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Das „Dinner in the Dark“ in der Hamburger Speicherstadt ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Ein Erlebnis, bei dem es heißt loszulassen, zu vertrauen und sich auf die eigenen Sinne zu verlassen – eine Reise in die Dunkelheit.
Wie ist es eigentlich, sich so ganz im Dunklen zu speisen, alles zu ertasten, zu erhören und blind zu vertrauen? Bekomme ich es hin in der Dunkelheit mein Glas zu finden und es zu füllen, ohne über den Rand zu gießen? Schmecke ich anders, oder mehr wenn ich vorher nicht sehe was auf meinem Teller liegt?
Wir haben uns auf eine Reise in die Dunkelheit zu Tisch begeben und sind von der Erfahrung und auch ein bisschen von uns selbst begeistert.
Der Abend beginnt um 19 Uhr mit einem netten Gläschen Prosecco oder O-Saft an der Bar. Noch sind die Augen geschärft und man kann sich mit seiner Gruppe ein bisschen beschnuppern, bevor es durch den Vorhang in die absolute Dunkelheit geht.
Es wird drei Tische geben, mit jeweils acht Personen und jeweils einer betreuenden Person, die für den Abend für uns zuständig ist.
Es geht los. Ein bisschen aufgeregt sind wir schon. Jeder bekommt einen Blindenstock in die Hand und es geht in einer Polonaise durch einen kurzen Abschnitt mit Hängebrücke (uiii, das hat ordentlich geschwankt, auch noch im Nachhinein), Gras und Kiesel unter den Füßen, treppauf und treppab, bis wir im Restaurant ankommen.
Dort werden wir zu unseren Plätzen geleitet. Unsere Betreuerin, die liebe Manuela ist stets zur Seite, beantwortet uns unsere ersten ungeduldigen Fragen und erklärt uns wie der Abend verlaufen wird.
Die erste Hürde ist zu überwinden, das Einschenken unserer Getränke von der Flasche ins Glas. Aber schnell finden wir heraus das es ein Kinderspiel ist: Finger ins Glas halten und gießen. So merkt man, wann es voll ist. Dann wird wie von Zauberhand die Vorspeise serviert und unsere Geschmackssinne explodieren. Wie kann es sein, dass grüner Spargel mit Erdbeeren und gelben Tomaten so unglaublich intensiv schmeckt? Einfach köstlich.
Wir fangen an mit unseren Tischnachbarn quer über den Tisch zu kommunizieren, ein lustiges Unterfangen, da man sich automatisch ein Bild der Personen macht, ohne wirklich zu wissen wer da spricht.
Schon wird die Suppe serviert und wir machen uns ein wenig Sorgen darüber, wie es wohl inzwischen um unseren Teller herum aussieht. Kurz überlegen wir uns die Servierte als Auffanglätzchen umzuhängen, verwerfen den Gedanken aber selbstsicher wieder. So schlimm kann´s nun auch nicht sein.
Inzwischen erzählt uns Manuela ein wenig über die Arbeit dort, über ihre gebliebene Sehkraft und klärt uns auf, falls wir nicht herausfinden können was genau wir gerade verspeist haben.
Auch der Hauptgang ist unglaublich köstlich. Wir bekommen die vegetarische Variante und sind geschmacklich von der überbackenen Zucchini überwältigt. Ein bisschen mit Gabel und Messer, ein bisschen mit den Fingern (man möchte ja auch mal tasten was da so liegt) ist der Teller schnell leergeputzt.
Wir diskutieren nun darüber wie unsere Manuela denn eigentlich ausschaut, gesehen haben wir sie bisher nicht, nur gehört und bei der Polonaise ein bisschen ertastet. Ca. 1,75 m groß, mittellange blonde Haare. Glauben wir.
Der Nachtisch steht auf dem Tisch und auch hier drehen die Geschmackssinne so richtig auf. Noch nie haben wir die verschiedenen Früchte so intensiv wahrgenommen und auf ihre Konsistenz geachtet wie an diesem Abend. Es gibt jede Menge Debatten darüber, was genau wir in unseren Schalen vor uns haben. Melone, Banane (ist leicht), Apfel, Ananas… Es wird unglaublich viel gelacht und gescherzt, sodass der Abend leider wie im Fluge vergeht.
Zum krönenden Abschluss gibt die Küche noch ein Schnäpschen oder wahlweise einen Espresso aus und wir werden selig und kugelrund aus einem wunderbaren Abend entlassen.
Wir sind überwältigt von dieser Erfahrung und können, wieder im Hellen angekommen, nicht aufhören den Abend noch einmal Revue passieren zu lassen. Die vielen Kleinigkeiten die wir wahrgenommen haben und mit denen wir nicht gerechnet hätten. Wir sind angetan von den feinfühligen und liebevollen Betreuern, von der rundrum gelungenen Organisation und Gestaltung des Abend und von dem wirklich überaus köstlichen 4-Gänge-Menü.
Eine Erfahrung die jeder einmal machen sollte!