Mit Fotos von Jerzy Pruski
Nachts sind alle Katzen grau? Das mag stimmen – das Sprichwort, was ja eigentlich aussagt, dass in der Dunkelheit alles gleich aussieht, stimmt für Hamburg aber auf alle Fälle nicht – im Gegenteil.
Die Hansestadt zeigt sich nämlich im Dunklen von einer ganz besonders stimmungsvollen Seite. Jetzt im November kann man das aufgrund der Zeitumstellung sogar noch früher und länger genießen. Ein Spaziergang durch die beleuchteten Viertel, über Plätze und entlang der illuminierten Sehenswürdigkeiten lohnt sich auf jeden Fall – auch dann übrigens, wenn man auf der Suche nach tollen Fotomotiven ist.
Ein wenig beeilen muss man sich allerdings, wenn man die wunderschöne Alsterfontäne dieses Jahr noch ablichten möchte – Ende November wird sie nämlich auch in diesem Jahr durch die Alstertanne ersetzt. Die allerdings ist ebenfalls beleuchtet…
Das Jenisch Haus im gleichnamigen Park (Stadtteil Othmarschen) dagegen steht bereits seit 1834 und wird wohl noch viele Jahre über den Park wachen. Wenn hier abends die Lichter angeschaltet sind, entfaltet das Herrenhaus seine gesamte Eleganz. Übrigens lohnt es sich, dort auch einmal tagsüber vorbeizuschauen: Die Räume mit ihrer historischen Einrichtung sind ebenfalls sehenswert.
Von Steinwerder auf die Skyline schauen
Wer einen besonders schönen Bick auf die beleuchtete Skyline haben möchte, hat dazu zwei Möglichkeiten: die sogenannte Lichterfahrt durch den Hamburger Hafen und die Speicherstadt oder aber ein Spaziergang durch den alten Elbtunnel. Auf der anderen Seite liegt dann Steinwerder – und von dort aus hat man eine wirklich spektakuläre Sicht auf Hamburg.
Beim Spaziergang durch den alten Elbtunnel sollte man sich übrigens ruhig Zeit lassen, um die Kacheln und Friese im Tunnel zu bewundern. Wer noch mehr tolle Fotos schießen möchte, geht in Steinwerder um den Fährkanal herum zu den Musical-Theatern. Dort kann man nämlich ungewöhnliche Kunstwerke fotografieren.
Zum einen stehen hier zwei der weltberühmten Nanas der Künstlerin Nikki de St. Phalle. Die kurvenreichen Damen heißen „Blue Nana“ und „Nana and Dolphin“. Sie teilen sich den Boulevard vor den Musical-Theatern mit etlichen anderen Kunstwerken – und dem berühmten Elefanten, den Salvador Dalí schuf. Der erreicht eine Höhe von sieben Metern und hat somit den kompletten Überblick.
Apropos Über-, oder besser Ausblick: Einen der schönsten Blicke über die Stadt hat man zweifelsohne von der „Clouds – Heaven’s Bar & Kitchen“ in den Tanzenden Türmen am Eingang zur Reeperbahn. Aber auch wer lieber auf dem Erdboden bleibt: Die beiden Hochhäuser selbst, alternativ auch „Tango-Türme“ genannt, bieten in der Dämmerung und der Nacht ebenfalls einen traumhaften Anblick. Entworfen hat sie übrigens der Hamburger Stararchitekt Hadi Teherani, der auch für den Berliner Bogen am Berliner Tor und die Europa Passage am Ballindamm verantwortlich war.
Romantik im Komponistenquartier
Von der futuristischen Architektur der Tanzenden Türme zu Hamburgs historischen Seiten. Das ist nur ein Katzensprung, oder besser, einen Fußmarsch von zehn Minuten, entfernt: rund ums Hamburger Komponistenquartier nämlich. Unter diesem Namen firmieren die aufwendig und historisch restaurierten Bürger- und Kaufmannshäuser in der Hamburger Neustadt. Hier in der Peterstraße liegen gleich fünf Museen, die sich mit verschiedenen Hamburger Musikgrößen beschäftigen: von Brahms bis Telemann. Wer hier am Abend durch die Gassen schlendert, fühlt sich zurückversetzt in die berühmte gute alte Zeit der Pfeffersäcke und Kunstmäzene.
Ebenfalls einen Hauch von Vergangenheit kann man dann einige Minuten entfernt erleben: in der Gasse Krayenkamp. Vor allem die restaurierten Fachwerkhäuser der Krameramtsstuben sind auch am Abend eine echte Augenweide. In diesen Häusern wurden im 17. Jahrhundert die Witwen der Händler (Kramer) untergebracht, sofern diese der Zunft angehört hatten.
Es ist nicht zuletzt dieser Kontrast aus ultramoderner Architektur auf der einen und historischen Bauwerken auf der anderen Seite, der Hamburg zu einer so einzigartigen Stadt macht.
Lichtermeer im Hafen
Diesen Kontrast kann man in der Hansestadt besonders gut am Hafen und in der angrenzenden Speicherstadt erleben. Hier moderne Schiffsanlagen, dort der Charme vergangener Handelszeiten. Die Speicherstadt entstand in den Jahren 1885 und 1927 als größter Lagerhauskomplex der Welt. Die meisten Häuser wurden nach der sogenannten „hannoverschen Schule“ gebaut, einer Stilrichtung der neugotischen Backsteinarchitektur. Eine der Besonderheiten war der unverputzte Backstein, der überall in der Speicherstadt verbaut wurde und der bis heute erhalten geblieben ist – allerdings mit einer schönen Patina. Kein Wunder, dass man auf dieser Ecke besonders viele Fotomotive findet. Neben dem berühmten Wasserschloss, das wohl schon jeder bei Nacht gesehen hat, gibt es in der Speicherstadt aber durchaus auch noch andere Hotspots. Einer davon ist die Wache der Hafenpolizei an der Kehrwiederspitze. Die heißt übrigens so, weil früher die Frauen der Seeleute ihre Männer dort verabschiedet haben, wenn diese auf große Fahrt gingen.
Die Speicher am Holländischen Brook sind ebenfalls ein Foto wert, vor allem in der Dämmerung, wenn sie nur spärlich beleuchtet sind. in dieser Ecke wurde übrigens auch die berühmte Kinderserie „Die Pfefferkörner“ gedreht.
Von der Speicherstadt ist es dann nur noch einen Katzensprung entfernt zum „neuen Hamburg“ in Gestalt der Hafencity. Auch hier gibt es natürlich jede Menge Gelegenheiten für Hobby-Fotografen, ein tolles Foto zu schießen. Hier kommen vor allem Fans von spannender Architektur auf ihre Kosten. Denn
Gebäude wie der Marco-Polo-Tower, bei dem jede Etage um einige Grade versetzt übereinander
gebaut wurde, sehen auch abends einfach gigantisch aus. Das gilt auch für das Unilever-Haus in direkter Nachbarschaft mit seiner in Zackenform angelegten Grundfläche.
Fazit: Ein Spaziergang durch die Hamburger Nacht oder Dämmerung lohnt sich auf jeden Fall!