Wie spannend kann eigentlich ein Interview mit einem Schneckenforscher sein? Diese Frage stellte sich vor dem Termin mit Professor Matthias Glaubrecht, dem Leiter des Centrums für Naturkunde (CeNak) und Visionär für das geplante Naturkundemuseum, das nach mehr als 70 Jahren wieder die Hansestadt beleben soll.
Zwar gibt es zurzeit allerlei Querelen, weil Hamburg offenkundig nur als Juniorpartner bei diesem Museums-Projekt fungiert, das die Stadt gemeinsam mit dem Bonner Forschungs-Museum Koenig auf die Beine stellt, dennoch steht aber fest: Das Evolutioneum, so der geplante Name, wäre eine echte Bereicherung für die Stadt. Um übrigens die Antwort auf die Eingangsfrage vorwegzunehmen: ziemlich spannend.
Warum braucht Hamburg eigentlich ein Evolutioneum?
„Es geht beim Evoutioneum nicht zuletzt darum, den Artenreichtum dieser Erde darzustellen und den Menschen einen Überblick darüber zu geben, welches Leben den Globus bevölkert und bevölkert hat. Das ist auch angesichts der aktuellen Situation, Stichwort Artensterben, immens wichtig.“
Glaubrecht hat sich zu diesem Museum natürlich auch schon ganz konkrete Gedanken gemacht: „Wenn es nach meinen Vorstellungen geht, wird das Evolutioneum Wissenschaft im wahren Wortsinne erlebbar machen. Auf informative, aber auch unterhaltsame Weise. Die Rolle des Menschen innerhalb der Evolution spielt dabei eine besondere Rolle.“
Zurzeit ringt Hamburg allerdings nicht nur um Zuständigkeiten in dem geplanten Museum, sondern auch um den richtigen Standort. Im Gespräch ist unter anderem das ehemalige Karstadt-Gebäude in der Innenstadt. Matthias Glaubrecht allerdings hält das für keine gute Wahl. „Der Umbau würde zunächst mal Unsummen verschlingen, weil wir unter anderem eine aufwendige Rauchgasanlage benötigen. Dazu kommt, dass man an diesem Standort die Vibrationen der Züge spüren kann – was für die Arbeit am Elektronenmikroskop eine ganz schlechte Idee ist. Unterm Strich halte ich persönlich das Karstadt-Gebäude für nicht geeignet.“
Aber er hat natürlich eine Alternative in petto. „Ideal wäre ein freies Gelände am Baakenhöft. Hier könnte man nämlich das Evolutioneum mit einem Science-Center kombinieren. So ließen sich Synergien schaffen und Wissenschaft auf rund 70.000 Quadratmeter erlebbar machen.“ Zurzeit ist die Standortfrage noch nicht entschieden. Fest steht jedoch: Der Umzug des CeNak in ein neues Naturkundemuseum wird eine ziemliche Herausforderung. Laut Glaubrecht umfasst die CeNak-Sammlung zehn Millionen Exponate. „Die Sammlung begann ja bereits Anfang des 19. Jahrhunderts und umfasst eine einzigartige Vielfalt an marinen Lebensformen. Dazu gehören Meeresborstenwürmer genauso wie die größte Fischsammlung in ganz Deutschland.“
Kein Wunder, dass ein Meerestier – zwar kein Fisch, aber immerhin ein nordischer Wal – auch zu den Lieblingsstücken des CeNak-Chefs gehört: „Das ist ein doppelzähniger Narwal –und natürlich hat dieses Stück auch eine Geschichte. Um 1680 herum fuhren Walfänger von Hamburg aus mit offenen Booten an den Küsten Dänemarks und Norwegens entlang nach Spitzbergen und Grönland. Dort erlegten sie auch besagten Narwal – ausweislich eines im Körper entdeckten Fötus ein Weibchen.