Das Gemälde
Es wird der erste Blickfang aller Besucherinnen und Besucher in der Hamburger Kunsthalle – Das Gemälde Einzug Kaiser Karl V. in Antwerpen von Hans Makart. Unmittelbar nach dem Treppenaufgang befindet sich der Raum, in welchem das gigantische und eindrucksvolle Gemälde beherbergt ist. Es entstammt dem 19. Jahrhundert und wurde 1878 von Makart ursprünglich für die Pariser Weltausstellung gemalt.
Es bildet den namengebenden Kaiser Karl V. bei seinem Einzug in Antwerpen im Jahre 1520 ab. Umringt von allerlei unterschiedlicher Menschen reitet er erhobenen Hauptes auf seinem Ross. Man sieht Frauen und Männer, manche davon edel gekleidet, manche tragen eine Rüstung und wiederum manche der Damen sind unbekleidet. So wie die meisten Blicke der abgebildeten Personen, sind meist auch die Blicke der Betrachterinnen und Betrachter auf den Kaiser gerichtet und das mit gutem Grund. Es scheint ganz, als würde der Kaiser aus dem tiefen Raum geradewegs auf einen zureiten.
Jedoch wurde es seit seiner Errungenschaft nicht durchgehend ausgestellt, denn es wurde der Öffentlichkeit immer mal wieder vorenthalten. Bereits der erste offizielle Direktor der Kunsthalle entschied sich gegen die Ausstellung des Gemäldes, wohingegen der zweite Direktor es erneut ausstellen ließ. Ab Beginn des zweiten Weltkriegs wurde das Bild bis 1981 erneut aus den Ausstellungsräumen genommen. Und auch seit 2016 ist es nicht mehr zu begutachten. Doch nun ist es wieder soweit – das Kunstwerk wird erneut der Öffentlichkeit präsentiert. Es gab allerdings auch gute Gründe dafür, weshalb es einige Stimmen gegen die Kunst Makarts gab.
Das Bild gilt als ein Skandalbild seiner Zeit. Bei den bereits erwähnten fünf unbekleideten Damen, so geht das Gerücht rum, soll sich Hans Makart an der Wiener Hofgesellschaft inspiriert haben. So soll er die Gesichter einiger real existierender Damen Wiens auf dem Gemälde verewigt und lediglich um die nackten Körper ergänzt haben. Das ist auch Grund dafür, dass das Bild verhältnismäßig mehr Besucherinnen und Besucher in Wien angezogen hat, da man wissen wollte ob das Gerücht wahr ist und wenn es wahr ist, wer denn da abgebildet ist. Auch die Positionierung der Damen scheint nicht realistisch, denn wenn es diese Damen gegeben haben soll, so waren sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in unmittelbarer Nähe des Kaisers, sondern eher auf den Tribünen. Trotz dieses Skandals polarisierte das Bild seit dem Punkt seiner Entstehung und das nicht nur in Wien. Auch in Hamburg war man begeistert.
Von Wien zur Hamburger Kunsthalle
Nach der Präsentation auf der Pariser Weltausstellung fand das Gemälde im Anschluss seinen Weg nach Hamburg und wurde hier umgehend von den Hamburger Kunstfreunden erworben. Die Kunstfreunde gaben dem Direktor der Hamburger Kunsthalle bereits beim Kauf das Wort, dass das Gemälde in die Sammlung dieser wandern werde, jedoch sollte das Gemälde vor erst auf einer Europa-Tour in mehreren Städten präsentiert werden. Diese Präsentationen sahen so aus, dass lediglich nur dieses eine Gemälde ausgestellt wurde, was die Besucherinnen und Besucher schon damals nicht davon abhielt, in Massen zur Begutachtung zu erscheinen. So wurden innerhalb weniger Tage über 10.000 Besucherinnen und Besucher in einzelnen Städten gezählt, was noch aus heutiger Sicht beachtlich ist.
Das Bild hat allerdings streng genommen so gar nichts mit unserer Hansestadt gemein oder gar vereint sie eine Verbindung. Jedoch gilt es als eine der ersten großen Investitionen der Kunsthalle in Hamburg und fungiert seit dem Kauf eher prestigeträchtig. So hat es bereits unzählige Besucherinnen und Besucher in die Kunsthalle gelockt und kann deshalb als eine externe Investition gesehen werden. Hans Makarts Kunstwerk muss aus diesem Grund auch nur eine einzige Verbindung zur Kunsthalle Hamburg aufweisen – nämlich die Kunst selbst.
Die Ausstellung
Das Gemälde wird genau in dem Raum ausgestellt, in dem es all die Jahre schon immer gehangen hat. Der Raum wird neben dem Einzug Kaiser Karl V. in Antwerpen 52 weitere Gemälde und zwei Skulpturen fassen. Diese entstammen insgesamt sechs weiteren Stilen. So wird es die Historienmalerei, das Historische Genre, den Mythos Antike, den Orientalismus, den Gefühlskult und die Landschaft geben. Diese Bilder teilen allesamt eine Gemeinsamkeit – sie sind quasi die Definition des Hausgeschmackes der Kunsthalle aus den Gründungsjahren. Darüber hinaus ist der gesamte Raum sehr Epochenspezifisch gehalten und fokussiert sich auf das 19. Jahrhundert.
Dabei sind vor allem zwei Bilder sehr interessant: Das Urteil des Paris von Anselm Feuerbach (Mythos Antike) und Galilei vor dem Konzil von Friedrich Karl Hausmann (Historienmalerei). Den Hausmann macht in dieser Ausstellung besonders, dass er zum ersten Mal in der gesamten Geschichte der Kunsthalle in einer Ausstellung mit dem Makart zusammen ausgestellt ist. Weiter ist besonders, dass die Hausmann-Seite, welche genau gegenüber der Makart-Seite liegt, dem Ende nahende Herrscher zeigt, während Makart fast schon das Gegenteil darlegt.
Das Feuerbach-Gemälde macht interessant, dass es ähnlich wie das Makart sehr lange nicht mehr zu sehen war. Für Kunstfreunde des 19. Jahrhundert und Neuentdecker dieser Zeit steht somit eine aufregende und spanungsvolle Ausstellung bevor.
Ziele der Kunsthalle Hamburgs
Es fällt unter eine Sparte von Kunst, welche mit dem Aufschwung des Impressionismus aus der Kunstwelt nahezu verschwand. Jedoch soll dieser Stil nicht vergessen werden, weshalb man sich erneut dazu entschloss, das Bild auszuhängen. Die Art und Weise war nämlich so gar nicht gängig, was dieses Werk wieder so besonders macht. Auch wenn es zum Entstehungszeitpunkt als Modern galt, war es ein Frontalangriff auf den Impressionismus, welcher zugegebenermaßen deutlich mehr Bewunderer besitzt. Dennoch macht sich die Kunsthalle die Aufklärung zur Aufgabe, damit dieses Gemälde und dieser Stil nicht in Vergessenheit geraten.
Deshalb ist die gesamte Ausstellung und der Makart auch für die Kunsthalle ein großes Experiment und es bleibt abzuwarten, wie es von den Besucherinnen und Besuchern aufgenommen wird. Jedoch hat man in der Kunsthalle große Vorfreude und vor allem großes Selbstbewusstsein und geht entschlossen auf die Eröffnung zu. So wird es einen Audio-Guide über die hauseigene App zu der gesamten Ausstellung geben. Wandtexte werden durch Booklets ersetzt, welche von den Besucherinnen und Besuchern auch mit nach Hause genommen werden können.
Auch wir beim HamburgGuide sind nach kleinen Einblicken gespannt und erwarten Großes, denn die reine Sammlungspräsentation aus 150 Jahre alten Beständen tut genau das – sie verspricht einmalig und gigantisch zu werden.