Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: ein gutes Bier geht immer. Es signalisiert Genuss und Geselligkeit und passt außerdem zu vielen kulinarischen Genüssen. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Bier beim Open Mouth Festival ebenfalls eine Rolle spielt. Denn im Rahmen des Festivals findet vom 12. bis zum 15. September auch die Beer Week statt. Unter dem Motto „Back to the Roots“ dreht sich in diesem Jahr alles um regionale Erzeuger sowie die Herkunft und Qualität lokaler Rohstoffe.
Allerdings: Bier ist natürlich nicht gleich Bier, denn zwischen einem Craft-Bier und einem Discounter-Produkt können geschmacklich Welten liegen. Umso besser, dass Hamburg gerade bei Craft-Bieren punkten kann. Wir stellen Euch die wichtigsten Brauereien für bestes Bier in Handarbeit vor:
Astra St. Pauli
Wer bei Astra an die legendäre Knolle und den FC. St. Pauli denkt, liegt zwar richtig – aber eben auch nicht ganz: Denn wie die Astra St. Pauli Brauerei auf dem Kiez zeigt, können die Traditionsbrauer auch allerfeinste Craft-Biere. Diese werden frisch gezapft und überzeugen nicht nur durch kreative Namen wie Luden-Lager, sondern auch durch ihren Geschmack.
Buddelship Brauerei
Ihr steht auf Bier in praktischen Dosen, wollt aber auf Qualität nicht verzichten? Dann solltet Ihr mal auf der Website der Buddelship Brauerei vorbeigehen, denn die kleine Brauerei schafft das Kunststück, kreative Braukunst in Dosen zu verpacken. Dabei haben sich die Macher auf spannende Interpretationen klassischer deutscher Bierstile spezialisiert.
Bunthaus Brauerei
Im Herzen von Wilhelmsburg braut Jens Hinrichs mit Leidenschaft ungewöhnliche Biere. Angefangen hat übrigens alles mit einem Starterset mit Bierkonzentratpulver. Jetzt lässt er seiner Kreativität an der Bunthäuser Spitze freien Lauf. Wer probieren möchte, sollte den Schankraum besuchen.
Kehrwieder Kreativbrauerei
Mehr als 100 unterschiedliche Biere gehen seit der Gründung 2011 auf das Konto der Kehrwieder Kreativbrauerei. Das ist nicht nur bemerkenswert, weil die Brauer offensichtlich extrem viele gute Bier-Ideen haben, sondern weil hier die gute alte Handarbeit zelebriert wird. Bevor eine Flasche die Brauerei verlässt, haben die Teammitglieder sie mindestens sieben Mal in der Hand gehabt.
Landgang Brauerei
Im Bahrenfelder Beerenweg beheimatet bietet die Landgang Brauerei neben Stammbieren wie dem klassischen Pils oder dem Indian Pale auch immer wieder kreative Seasonals. Dazu gehört etwa das sommerliche Sauerbier Tutti Frutti Mango Sour und viele andere Spezialitäten – die leider oft sehr schnell ausverkauft sind. Wer die Landgang-Biere testen möchte, kann das bestens in der Bar der Brauerei machen. Übrigens gibt es hier auch immer was zu feiern!
Überquell-Brauerei
Die ÜberQuell-Brauerei ist vielen Hamburgern vor allem deshalb ein Begriff, weil man hier auch leckere, neapolitanische Pizzen genießen kann. Jahr für Jahr bringt ÜberQuell sieben Biere heraus, dazu kommen fünf Seasonals. Falls Ihr jetzt überlegt, warum fünf, wenn das Jahr nur vier Jahreszeiten hat: es gibt eine fünfte – die Bockbierzeit.
Wildwuchs Brauwerk
Ebenfalls eine feste Größe in der Hamburger Bierszene ist das Wildwuchs-Brauwerk. Ihre Spezialität sind reine Bio-Biere mit unverwechselbarem Geschmack. Neben den erstklassigen Zutaten spielt aber auch die Kreativität beim Bierbrauen für die Wildwuchs-Macher eine große Rolle. Deshalb findet man hier auch Sorten wie das fruchtige Starkbier „Bock Orange“ oder das fruchtig-herbe Fastmoker-Pils. Übrigens: Das Wildwuchs-Brauwerk feiert 2024 zehnjähriges Bestehen. Glückwunsch!
Handwerk mit Tradition
Man könnte ja glatt meinen, die Craftbier-Brauereien würden in Hamburg einen relativ neuen Trend markieren – aber das ist weit gefehlt: Um das Jahr 1370 galt Hamburg als Hauptstadt des Biers. Grund dafür war die Hanse, die den Export des Gerstengetränks in alle möglichen Ecken der Welt möglich machte. Sagenhafte 457 Brauereien gab es damals im Großraum der Hansestadt.
Aber die Bierwelt hat Hamburg weit mehr zu verdanken als nur die Tatsache, dass die Hanse überallhin lieferte. Denn hier wurde überdies erstmals Hopfen verwendet. Grund war vor allem, dass Hopfen das Bier länger haltbar machte. Damit versehen, konnte das Bier von den stolzen Schiffen der Hanse in noch entferntere Länder gebracht werden – Hamburg hatte seinen Ruf als Bierhauptstadt weg. Dass der Hopfen dem Bier aber auch die bis heute so beliebte, herben Note schenkt, war ein Plus, das sich die Bierbrauer natürlich zu eigen machten.
Bevor die Brauer den Hopfen entdeckten, stellten sie ein Bier her, was sich am besten mit Gewürzbier beschreiben lässt – es wurde auch Grutbier genannt. Dabei kamen sowohl wilder Rosmarin als auch Essenzen vom Gagelstrauch zum Einsatz. Im Ergebnis war das Bier deutlich süßer als das, was dann aus Hopfen gebraut wurde.
Was Hamburg dem Bier zu verdanken hat
Na klar, die Hanse profitierte natürlich vom Bier, was in der Stadt gebraut wurde. Aber damit nicht genug: Auch die Tatsache, dass Hamburg so viele Kanäle hat, haben wir indirekt dem Bier zu verdanken. Denn neben dem Hopfen brauchten die Brauer auch Schrot zum Brauen. Genau dieser Tatsache verdanken wir heute das Alsterpanorama.
Um 1200 nämlich begannen die Stadtväter damit, die Alster aufzustauen. Zuerst an der heutigen Trostbrücke, rund 30 Jahre später dann am Jungfernstieg. Mit dem Wasser wurden dann die Mühlen betrieben, die Korn für den Bäcker und Schrot für den Brauer produzierten.
Das Wasser zum Bierbrauen kam seinerzeit ebenso aus der Alster und auch die vielen Kanäle der Stadt verdanken wir der Tatsache, dass Hamburg im Mittelalter ganz dick im Biergeschäft war. Denn auch diese dienten der Versorgung der Brauereien. Übrigens: Straßennamen wie Hopfensack oder Hopfenmarkt erinnern heute noch an diese Zeit.
Brauereien heute
Neben den Craftbier-Brauereien gibt es in Hamburg auch heute noch klassische Brauereien wie Holsten oder Astra. Beide haben übrigens auch Symbolcharakter: Holsten wird traditionell von HSV-Fans getrunken, Astra dagegen von St. Paulianern.
Deutlich jünger als die beiden ist dagegen die Ratsherrn-Brauerei. Die Marke gibt es zwar schon seit den 1950er Jahren, die eigene Brauerei in den Schanzenhöfen aber erst seit 2012. Ratsherren liegt übrigens zwischen einer Craft-Bier und einer konventionellen Brauerei und schafft den Spagat, erstklassiges Bier in großen Mengen zu produzieren. Die Brauerei gilt dementsprechend auch als Vorreiter der Craftbier-Bewegung.