Ausflugstipp: Mal nach Celle fahren…


Dieser Brunnen in der Altstadt gehört zu den sogenannten Pipenposten in Celle. Das waren Wasser-Tankstellen, an denen sich die Bevölkerung mit Flusswasser aus der Elbe versorgen konnten. Die Säule trägt das Stadtwappen Celles, den Löwen. Alle Fotos: ©Celle Tourismus

Es muss wohl daran liegen, dass für viele Hamburger alles ab Harburg tiefer Süden ist, dass die Residenzstadt Celle gar nicht so richtig als lohnendes Ziel für einen Tages- oder Wochenendausflug wahrgenommen wird. Dabei braucht man mit dem Auto lediglich anderthalb Stunden dorthin. Wer schneller sein möchte, sollte sich die Zugverbindungen einmal genauer anschauen. Da dauert die Anreise nämlich nur eine Stunde.

Liebevoll restauriert und durch und durch charmant: die Altstadt


Celle ist berühmt für seine Altstadt mit ihren rund 500 Fachwerkhäusern aus verschiedenen Epochen. Sie alle wurden liebevoll restauriert und viele von ihnen beherbergen im Erdgeschoss originelle kleine Läden

Celle, am Rand der Lüneburger Heide, ist immer noch ein wenig Geheimtipp für Städteurlauber. Dabei gibt es hier jede Menge zu entdecken. Zuallererst die Celler Altstadt. Diese steht zwischen fünf kleinen, parallel verlaufenen Gassen (und einigen Querstraßen), die allesamt in Richtung des Schlosses führen. Klingt überschaubar? Ist es aber gar nicht, denn in Celle sind noch rund 500 Fachwerkhäuser erhalten, die Altstadt ist überdies wirklich liebevoll restauriert.

In der Celler Altstadt gibt es an der Ecke Zöllnerstraße/Poststraße noch ein weiteres Highlight: ein Glockenspiel an der Westfassade eines Fachwerkhauses. Hier sollte man aber nicht nur zuhören, sondern auch hinschauen. An dem Glockenspiel sind Figuren bekannter Celler Persönlichkeiten zu sehen. Darunter Königin Caroline Mathilde von Dänemark, die aufgrund einer Affäre und anschließender Scheidung von 1772 bis 1775 als Verbannte im Celler Schloss leben musste. Auch den Heidedichter Hermann Löns kann man hier entdecken.

Märchenschloss in strahlendem Weiß


Weithin sichtbar: Das Celler Schloss mit seiner strahlend weißen Fassade steht auf einer kleinen Anhöhe


Apropos Schloss: Das Residenzschloss ist natürlich die bekannteste Sehenswürdigkeit Celles – und schon allein wegen seiner strahlend weißen Fassade nicht zu verfehlen. Erstmals erwähnt wurde die Anlage um 1315. Danach wurde die einfache Burg nach und nach zu einem beeindruckenden vierflügeligen Ensemble umgebaut. Spannend am Celler Schloss ist auch die Tatsache, dass aus allen Bau-Epochen noch Teile vorhanden sind, vom mittelalterlichen Burgpalast bis zum im 19. Jahrhundert renovierten Ostflügel. Das Schloss beherbergt heute das älteste, heute noch bespielte Barocktheater Europas und das Residenzmuseum. Es lohnt sich übrigens, eine Führung durch das Schloss zu machen. Denn dabei erfährt man nicht nur Wissenswertes über Architektur und Politik, sondern durchaus auch Amüsantes über Intrigen und allerlei verbotene Verhältnisse.

Barocke Pracht der Kirchenfürsten


Die Schlosskapelle ist ein Highlight der Früh-Renaissance und enthält kostbare Kirchenkunst. Um diese nicht zu beschädigen, kann man sie nur durch ein Fenster bestaunen

Kein historischer Stadtbummel ohne den Besuch der einen oder anderen Kirche – immerhin haben die Kirchenfürsten lange Jahrhunderte Geschichte geschrieben und Politik gemacht. In Celle gibt es gleich zwei Gotteshäuser, die einen Abstecher lohnen. Das Eine ist die Schlosskapelle, die komplett im Stil der Früh-Renaissance erhalten ist. Leider darf man, um die kostbaren Kunstwerke nicht zu beschädigen, nur durch die Fenster schauen – aber das allein ist schon lohnenswert. Die andere Kirche, die man sich anschauen sollte, ist die St. Marienkirche. Von außen unscheinbar, entfaltet sie im Inneren ihre ganze barocke Pracht, deren Stuckelemente vom italienischen Künstler Tornielli geschaffen wurden.

Bauhaus als Kontrastprogramm


Der Bauhaus-Architekt Otto Haesler hat in Celle zahlreiche Spuren hinterlassen. Die Siedlung italienischer Garten mit ihren farbigen Häusern im klassischen kubischen Formen und leuchtenden Farben war eine der ersten der Klassischen Moderne

Wer allerdings glaubt, Celle sei hoffnungslos in der Vergangenheit stehen geblieben, sollte lieber noch mal genauer hinsehen. Allein die vielfältigen und originellen Läden in der Altstadt sprechen eine andere Sprache – und das Celler Kunstmuseum direkt neben dem Schloss ebenfalls. Denn hier sind zahlreiche Werke der Moderne zu sehen, beispielsweise von Joseph Beuys. Nachts verwandelt sich die Fassade des Museums in ein sehenswertes Klang- und Lichtkunst-Ensemble.


Das 24-Stunden-Kunstmuseum in Celle: Tagsüber Ausstellungen der Moderne, nachts eine kreative Licht-Ton-Installation

Was kaum jemand über Celle weiß: In der Stadt   gibt es zahlreiche Bauhaus-Gebäude, die in den 1920er Jahren unter Federführung des Architekten Otto Haesler entstanden sind, neben Walter Gropius der zweite Begründer des Neuen Bauens. Die Otto-Haesler-Stiftung betreibt heute am Galgenberg 13 ein Bauhaus-Museum – und zwar in zwei Wohnungen dieser Stilrichtung.

Celle ist also nicht nur für Fans von Mittelalter, Barock und Fachwerkkunst ein tolles Ausflugsziel, sondern auch für Freunde moderner Kunst und Architektur. Aber auch wer damit so rein gar nichts am Hut hat, wird sich in dem malerischen Städtchen wohlfühlen.

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