Seit jeher ist den Seeleuten sechs Seemeilen elbab von Hamburgs Hafen ganz anders geworden – bei der Einfahrt aus Vorfreude, bei der Ausreise aus Abschiedsschmerz. Der Anblick von Blankenese mit dem Süllberg war und ist nunmal einfach atemberaubend.
Was denkt sich wohl der Kreuzfahrtpassagier von heute, wenn er dieses Idyll aus grünen Bäumen und weißen Villen sieht? Er liegt nicht ganz falsch, wenn er elf Kilometer weiter eine reizvolle, elegante, feine Stadt mit wohlhabenden Bürgern erwartet – welche andere als Hamburg verfügt schon über einen so noblen Vorort?
Unnahbar ist der Außenposten nicht – aber wie manches wirklich Schöne schwer zu erobern. Denn von Hamburgs Innenstadt aus ist der Weg hinaus mit Hindernissen verbunden.
Bis zum Bahnhof Blankenese fährt die S-Bahn, die feine Elbchaussee entlang nimmt man den Schnellbus 36 bis zum selben Ziel – aber das ist keineswegs das Ende der Reise… Das pittoreske, das „echte“ Blankenese muss man sich erlaufen: Bergab hinunter zum Strandweg am Elbufer mag das gerade noch angehen, der Rückweg bergauf ist wegen der fast alpinen Steigung über x Treppen mit 4864 Stufen eher unzumutbar. Die Lösung: Ringlinie 48 – die Kleinbus – “Bergziege“ vom Bahnhof durch das enge Gassengewirr den steilen Geesthang hinab zur Elbe und über den steilen Waseberg zurück nach oben.
Der Ponton Op’n Bullln mit Restaurant
Die stadteigene Hadag schafft es nicht, eine Fährverbindung elbabwärts vom Hafen über Teufelsbrück hinaus zum Anleger „Bull‘n“ einzurichten – zu wenig Nachfrage selbst in der Hochsaison, erklärt sie… Von „Blank‘nees“ aus geht nur eine Fähre nach Cranz im Alten Land gegenüber. Den Einwohnern ist diese Abseitsposition ganz recht – man ist hier zwar stolz auf den „genius loci“, auf den Reiz des Ortes, aber am liebsten bliebe man unter sich… Als der karierte Gottlieb Wendehals vor über 30 Jahren seine Polonäse hier starten ließ, war man über diese Art Popularität eher pikiert…
Wer sich vorbereitet, kann im schönen Blankenese einen tollen Tag verbringen: Das Elbufer lockt zu ausgedehnten Spaziergängen, „Op‘n Bulln“ auf dem Anlegeponton ist die zünftige Kneipe mit Scholle satt, am Strandweg bietet das Restaurant Ahrberg Feines und Rustikales, von „Sagebiels Fährhaus“ aus genießt der Gast die Aussicht auf Elbe und Schiffe, im „Restaurant Süllberg“ bietet Hausherr Karlheinz Hauser Kochkunst mit zwei Sternen. Das Mühlenberger Loch, Blick nach Südost vom Restaurant Süllberg
Das ausgedehnte „Mühlenberger Loch“, Ur-Blankeneser Segelrevier, ist weitgehend der Airbus Industrie am gegenüber liegenden Ufer geopfert worden – jetzt bietet es Platz für die 2,7 Kilometer lange Start- und Landebahn. Die Moderne fordert ihren Preis; der Besucher wird mit dem Anblick des grandiosen A 380 entschädigt, der regelmäßig einschwebt.
Fazit: Satt essen kann man sich hier – satt sehen nicht!