BRUTALISMUS

Ein Ort des Gedenkens in Bergen-Belsen

Brutalismus bezeichnet die Betonarchitektur des 200 Meter langen, zweigeschossigen Ausstellungsgebäudes in der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Diese Region südlich von Hamburg ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für Familien, sondern besticht auch durch ihre beeindruckende Natur und ausgedehnte Heidelandschaft. Auch für andere Zwecke bietet die Region Vorteile, zum Beispiel als Standort für die Bundeswehr, die hier Kasernen und Übungsplätze unterhält. Rheinmetall plant zudem, hier Munition zu produzieren.

Der Ort, an dem einst das Lager stand, ist fest im kollektiven Gedächtnis verankert, unter anderem, weil hier Margot und Anne Frank ihr Leben verloren. Ursprünglich war das Lager als Austauschlager und STALAG für Kriegsgefangene konzipiert. Ab 1942-43 wandelten sich die Lagerstrukturen jedoch hin zu einem Konzentrationslager. Hier wurde systematisch gemordet – durch Zwangsarbeit und Todesmärsche.

Das weitläufige Gelände mit seinen Massengräbern und die Ausstellungsräume im Dokumentationszentrum erfordern Zeit, um ihre Bedeutung vollständig zu erfassen. Der Besuch fördert ein tieferes Verständnis für die demokratischen Werte, die seit der Befreiung gepflegt werden. Der Donner, der gelegentlich vom Übungsplatz herüberhallt, mag einen Eindruck davon vermitteln, wie sehnsüchtig die Lagerinsassen ihre Befreiung erwarteten.

„Niemals vergessen“ dieser Grundsatz gilt weiterhin, ebenso wie das Andenken an Anne Frank, deren Tagebuch weltweit Menschen bewegt. Anne und ihre Schwester Margot starben beide in Bergen-Belsen, nachdem sie das Frauenlager in Auschwitz überlebt hatten. Ein Gedenkstein in Bergen-Belsen erinnert an die beiden.

Die aktuelle Ausstellung -Tatort Bergen-Belsen- wurde von Historikern konzipiert und startet Mitte Dezember ihre Reise. Sie befindet sich im alten Teil des Gedenkortes am Parkplatz und beschäftigt sich mit Fragen wie: Wer war an den Verbrechen beteiligt? Wie waren die Lager in die Umgebung eingebunden? Welche Rolle spielte die Gesellschaft? Diese Ausstellung ist auch als App verfügbar.

(Übrigens ist der Empfang von WLAN und 5G in dieser ländlichen Gegend nahezu nicht vorhanden.)

Es ist erfreulich, dass viele Bürger in Camouflage das vielfältige gesellschaftliche Bild der Besucher bereichern. Ein Besuch der Außenstelle Bahnhof mit dem Waggon gehört ebenfalls dazu. Mit dem Fahrrad lässt sich die Region am besten erkunden. Der Viehwaggon, ein Symbolbild vieler Gedenkstätten, findet sich auch in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Hier in der Südheide ist der Bahnhof ein aktives Zentrum für die Panzerverladung und ein lebendiger Gedenkort mit zeitlichem Bezug. Ein Ort, der bekannt und erlebt werden sollte – Brutalismus auf eine andere Art, die Bildung und Begegnung fördert.

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