Eine Sonderausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte lenkt den Blick auf die türkische Einwanderung in Deutschland. In Szene gesetzt hat die Bilder der Istanbuler Fotograf Ergun Çagatay.
Er besuchte von März bis Mai 1990 Köln, Werl, Berlin, Duisburg und natürlich Hamburg und fotografierte dabei das Privatleben, die Arbeit und das Gemeinschaftsleben der 1. und 2. Generation türkischer Gastarbeiter. Das Fotoprojekt war von der Agentur Gamma eigentlich auf zehn Jahre angelegt, konnte allerdings dann nicht mehr finanziert werden. So musste sich Çagatay schließlich aus dem Projekt verabschieden, die Bilder blieben unveröffentlicht.
Durch das Engagement von vielen und besonders des Kunsthistorikers Peter Stepan bleibt uns dieser fotografische Schatz erhalten und ist jetzt im Museum für Hamburgische Geschichte zu sehen.
Der Bildjournalist Çagatay schuf ein spannendes Abbild der Lebenswirklichkeiten und der Integration zwischen reinen Schnappschüssen und inszenierten Aufnahmen. Mosaikartige Streifzüge durch die Zeit. Momentaufnahmen einer divers und vielfältigen Community. Vergangenheit und Gegenwart spiegeln sich in den Bildern und bereichern den Diskurs um Zugehörigkeit und Heimat(en).
Das Ruhrmuseum Essen zeigte die Wanderausstellung „Wir sind von hier -Türkisch deutsches Leben 1990” als erstes Haus. Berlin, Istanbul als Ausstellungsorte werden folgen.
Vergangenheit und Lebenswirklichkeit
Der Blick in die Vergangenheit in eine große Zäsur der Geschichte, Wiedervereinigung und der Aufbruch in eine multikulturelle Gesellschaft. „Die Bilder zeugen von einer Lebenswirklichkeit ganz unterschiedlicher Menschen, an ihnen lassen sich Hoffnungen, Wünsche, aber auch Verzweiflung ablesen. Eine Momentaufnahme zur richtigen Zeit, da unsere Gesellschaft immer diverser wird!” sagt Bettina Probst Direktorin am Museum Holstenwall (MHG). Die Kuratorinnen der Ausstellung, Meltem Küçükylmaz und Stefanie Grebe, erhoffen sich Kontakt mit Besuchern und vielen Interaktionen zum Thema Stadtgeschichte.
Die Ausstellung und Bildersammlung als Brücke.Der Museumsort und die Ausstellung als Ort für Geschichten und Bilder mit echten Gesichtern für die heutige Zeit. Bilder von geschlossenen Räumen mit Männern beim Tee und Kartenspielen, auf der anderen Seite Frauen mit Kopftuch und schweren Einkaufstüten. Harte Arbeiter, unter Tage, am Fließband und doch Menschen zweiter Klasse. Viele Motive haben durchaus Klischeecharakter.
Beim Betrachten ist die Frage implementiert, inwieweit hat sich die Integration entwickelt? Bildliche Gegenüberstellung wie aus der Böckmannstraße geben Aufschluss. Die Kraft der Ausstellung liegt im heute zum einen im Fotohandy und in der Reflexion aller, gesellschaftliche und politische Bedingungen zu hinterfragen.
Der Bildjournalist ist mit 81Jahren vor kurzem verstorben, sein Beruf ist durch das Fotohandy zum Teil obsolet geworden.Chancengleichheit zu gewährleisten ist nicht nur eine Frage der Herkunft, sondern eine Aufgabe der Politiker dieses zu verbessern. Ein kostenfreies Magazin begleitet die Ausstellung.
„Wir sind von hier, Türkisch-deutsches Leben 1990”
Museum für Hamburger Geschichte Holstenwall 24
Öffnungszeiten:
montags, mittwochs und freitags von 10 bis 17 Uhr,
samstags und sonntags von 10- bis 18 Uhr
Kuratierte Führungen Donnerstag: 7 April von 18- bis 19.30 Uhr in deutscher Sprache, Donnerstag 5. Mai von 17 bis 18Uhr in türkischer Sprache
Ausstellungsgespräche Erzähl mal..! Sen anlat…! Sonntag. 27. Feb 11.30 bis 13 Uhr, Samstag 19. März von 15 bis 16:30 Uhr,