Kiez, Kult, Casino: unterwegs auf der „geilen Meile“

 Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich für einen „Heiermann“ auf ihr vergnügen konnte, Matrosen auf Landgang hierher pilgerten, und Hans Albers seine Liebe zu ihr besang. Und dennoch hat sie nicht an Reiz verloren: die Reeperbahn. Ob ein zünftiger Kneipenbesuch in der Ritze, die Beats im angesagten Mojo Club, ein Stelldichein mit den Damen des horizontalen Gewerbes in der Herbertstraße oder einfach nur pure Neugierde hierherlocken: Ein Streifzug über die berühmteste Straße der Stadt reizt Einheimische nach wie vor und ist für viele Touristen Pflichtprogramm.
Eine gute Möglichkeit, den Kiez auf eigene Faust kennenzulernen, ist auf einer Hop on Hop off-Tour mit den Roten Doppeldeckern. Sie fahren bis zur Haltestelle Seewartenstraße. Nur wenige Gehminuten von der Haltestelle entfernt, erreichen Sie schon den Spielbudenplatz. Hier starten Sie ihre Tour auf der sündigsten Meile der Welt mit einem Besuch im ältesten Wachsfigurenkabinett Deutschlands, dem Panoptikum. Seit über 130 Jahren werden hier bedeutende Herrscher, Genies der Wissenschaft und die schillerndsten Persönlichkeiten der Kunst, Kultur und des Sports als Wachsfigur verewigt. Hier gilt die Devise: Genauer hinschauen ist erwünscht, sind Original und Kunstwerk im Panoptikum kaum auseinander zu halten. 
Genauer betrachten Besucher am besten auch die Tanzenden Türmen, gehen doch hier die Meinungen auseinander, was der preisgekrönte Entwurf Hadi Teheranis darstellt. Bei der offiziellen Beschreibung handelt es sich um ein Tango tanzendes Pärchen, andere indes behaupten augenzwinkernd, es wären die X-Beine einer Prostituierten, die auf dem Kiez nach Freiern Ausschau hält.
Darüber lässt sich hervorragend bei einem Cocktail in der clouds bar in den tanzenden Türmen mit atemberaubendem Blick auf Hamburg nachdenken. Massives Eichenholz, gegerbtes Leder im Vintage-Look und eine sanfte Beleuchtung beeindrucken den Besucher ebenso wie das Weinangebot und die Cocktailkreationen. Im obersten Stockwerk des Wolkenkratzers lässt es sich aber auch 105 Meter über Elbniveau, im clouds, himmlisch speisen. Die Speisekarte der Crossover-Küche verspricht mit Ceviche vom Kabeljau, Rinderfilet, wildem Brokkoli oder argentinischer Rotgarnele, zubereitet auf einem Tappanyaki Grill, wahrlich traumhafte Genüsse. 
Gut gestärkt kann die Kieztour auf der Reeperbahn fortgeführt werden, die natürlich von dem ein oder anderen Etablissement und Sexshop gesäumt wird, wie zum Beispiel der Boutique Bizarre. Neugierige Besucher finden hier ein großes Repertoire an Love Toys, Körperkosmetika, Kondomen aber auch Literatur und Accessoires für die verschiedensten Fetische. Besonders beliebt sind die „Sexy Surprises Girl oder Boy“, die „Fucking Sexy Surprises“ oder das „Überraschungspaket für Sie und Ihn“. Jedenfalls finden Hamburgbesucher hier ein originelles Geschenk für die Daheimgebliebenen oder eine schöne Erinnerung an die „geile Meile“. Wem der Besuch der Boutique die Schamesröte ins Gesicht treibt oder das Blut zu sehr in Wallung bringt, sollte sich in der Chicago Bar, der Albers Bar oder dem Irish Pub „kühl“ trinken. Drei beliebte Bars, die von Kiezbesuchern gerne angelaufen werden.
Bei Einheimischen ist aber auch der Hamburger Berg, eine Nebenstraße der Reeperbahn, gefragt. Hier tobt sich das Partyvolk je nach Musikgeschmack in der Bambi Bar, dem headCRASH, in der Parzelle oder dem Blauen Peter aus. Wer danach noch einige Euros übrig hat, kann sein Glück beim American Roulette, Black Jack oder an einer der vielen Glückspiel-Automaten der neuesten Generation im Casino Reeperbahn versuchen. Vielleicht ist das Glück dem spielenden Glücksritter ja hold. Zu wünschen wäre es. Mit einem netten Gewinn ließe sich zumindest der nächste Besuch in Hamburg finanzieren. Am besten mit einer Unterkunft im Empire Riverside Hotel oder dem east Hotel Hamburg. Beide Hotels sind wärmstens zu empfehlen, zaubert allein schon das Interieur dem Besucher ein Lächeln ins Gesicht. Vom zuvorkommenden Service und der Atmosphäre ganz zu schweigen.
Bevor man der Reeperbahn aber den Rücken kehrt und sich auf den Heimweg macht, sollte man das Sankt Pauli Museum noch besucht haben. In einer Ausstellung präsentiert das kleine, aber feine Sankt Pauli Museum einzigartige Exponate und Bilder, die die abwechslungsreiche Entwicklung St. Paulis vom Mittelalter bis zur Gegenwart lebendig illustrieren. Auch aktuellen Entwicklungen werden immer wechselnde Sonderausstellungen gewidmet. Es ist schon eine ganz besonders lebendige Straße und trotz vieler schräger Vögel dennoch kein Zoo, diese Reeperbahn. So sehr sie auch ambivalente Gefühle wecken mag, eine Sache wird jedem Kiezbesucher klar: dieser Stadtteil und seine Bewohner sind besonders tolerant. Und das spürt man, auf der Reeperbahn nachts um halb eins, aber auch tagsüber.

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