In den 1960er Jahren gab es noch rund 20.000 Sparclubs in Deutschland, davon allein in Hamburg rund 2800. Sie hingen in Form von grauen Kästen mit kleinen Schlitzen und Nummern darüber meist in Kneipen und Sparer konnten dort ihr Geld in den kleinen Schlitz stecken. Regelmäßig wurden die Fächer geleert, der Inhalt wurde bei der Sparkasse zu attraktiven Zinsen gespart. Pünktlich zu Weihnachten bekamen die Sparer ihr angehäuftes Geld ausgezahlt. Von den Zinsen wurde ein Fest organisiert und es wurde kräftig gebechert. Und dann ging es wieder von vorn los. Dann wurden die Eckkneipen weniger, die Zinsen bei den Banken sanken und die Sparclubs starben langsam aus. Aber seit rund zwei Jahren erleben sie ein Comeback. Unter anderem in Hamburg auf der Reeperbahn, im kukuun. Hier gibt es den „absurden-sparkassenclub-zu-kukuun“, gegründet von Mara Burmeister, Marc Müller und Julia Staron, beheimatet im Klubhaus St. Pauli. Kaum einer würde hinter der leuchtenden LED-Fassade des Kiezclubs diese uralte Tradition vermuten. Aber die Verantwortlichen haben den Trend erkannt und setzen auf die alte Spar-Sitte, allerdings auf eine sehr zwanglose Art und Weise. Es gibt keine Vereinssatzung, Festbeträge oder Ähnliches. Hier kann gespart werden, mit viel Spaß an der Sache.Es gibt einen alten Sparschrank, gefunden bei Ebay, mit 96 Fächern, die sehr schnell vergebenwaren, derzeit ist nur noch eine Handvoll frei. Hier sparen die unterschiedlichsten Leute, Thresenkräfte der umliegenden Bars und Clubs, Gäste, Mitarbeiter des Hauses, aber auch Kiezgrößen wie Olivia Jones sind dabei und natürlich auch der Hamburg Führer und sien Fru. In die Schlitze kommt das Trinkgeld, Wechselgeld und manch anderes Bargeld. Hierbei geht es nicht so sehr um Existenzsicherung oder Notgroschen, sondern viel mehr um Spaß und vor allem Zusammengehörigkeitsgefühl.
Alle vier bis sechs Wochen wird der Kasten geleert und das Geld gezählt und verwahrt, unter wachsamen Augen, bei geregelter Alkoholzufuhr. Im Februar 2018, und nicht wie sonst zu Weihnachten freuen sich die Sparer auf die große Ausschüttung, die natürlich mit einer fetten Party gefeiert wird. So steht es nämlich auch in den Statuten: „Die Sparer verpflichten sich, nach der jährlichen Ausschüttung, eine bis mehrere Runden auszugeben.“