt gibt, die sich ganz der Kunst hingeben. Ein wunderbarer Raum, der bis zum 24. April überrascht. Allein für die Klassiker der meisterhaften Reduktion zu kommen, ist lohnenswert.
Wir werden da wohl die ein oder andere Veranstaltung die hier zur Ausstellung angeboten wird nutzen, zumal hier auch das Thalia Theater mit eingebunden ist. Der zur Ausstellung arrangierte Veranstaltungsbereich ist umfangreich (Wer mag sogar in Italienisch).
Bucerius Kunst Forum
Alter Wall 12
Öffnungszeiten:
täglich 11 bis 19 Uhr, donnerstags 11 bis 21 Uhr