Eine wichtige Ausstellung der Freunde vom MARKK.
Museumsleiterin Barbara Plankensteiner und ihr Haus haben mit der aktuellen Ausstellung „Benin – geraubte Geschichte” hier einen mutigen Wurf für eine Ausstellung gemacht. Die Diskussion um wie auch immer erworbene Kulturgüter in den Raum zu stellen ist zeitgemäße Völkerverständigung. Erklärungsbedürftig – ganz ohne Frage. Die Leidenschaft für das Thema ist der gebürtigen Österreicherin anzumerken. Für Freunde macht sie eben auch einmal Führungen. Das sollte sie eigentlich, besonders für das spezielle „Benin-Thema”, häufiger machen.
Bezüge zur Stadt, zu Justus Brinkmann (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg), zu bestehenden Handelshäusern, Reedern, zur Geschichte Benins und unserer Heimat Hamburg kommen zutage. Die koloniale Besetzung des ehemals mächtigen Königreichs Benins durch die britischen Truppen ist der wesentliche Anlass der Ausstellung. Die Nähe zu London und den britischen Handelspartnern füllte auch in den damaligen Zeiten die Häuser der hanseatischen Partner mit reichlich afrikanischer Kunst. In der Zeit zwischen 1904 und 1920 wuchs der Bestand des damaligen „Völkerkundemuseums” um das 5-6-fache. Inventarisierung und Erfassung, sowie Kontextualisierung blieben, fast nachvollziehbar, reichlich auf der Strecke. Häufig sind Fotos und tradierte Geschichten der Enkel und Urenkelgeneration die einzige Quelle.
Die Restitutiondebatte hat mit der Ausstellung ein Gesicht bekommen. Hier zeigt Hamburg national und international den Weg, den es zu gehen gilt. Es ist schwer nachvollziehbar, aber Masken aus Kupfer, Terrakotta und Elfenbein sind Kultur für die Menschen. Wenn der Altar von Altötting oder der Michel-Altar in einem Sammlungsschuppen in Übersee, Asien oder XY verweilen würde, wäre auch hier in Hamburg, Deutschland Identität flöten gegangen. Und Geschichtsbücher anders geschrieben worden. Menschen in anderen Nationen haben hier weiße Wände.
Barbara Plankensteiner bietet neben Informationen zum britischen Kolonialkrieg und zur aktuellen Restitutionsdebatte verschiedene Perspektiven an. Die ursprüngliche Bedeutung der Objekte und die Verflechtungsgeschichte der Hamburger Handelsnetzwerke sind hier gut dokumentiert. Wir freuen uns, dass die Kulturbehörde und die Stiftungen die Ausstellung ermöglichen. Die Freunde des Museums am Rothenbaum – MARKK – e.V. um Rahel Timm machen da ebenfalls einen guten Job.
Es ist keine einfache Ausstellung, für die man sich Zeit nehmen sollte, sie passt aber in die Zeit. Der Reichtum unserer Handelsmetropole basiert auf Handel mit Afrika, Asien und vielen anderen Regionen. Die Reflektion und die Auswirkungen des Handelns und des Handels findet nicht nur im Museum statt.