Steht man in Poppenbüttel an der Schleuse der Alster und schaut über den Park, meint man seinen Augen nicht trauen zu können: Hoch über dem Schleusenteich thront eine Burg – die vielleicht kleinste der Welt. Aus dem Mittelalter stammt sie allerdings nicht. Sie wurde 1884 von Albert Henneberg auf einem künstlichen Hügel aus Schutt errichtet, im Maßstab 1:4 nach dem Vorbild des Thüringischen Familiensitzes. Einst gehörte den Ahnen der Hennebergs ein Großteil Poppenbüttels. 1855 ließ sich in dem Dorf am Oberlauf der Alster, das zu dieser Zeit noch zu Preußen gehörte, die Familie nieder. Sie spielte in der Folge bei der Entwicklung des Fleckens eine entscheidende Rolle – auch weil sie einen Gutshof betrieben, wo vor allem Milch für Hamburg produziert wurde.
Als Albert Henneberg sich aus der Landwirtschaft zurückzog, baute er am Marienhof dieses steinerne Kleinod, als Highlight für seinen Englischen Garten. Aber die Burg wurde in späteren Jahren nicht mehr gepflegt; 1942 erwarb die Stadt Hamburg das Areal für die Erweiterung des Alsterwanderweges, der dann allerdings auf dem gegenüberliegenden Alsterufer gebaut wurde.
Jahrelang stand sie dann leer, bis sie im letzten Jahr verkauft wurde. Jetzt sind Miriam und Helge Hager die neuen Eigentümer der seit 1991 unter Denkmalschutz stehenden Burg. Sie gründeten eine gemeinnützige Stiftung, die sich um den Erhalt kümmert, veranstalten Lesungen, Feste und Konzerte. Die Poppenbüttler jedenfalls freut das neue Leben an der idyllischen Schleuse.