Das Café Leonar ist nach dem Umbau des Hauses wieder an seinem alten Standort zu finden. © Café Leonar Seit einigen Jahren hat sich im Grindelviertel wieder jüdisches Leben etabliert. Nicht nur die steinernen Zeitzeugen stehen hier stellvertretend für die Auslöschung einer ganzen Bevölkerungsgruppe, das Viertel bietet auch wieder Lebendiges. Die Gründung der Jüdischen Organisation Norddeutscher Studenten (JONS), Gedenkveranstaltungen und Chanukka-Feiern der jüdischen Gemeinde auf dem Carlebach-Platz, die Einrichtung von Schule, Kindergarten und Gemeindezentrum zeugen von einem neuen religiösen und kulturellen Alltag.
Dazu gehört auch die Rückkehr des Café Leonar und des Jüdischen Salons an seinen alten Standort am Grindelhof 59. Hinter diesem Mischkonzept steckt Sonia Simmenauer, Inhaberin des Cafés und zugleich Vorsitzende des Vereins. Dieser erinnert nicht nur dem Namen nach an die einstigen Berliner Salons einer Henriette Herz und Rahel Varnhagen, auch das Konzept ist ähnlich: Etwa zweimal im Monat lädt man Autoren, Regisseure, Wissenschaftler und Musiker zu gepflegtem Parlieren ein. Thematisch geht es um jüdische Kultur und Traditionen im weitesten Sinne, sie darzustellen und einer interessierten Öffentlichkeit zu vermitteln. Dabei versteht sich der Salon eher als liberal und gegenwartsgebunden, denn auch im Café wird nicht streng koscher gekocht. Das Jüdische als Kultur, als Geist, als eine Offenheit für alle, so versteht Simmenauer ihre Religion.