Um die Ehre, als Hamburgs imposantestes Flaggschiff zu gelten, buhlen zwei ganz unterschiedliche Konkurrentinnen – an Land ist es das mondäne Chilehaus, zu Wasser die RMS Queen Mary 2. Letztere ist eine flüchtige Schönheit, dampft sie doch nach ein paar Stunden wieder ab aus „ihrer“ Stadt.
Anders das Chilehaus, das seit bald 90 Jahren unverrückbar seinen Standort in der südlichen Altstadt innehat. Seitdem bietet es rund 36.000 Quadratmeter Geschossflächen – auf seiner Grundfläche von 6.000 qm standen noch wenige Jahre vor Baubeginn 70 düstere Häuser in einem der engen Gängeviertel, die der „Große Hamburger Brand“ von 1842 nicht eingeäschert hatte.
Fünfzig Jahre später wütete eine verheerende Choleraepedemie in den Gassen voller Müll und Schmutz. Für die dringend notwenige Sanierung kaufte die Stadt das Gelände und fand in dem Kaufmann Henry B. Sloman den geeigneten Bauherrn. Der hatte sein riesiges Vermögen im Handel mit Salpeter gemacht, und weil seinen Familiennamen schon das Kontorhaus der verwandten Reederfamilie Rob. M. Sloman am Baumwall trug, nannte er seinen 1924 eingeweihten Bau „Chilehaus“ – in Erinnerung an seine 32 Jahre in Südamerika. Architekt des expressionistischen Baus in der Hamburg-typischen „Backsteingotik“ mit dem grandiosen Schiffsbug war Fritz Höger. Seit 20 Jahren ist das Chilehaus im Besitz eines Offenen Immobilienfonds von Union Investment und beherbergt in den A, B und C benannten Gebäudeteilen und in den großzügigen Innenhöfen traditionsreiche Handelsfirmen und Versicherungsagenturen, zunehmend auch Werbetreibende und Kreative, dazu eine lebendige Mischung von internationaler und lokaler Gastronomie. Im Haus A hat der Edelversender „Manufaktum“ eines seiner Warenhäuser eingerichtet und verkauft hier das aus den feinen Katalogen bekannte Sortiment. Die renommierte Fotogalerie Flo Peters zeigt ihre Ausstellungen im Chilehaus C, Pumpen 8.
Durch seine Lage mitten in der City beim Hauptbahnhof und die unmittelbare Nähe zur HafenCity, durch seine Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und an die Autobahnen ist das Chilehaus eine der gefragtesten Firmenadressen im Hamburger Kontorhausviertel.
Weitere Infos unter http://www.chilehaus.de Passend zum Thema ist im Verlag Ellert & Richter folgendes Buch erschienen:
Der Vater des Norddeutschen Klinker-Expressionismus
Als das Chilehaus 1924 fertig gestellt war, schien es, als krachte ein Stein gewordenes Schiff mit seinem spitzen Bug, mitten in die Hamburg Altstadt. Fritz Höger (1877-1949) hat mit dem expressiven Großbau aus Klinkern eines der bisher markantesten Gebäude der Hansestadt geschaffen und damit seinen Ruhm als Architekt begründet. Ulrich Höhns zeichnet den Berufs- und Lebensweg Fritz Högers nach und erläutert sein großes und vielgestaltiges Werk.
Ulrich Höhns
Fritz Höger
168 Seiten, 68 Abbildungen
Leinen mit Schutzumschlag
Ellert & Richter Verlag
14,90 Euro