Er gilt als Grandseigneur der Fotografie, die er bereits seit den 1960er Jahren seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat: frech, selbstironisch, dabei aber immer elegant und außergewöhnlich. Mit dieser Mischung erobert Jacques Schumacher Hochglanzmagazine ebenso wie renommierte Ausstellungen.
Auf die Frage, welches aus seiner langjährigen Karriere eigentlich sein liebstes Foto sei, antwortet Schumacher sofort: „Immer das letzte Bild“. Und davon gibt es wirklich mehr als genug…
Der gebürtige Niederländer startet seine beispiellose Karriere nach einer Fotolehre und einem Grafikstudium, ging als Grafiker nach Paris und machte sich 1963 als Fotosdesigner in Hamburg selbständig. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Schumacher arbeitet für den Stern ebenso wie für Werbekunden, ist auf Ausstellungen wie der renommierten Photokina ebenso zu sehen wie in Einzel-Ausstellungen.
Besonders bekannt sind bis heute die sogenannten „Blue Pictures“ von Jacques Schumacher. Die ebenso erotischen wie ästhetischen Frauenaufnahmen haben eine spannende Hintergrundgeschichte.
Eine Legende: die Blue Pictures von Jaques Schumacher
1976 bittet ein internationales Männermagazin Jacques Schumacher um Testfotos von jungen Frauen.Dabei stellen sich auch etliche Models vor, deren Aussehen nicht die Kriterien des Magazins erfüllen. Doch Jacques Schumacher findet es zu schade, diese Frauen einfach wieder wegzuschicken. Stattdessen inszeniert er gemeinsam mit ihnen neuartige Bilder und um diese noch mehr von der üblichen Erotik-Fotografie abzuheben, tönte er sie blau ein.
Gleichermaßen zum Schmunzeln und Nachdenken regen die metaphysischen Bilder an, die Jacques Schumacher im Laufe seiner Karriere kreiert. Ob Glatzkopf mit Handfeger auf dem Kopf oder ein Bügeleisen mit Geweih – hier zeigt Schumacher nicht zuletzt auch seinen feinen Sinn für Humor und für Bilder, die den Betrachter herausfordern.
Auch heute hat Jacques Schumacher nichts von seinem guten Auge verloren – von seinem Humor und seiner Energie auch nicht. Das merkt man, wenn man ihn in seiner Wohnung besucht ebenso wie bei einem Treffen im italienischen Restaurant „Goffredo“ in der Papenhuder Straße.
Selbstverständlich hat der Fotograf beim Gespräch auch die eine oder andere Anekdote im Gepäck. Zum Beispiel ein Gespräch mt dem Stardirigenten Leonard Bernstein auf dem Frankfurter Flughafen: „Er fragte mich, wie ich Musik höre und ich antwortete, dass ich mitten hineinspringen würde, um Ton für Ton zu erfassen.“ Jahre später hörte Schumacher dann, dass Bernstein diese Erklärung bei Kursen zum Hören von Musik übernommen hatte.
Auch an eine amüsante Begegnung mit dem legendären Boxer Muhammad Ali erinnert sich Schumacher. Den hatte der Fotograf eher zufällig abgelichtet und eigentlich herrschte totales Fotoverbot, was den Boxer angeht. Doch der mehrfache Weltmeister erlaubte Schumacher, die Fotos zu behalten.