Er gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Hamburgs: der Michel. Eigentlich heißt er „Hauptkirche St. Michaelis“, aber Michel hat sich schon seit Jahrhunderten eingebürgert.
Zum Wahrzeichen der Stadt wurde der Michel allerdings nicht, weil das Gotteshaus so imposant wirkt, sondern weil Seeleute ihn bei der Einreise als Erstes, bei der Ausreise aus dem Hafen aber als Letztes sahen.
Die Geschichte des Hamburger Michels begann mit einer der größten Geißeln der Menschheit: der Pest. Um 1600 herum entstand vor den Toren Hamburgs ein Pestfriedhof mit einer Kapelle. Diese war der Vorläufer des heutigen Michel.
Als sich jedoch die sogenannte Neustadt mit immer mehr Menschen füllte, wurde diese Kapelle für Gottesdienste zu klein. Der Rat der Stadt sowie die Bürgerschaft beschlossen einen Neubau: am 14. März 1661 wurde der große Michel mit einer Messe eingeweiht.
Die Freude der Hamburger über ihre neue Kirche dauerte allerdings nicht einmal hundert Jahre. 1750 wurde der Michel vom Blitz getroffen. Der Turm brach zusammen, das Gotteshaus brannte aus. 1762 wurde dann der Neubau der Kirche eingeweiht.
Es sollte allerdings nicht das einzige Mal bleiben, dass der Michel Feuer fing: 1906 kam es bei Lötarbeiten zu einem Feuer, was wieder den Turm zerstörte. Doch auch diesmal gaben die Hamburger alles, um ihre Kirche bald wiederzubekommen. Nach nur sechs Jahren stand der Michel so prunkvoll da wie zuvor. Allerdings hatte man das Holzgerüst gegen Beton und Stahl ausgetauscht. Im Zweiten Weltkrieg schließlich diente der Michel als Luftschutzbunker. Vor Zerstörung war aber auch er nicht gefeit: 1945 trafen Bomben das Hauptschiff der Kirche und beschädigten es schwer. Erneut wieder aufgebaut war er 1952. Mehrere Jahre schließlich dauerte die umfassende Sanierung der Kirche, die in den 1980er Jahren begann und 2009 endete.
Der Turm und die Orgeln
132 Meter ragt der Turm des Michels in die Höhe und enthält insgesamt zehn Glocken. Zwei der Uhrschlagglocken fehlten allerdings viele Jahre. Sie waren 1917 während des Ersten Weltkriegs zur Waffenproduktion eingeschmolzen worden.
Darüber hinaus hat der Michel auch vier Orgeln: die Marcussen-Orgel auf der Empore, die Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Orgel in der Krypta, die Steinmeyer-Orgel als größtes dieser Instrumente und die Carl-Philipp-Emmanuel-Bach-Orgel als neueste Errungenschaft.
Willkommen im Untergrund
Doch der Michel ist nicht nur Norddeutschlands bedeutendste Barockkirche, sondern besitzt auch eine der größten Grabkammern Europas. Ein Besuch der Michel-Krypta lohnt sich also. Im Eingangsbereich weisen Fundstücke aus verschiedenen Bereichen auf die lange Geschichte der Kirche hin.
Ein Blick ins Innere zeigt ein riesiges, etwa 300 Quadratmeter großes, Gewölbe mit massiven Stützpfeilern. Hier wurden vor allem wohlhabende Hamburger bestattet, die sich ihre Grabstätte etwas kosten ließen. Bis zu drei Särge fanden in einer Gruftkammer Platz. Diese wurde mit massiven Sandsteinplatten abgedeckt.
Auch im Inneren der Krypta finden sich viele Ausstellungsstücke wie Skulpturen oder Glasfenster, die an die Geschichte der Kirche und der Hansestadt erinnern.
Da Führungen durch die Krypta aufgrund der Corona-Pandemie zurzeit nicht gestattet sind, bietet sich die Michel-App an, die allerlei Unterhaltsames und Wissenswertes rund um die Kirche präsentiert.
Hauptkirche St. Michaelis
Englische Planke 1