Wer in der Nähe der Großen Elbstraße wohnt oder dort spazierengeht, wird es schon bemerkt haben: das Wandbild an der Treppe neben der Hausnummer 164.
Es ist nicht nur eine Hommage an einen Berufsstand, sondern zugleich auch ein Denkmal für die, die gern mal unter den Tisch fallen, wenn es um die Arbeit im Hafen geht – die Frauen.
Konzipiert wurde das Wandgemälde als Erinnerung an ein Ereignis, das heute beinahe vollständig in Vergessenheit geraten ist: den Streik der Kaffeeverleserinnen. Dieser fand ein halbes Jahr vor dem großen Streik der Hafen- und Werftarbeiter statt, der 1896/97 den gesamten Hamburger Hafen lahmlegte.
Von Strafgeld, Akkord und Prügeln
Die Kaffeeverleserinnen dagegen waren schon früher dran. Bereits im April 1896 protestierten sie zu hunderten gegen Hungerlöhne und katastrophale Arbeitsbedingungen. Bei der Altonaer Firme Stucken & Andresen traten rund 550 Arbeitnehmerinnen in den Streik. In unmittelbarer Nähe zu dieser Firma findet man auch das Wandgemälde.
Die Forderungen der Kaffeeverleserinnen waren neben der Verkürzung der täglichen Arbeitszeit auf neun Stunden vor allem ein Mindest-Stundenlohn von 25 Pfennig. Das war übrigens die Hälfte vom niedrigsten Lohn, den ein männlicher Hafenarbeiter bekam.
Darüber hinaus streikten die Frauen für eine Reduzierung des Strafgelds. Dazu muss man wissen: Wer bei der Arbeit lachte oder sang wurde sanktioniert. In vielen Firmen war auch das Reden verboten. Damit nicht genug, kam es damals auch oft genug zu Prügelstrafen.
Geschaffen hat das Kunstwerk Hildegund Schuster, die bekannt ist für ihre großformatigen Wandgemälde. Dabei hat sie zwei unterschiedliche Szenen verknüpft: die Sortiererin aus den 1950ern und eine Darstellung aus den Streiktagen im April 1896.
Wer sich übrigens für Frauen im Hafen interessiert, kann die Bilder zum Thema auch an anderen Stellen finden. So sieht man beispielsweise am Gebäude der Seglervereinigung Altona-Oevelgönne in Neumühlen 21 das großformatige Gemälde einer Steuerfrau, das die argentinische Künstlerin Cecilia Herrero in Szene setzte. Ebenfalls sehenswert: „Frauenarbeit in der Fischindustrie“ am Gebäude von Hummer Pedersen an der Großen Elbstraße 152.