Aby Warburg: der luxusreisende Hamburger

Aby Warburg reiste 1895/1896 in den Südwesten der USA. Diese Tour prägte  den Hamburger Intellektuellen und wissenschaftlich orientierten Kulturanthropologen. Seine mehrfach übersetzte Rede „Schlangentanz” und seine Forschungsergebnisse aus dem Jahr 1923 sind neben der umfangreichen Sammlung des MARKKs Grundlage der Ausstellung „Blitzsymbol & Schlangentanz”.

Dem damaligen Völkerkundemuseum stand der Sammler Aby Warburg zeitlebens immer sehr nahe. Zum ersten Mal werden seine Exponate in der umfangreichen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Nach der Ausstellung „Mnemosyne” in Harburg ist dies die wichtigste Aby Warburg-Reflexion. Uns begeistern die umfangreiche Sammlung an Katsina-Figuren der Hopi Indianer. Diese Mischwesen als Vermittler einer höheren Instanz, Persönlichkeiten, mit Wirkmächten für Regen, Fruchtbarkeit und weiteren Eigenschaften ausgestattet,  waren als Figuren auch schon zu Zeiten seiner Reise unter weißen Touristen ein Sammlerobjekt. 


Auch die Herstellung der Töpfe und Keramiken der Pueblo Nation der Apache, Navajo, wandelten sich zu Zeiten seiner Reise. Als Tourist, Forschungsreisender und Sammler gleichermaßen begründete Aby Warburg seine amerikanische Sammlung. Die zahlreichen Teppiche, Schalen, Rasseln, dokumentieren eine Zeitreise und sind durch die Kuratorin  Christine Chávez, aus dem 100-jährigen Depotschlaf in der Sonderausstellungsfläche gut präsentiert.

Bewusst werden einige Objekte nicht gezeigt

Einige sinnvolle ergänzende Objekte stammen aus dem Londoner Warburg Institute und runden den Erzählraum ab. Eine gute Entscheidung ist es auch, religiöse und heilige Objekte nicht zur Schau zu stellen. Die Zeiten der Sichtweise haben sich seit der Reise des Sammlers deutlich geändert. Die weißen Flächen verdeutlichen und lassen den Betrachter innehalten, das der gesellschaftliche Blick auf den Kontext der amerikanischen First-Nation sich geändert hat.Dem inszenierten Fotografieren des reisenden Kulturwissenschaftlers hinterlassen aus heutiger Sicht fragen. Forscherdrang, Faszination, exotischer Voyeurismus spricht aus den abgelichteten Zeitzeugnissen und hinterlassen Aby Warburg als eine problematische Figur.

Neben der Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe Benins, die das MARKK in einer Ausstellung aufbereitet, ist auch „Blitzsymbol und Schlangentanz“ mit Sicherheit einen Besuch in diesem Museum wert.

Blitzsymbol und Schlangentanz
MARKK
Museum am Rothenbaum
Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr
donnerstags 10 bis 21 Uhr
Rothenbaumchaussee 64

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