Die Idee dazu hatten unabhängig voneinander Petra Sommer und ihr Partner Jens Gottschau. Sie arbeitet seit zwanzig Jahren als Ausstatterin. Zunächst am Hamburger Schauspielhaus, später in privaten Filmproduktionen und in der Werbung. Er als Illustrator und freier Künstler. Als eine gemeinsame Bekannte die beiden zusammenbrachte, nahmen die Pläne schnell konkrete Formen an. Ein gemeinnütziger Fundus sollte es sein, der es auch weniger betuchten Kreativen ermöglichen sollte, an Materialien heranzukommen. Jugendzentren, Stadtteiltheater, die freie Kunstszene, aber auch alle Arten von Festivals und kreativen Start-ups können hier seit Ende Mai für wenig Geld Requisiten leihen oder käuflich erwerben. Dabei richtet sich der Preis allein nach dem Verwendungszweck. Schulen oder Kindergärten zahlen beispielsweise weniger als professionelle Werbefilmer. Als sie für ihre Geschäftsidee ein Logo brauchten, zeichnete ihnen eine Freundin einen Windhund im Arbeitskittel, der ein paar Holzlatten unter den Arm geklemmt hat und einen Hammer in der Hand hält.
Erklärtes Ziel von Petra Sommer und Jens Gottschau ist es, einerseits bei Produktionen die Mengen anfallenden Mülls zu reduzieren, anderseits die Kunst- und Kulturszene aktiv zu fördern.
Mit diesem Konzept konnten die beiden auch die Stadt Hamburg überzeugen. Im Oberhafen, direkt hinter der Oberhafenkantine, steht Backsteinhalle neben Backsteinhalle, dazwischen die alten Gleise für die Güterzüge. Hier will Hamburg den Dreischritt der modernen Stadtentwicklung vollenden: gestern Industrie, heute Brache, morgen Kultur. Als ausgewähltes Pionierprojekt bildet die HMV zugleich den Startschuss für das entstehende Kreativ-Quartier Oberhafen. Angeschoben wurde das Projekt von der Hamburger Kulturbehörde, der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, der HafenCity Hamburg GmbH und der Hamburg Kreativ Gesellschaft mit einer einmaligen Finanzierung in Höhe von 170.000 Euro, verteilt auf zwei Jahre. Danach sollte sich das Projekt selber tragen – weitere finanzielle Zuwendungen schloss Kultursenatorin Barbara Kisseler aus.
Nun suchen die zwei Stiftungen, Unternehmer mit Sinn für gesellschaftliche Verantwortung und wohlhabende Hamburger, die das Projekt unterstützen. Schließlich ist die HMV ein europaweit konkurrenzloses Pionierprojekt und damit auch ein Imagegewinn für die Hansestadt. Ein ähnliches Angebot gibt es seit 35 Jahren bisher nur in New York. Dort ist der gemeinnützige Fundus „Material for the Arts“ aus der Kulturszene nicht mehr wegzudenken.