Hamburg hat bekanntlich viele Superlative zu bieten. Das gilt auch für das Chilehaus, das wohl beeindruckendste Kontorhaus der Welt! Kein Wunder: Allein die Architektur ist atemberaubend: Wie ein Schiffsbug ragt das Chilehaus in den Himmel. Für diese Hommage an die Seefahrt gibt es auch gute Gründe und die gehen weit über architektonischen Chic hinaus.
Was Salpeter mit dem Chilehaus zu tun hat
Der Hamburger Henry Brarens Sloman kommt in seiner Heimatstadt beruflich nicht so recht weiter. So beschließt er 1869, sein Glück anderswo zu suchen. Er wandert völlig mittellos nach Chile aus, das Geld für die Überfahrt leiht ihm sein Schwager. Nach gut 20 Jahren in dem südamerikanischen Land macht sich Sloman selbständig – mit einer Salpeterfabrik.
Dazu muss man wissen: Salpeter gilt seinerzeit als wahres Wundermittel. Sein reaktiver Stickstoff sorgt auf den Feldern dafür, dass Pflanzen besser wachsen. Dazu kommt, dass Salpeter auch in der Schießpulvergewinnung gebraucht wird. Allerdings gibt es damals nur wenige entdeckte Salpetervorkommen. Sloman besitzt mit seiner Firma „Gute Hoffnung“ also eine wahre Goldgrube.
Dementsprechend ist er auch ein schwerreicher Mann, als er mit 60 Jahren nach Hamburg zurückkehrt – mit einem ehrgeizigen Plan in der Tasche. Zunächst kauft Sloman ein 5000 Quadratmeter großes Grundstück, wenig später dann die stolze Anzahl von 4,8 Millionen Ziegelsteinen. Die bekommt er für wenig Geld von Architekten, die von der Inflation stark betroffen sind.
Fritz Höger kommt an Bord
Slomans geplantes Haus soll etwas ganz Besonderes werden. Deshalb ruft er einen Architektur-Wettberwerb ins Leben, den der Baumeister Fritz Höger gewann: mit der Idee, das Haus wie ein Schiff zu gestalten.
Die zahlreichen Planungszeichnungen, die bis heute existieren, zeigen, dass die Realisierung des Chilehauses alles andere als einfach war. Am Ende aber hatte Hamburg ein einzigartiges Prunkstück. Als 1924 das Chilehaus fertiggestellt ist, hat Hamburg ein besonders prachtvolles Beispiel des sogenannten Backstein-Expressionismus.
Insgesamt 4,8 Millionen Ziegelsteine wurden für das Chilehaus verbaut. 2800 Fenster sorgen dafür, dass das Gebäude in der Dunkelheit weithin sichtbar bleibt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche liebevolle Details zu bewundern, wenn man sich Zeit nimmt, das Haus in aller Ruhe zu besichtigen.
Dazu gehören die vielen Schmuck-Elemente aus Keramik, die überall an der Fassade sichtbar sind. Dazu zählen aber auch die Skulpturen, die von Bildhauer Richard Kuöhl geschaffen wurden und die Innenraumgestaltung mit Kronleuchtern und farbigen Fliesen.