Editorial – Einmal durch quer die Stadt

Vom Fahrrad zum Motorrad zum Auto – so lief das in der Wirtschaftswunderzeit. Und jeder träumte davon, möglichst bald die motorisierte Endstufe, nämlich das Auto, zu erreichen. 1954 gab es den 30-PS-Standart VW Käfer schon ab 3950 Mark zu kaufen – das war auch mit einem Arbeitergehalt zu schaffen. Die Verkehrsplaner hatten damals vor allem ein Ziel vor Augen: die autogerechte Stadt. So wurden für den Bau der sechsspurigen Willy-Brand-Straße sogar diverse von den Weltkriegsbomben verschonte Häuser abgerissen. Andere Projekte, die aus heutiger Sicht nur als „wahnsinnig“ zu bezeichnen sind wie ein Autobahnzubringer quer durch Ottensen, wurden glücklicherweise nie realisiert.
Einige Jahrzehnte später sehen Verkehrsplaner ein, dass ein ständiger Ausbau des Straßennetzes dennoch nicht vor dem täglichen Stauchaos schützt und setzen auf den ÖPNV. Jetzt endlich bekommen die Steilshooper, über 45 Jahre nach der Grundsteinlegung der Großwohnsiedlung für über 25.000 Menschen, mit dem Bau der U5 einen Anschluss an die Innenstadt. Jahrzehntelang war das Quartier nur mit Bussen zu erreichen – was wohl am fehlenden politischen Willen lag. Vergangenen Monat wurde nun vom Senat der endgültige Streckenverlauf des ersten Teilstücks vorgestellt. Baubeginn soll dann 2021 sein, die ersten Züge könnten 2026 rollen. Deutlich schneller als ursprünglich geplant.
Na also – geht doch.

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