Schon 1795 steppte hier der Bär: Schausteller, Seiltänzer, Kunstreiter und Schankwirtschaften lockten die Hamburger auf den Spielbudenplatz und in die angrenzenden Straßen. Ab 1840 werden im boomenden Vergnügungsviertel, das nun St. Pauli Vorstadt heißt, Konzessionen für feste Theater- und Varieté-Bauten erteilt. Zahllose Theater, Operetten- und Konzerthäuser, Varietés und Zirkusse mit Tausenden Zuschauerplätzen öffnen ihre Pforten.
Berühmt und berüchtigt war und ist Hamburgs weltweit bekannte Straße auch heute. Am Wochenende spuckt an der Station Reeperbahn eine S-Bahn nach der anderen Fahrgäste in Feierlaune aus. Auf den Bürgersteigen schieben sich Reisegruppen an Partygängern vorbei, Polizei-Teams gehen Streife, Koberer locken Gäste in die Läden, Mädels in hohen Lackstiefeln verhandeln mit untersetzten Halbglatzen, die ihre Väter sein könnten. Wer sich hier um jeden Preis mit überteuertem Schaumwein und dürftigen Tanzvorführungen für Verklemmte übers Ohr hauen lassen will, kommt hier genauso auf seine Kosten wie die Jungs und Mädels, die einfach nur Party machen wollen.
Ob nun Deutschlands ältestes Privattheater – das St. Pauli Theater – das St. Pauli Museum gegenüber der Davidwache, die Clubs und Bars in den Seitenstraßen, dort wo die Off-Kultur lebt – das, was St. Pauli immer ausgezeichnet hat, gilt auch heute noch: Hier ist eben Platz für alle.