B.A.U.M.-Sonderpreisträgerin 2014 ist Jane Goodall, die bekannte Primatenforscherin und Umweltaktivistin, die den Preis auch persönlich entgegennehmen wird. Bild: Michael Neugebauer
Unter dem Kürzel B.A.U.M. verbindet der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V. seit 1984 erfolgreich und zukunftsorientiert ökonomische, ökologische und soziale Fragen, also die Prinzipien der Nachhaltigkeit, miteinander. Heute ist B.A.U.M. mit rund 550 Mitgliedern die größte Umweltinitiative der Wirtschaft in Europa. Neben vielen bekannten Unternehmen sind auch Verbände und Institutionen Fördermitglied wie z.B. Beiersdorf, Fielmann, das Gut Karlshöhe, die Deutsche Bahn oder der Airport Hamburg.
Am 29./30. September feiert die Initiative ihr 30. Jubiläum in der Handelskammer Hamburg mit einem Rückblick auf drei Jahrzehnte Engagement für nachhaltiges Wirtschaften. Unter dem Tagungsthema „Mehr als Effizienz: Herausforderungen und Chancen für Unternehmen, Konsumenten und Politik“ wird der Blick jedoch auch ganz entschieden in die Zukunft gerichtet.
Prof. Dr. Maximilian Gege, Vorsitzender B.A.U.M. e. V.
Interview mit dem Mitgründer und langjährigen Vorsitzenden von B.A.U.M., Prof. Dr. Maximilian Gege, anlässlich des 30. Jubiläums des Netzwerks Herr Professor Gege, vor 30 Jahren haben Sie die von Dr. Georg Winter initiierte Umweltschutzorganisation B.A.U.M. mit gegründet. Damit haben Sie weit mehr gepflanzt als das sprichwörtliche Apfelbäumchen. 30 Jahre Engagement für nachhaltiges Wirtschaften – das ist eine tolle Leistung!
„Wir sind in der Tat sehr dankbar und froh, dass unser Netzwerk nachhaltig wirtschaftender Unternehmen 2014 auf 30 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken kann. Dies wäre nicht möglich, ohne die wertvolle Unterstützung durch unsere Mitgliedsunternehmen sowie viele Persönlichkeiten aus Politik, Verbänden, Wissenschaft und Medien – und auch nicht ohne den Einsatz der Mitarbeiter des B.A.U.M. e.V. und des gesamten B.A.U.M.-Netzwerks. Allen Unterstützern möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken“.
Wie kam es 1984 zur Gründung von B.A.U.M.?
„Bereits in den 70er Jahren hatten wir in der Firma Ernst Winter & Sohn, in der ich als Direktor für Planung und Umwelt tätig war, ein integriertes System umweltorientierter Unternehmensführung eingeführt, das damals allerdings bei vielen Unternehmern Erstaunen auslöste. Es ist eines der großen Verdienste von Dr. Georg Winter, der damals geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens war, dass er trotz des Gegenwinds unsere Vision einer umfassenden, umweltorientierten Unternehmensführung auch im eigenen Unternehmen weiter forcierte. In Dr. Peter C. Mohr, Dr. Hans-Heinrich Hatlapa, Prof. Jan Hensmann u.a. fanden wir dann Mitstreiter, die ebenso wie Georg Winter und ich davon überzeugt waren, dass Ökologie und Ökonomie keine Gegensätze sein müssen, sondern dass nur die Verbindung beider Aspekte Unternehmen und Gesellschaft zukunftsfähig gestaltet. Gemeinsam haben wir dann 1984 diese erste Umweltinitiative der Wirtschaft ins Leben gerufen“.
… die in Europa heute die größte ihrer Art ist.
„Dabei haben wir ganz klein angefangen. Mit zunächst zwei ABM-Mitarbeiterinnen und geringen Finanzmitteln stand ich vor der Herausforderung, eine effiziente und erfolgreiche Organisation aufzubauen und Unternehmen für eine B.A.U.M.-Mitgliedschaft zu gewinnen. Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Gespräch mit Dr. Michael Otto und den anschließenden Beitritt von Otto als eines der ersten Großunternehmen. Danach folgten Unternehmen wie Neumarkter Lammsbräu, Dr. Oetker, die Hamburger Wasserwerke, die Commerzbank und die Deutsche Bank, Elektrolux, Bosch Siemens Hausgeräte u.v.a. Entscheidend war für B.A.U.M., sehr schnell renommierte Unternehmen zu gewinnen, die dann als Referenzbeispiele für weitere potenzielle Mitglieder von entscheidender Bedeutung waren. Parallel bauten wir die ersten Erfahrungsaustauschgruppen auf und entwickelten Checklisten für die praxisorientierte Umsetzung in den Unternehmen. Diese Checklisten wurden dann im Rahmen eines ersten Forschungsprojekts im Auftrag des damaligen Bundesumweltministers Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer noch detaillierter ausgearbeitet“.
Worin sehen Sie die Gründe für den Erfolg Ihres Netzwerks?
„Einen branchenübergreifenden Verband wie den unseren, der sowohl Großunternehmen als auch KMU zu seinen Mitglieder zählt, gibt es in vergleichbarer Größe nicht. Unsere Mitglieder eint eine gemeinsame Vision. Dabei spielt auch der menschliche Aspekt eine bedeutende Rolle. Wer Teil des Netzwerkes ist, erhält von uns und den anderen Mitgliedern Unterstützung in vielen Bereichen. B.A.U.M. gibt seinen Mitgliedern Impulse und wird gelegentlich auch unbequem. Wir stellen zwar niemanden öffentlich an den Pranger, suchen aber immer wieder den Dialog mit Mitgliedern, bei denen etwas in puncto Nachhaltigkeit zu verbessern ist. Auch der Politik gegenüber vertreten wir unsere Interessen durchaus kritisch. Mit Positionspapieren, Kampagnenvorschlägen und zahlreichen Gesprächen versuchen wir, parteienübergreifend zu überzeugen, dass die Politik die Grundlagen für eine nachhaltige Wirtschaftsweise durch nachhaltige Rahmenbedingungen legen muss“.
Das U in B.A.U.M. steht für „umweltbewusst“, doch Sie bezeichnen sich heute als Netzwerk nachhaltig wirtschaftender Unternehmen.
„Ja, selbstverständlich hat sich der Fokus in den vergangenen 30 Jahren erweitert. Neben der Ökologie sind Ökonomie und die soziale Kompetenz eines Unternehmens gleichberechtigte Ziele eines nachhaltigen Wirtschaftens“.
Neben B.A.U.M. e.V. gibt es auch die B.A.U.M. Consult. Wie hängen diese beiden Organisationen zusammen?
„Die B.A.U.M. Consult hat ihren Fokus stärker auf der technischen und ausschließlich beratenden Expertise. Sie besteht heute aus drei selbstständigen Unternehmen mit Sitz in Hamburg, München, Berlin, Stuttgart und Hamm. Die älteste dieser drei Gesellschaften ist die in München, die ich 1993 gemeinsam mit dem heutigen Geschäftsführer Ludwig Karg gegründet habe – nach einem Gespräch mit dem bayerischen Umweltminister und der Zusage für ein Projekt: die Erstellung eines umfangreichen Leitfadens für „Umweltschutz in der Gemeinde“. B.A.U.M. Consult und B.A.U.M. e.V. arbeiten eng zusammen und ergänzen sich bei ihren Aufgaben“.
Außerdem gehört zur B.A.U.M.-Familie als jüngstes Mitglied noch die B.A.U.M. Zukunftsfonds eG. Was war der Anlass zu dieser Gründung?
„Oft habe ich mich gefragt, warum Unternehmen – trotz der offensichtlichen Vorteile – Energieeffizienzmaßnahmen in zu geringem Umfang umsetzen. In zahlreichen Gesprächen mit Entscheidungsträgern wurde mir immer deutlicher, dass neben unzureichendem Wissen über die Einsparpotenziale der Energieeffizienz und fehlenden Organisationsstrukturen auch mangelndes Kapital eine Ursache war. Um hier eine Lösung zu bieten, habe ich das Konzept des Zukunftsfonds entwickelt und gemeinsam mit Mitstreitern dann die B.A.U.M. Zukunftsfonds eG gegründet. Der Zukunftsfonds finanziert Energieeffizienzprojekte in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Die eingesparten Summen bleiben z.T. bei dem Unternehmen bzw. der öffentlichen Einrichtung, z.T. fließen sie zurück an den Zukunftsfonds. So können wir den Anlegern 3,5 bis 4 Prozent Rendite bieten. Wir haben das Konzept jetzt zu einem regionalen Zukunftsfonds-Modell weiterentwickelt und können so auch Städte beim Klimaschutz durch eine großzügige Förderzusage des Bundesumweltministeriums aktiv unterstützen“.
Energieeffizienz ist für Sie ein wichtiges Thema.
„Ja, ich war schon früh der Ansicht, dass wir die drei größten Klimaschutzhebel, die Deutschland hat, viel zu lange links liegen gelassen haben: das Energiesparen, die Verbesserung der Energieeffizienz und die erneuerbaren Energien, wobei wir hier ja zahlreiche sehr erfolgreiche Projekt wie „Umwelt gewinnt“, „Solar – na klar!“, „Die familienfreundlichen Haushalte“, den „Hamburger Klimawettbewerb“ u.a. realisiert haben. Leider reichen die bisherigen Energieeffizienzfortschritte bei weitem nicht aus, die Energiewendeziele zu schaffen. Als Mitglied des fachlichen Beirats der DENEFF gehörte ich im September zu den Erstunterzeichnern der Forderung nach einer integrierten Politik. Die Steigerung der Energieeffizienz bzw. Energieeinsparungen werden zu einer der Schlüsselfragen für den Erfolg der Energiewende. Wir von B.A.U.M. wissen aus vielen Untersuchungen vor Ort, dass ein effektiver Klimaschutz durch Energieeffizienz in allen Unternehmen möglich ist und CO2-Emissionen sowie Energiekosten beträchtlich reduziert werden können“.
B.A.U.M. hat viele erfolgreiche Projekte durchgeführt und für seine Arbeit zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen erhalten. Welche davon sind Ihnen besonders wichtig?
„Eine große Ehre waren natürlich die Aufnahme von B.A.U.M. 1991 in die „Global 500 Roll of Honour“ durch die UNEP sowie das Bundesverdienstkreuz, das ich 1997 erhalten habe. Aber auch andere Preise und Auszeichnungen, wie z.B. der Vision Award, die Auszeichnung des von mir initiierten Projekts „Solar – na klar!“ 2001 durch die Europäischen Kommission als „Best National Renewable Energy Partnership“, der Umweltschutzpreis des BDI für die von mir herausgegebene Publikation „Kosten senken durch Umweltmanagement“ oder auch die mehrfache Anerkennung unserer Projekte als offizielle Projekte der UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“, sind Motivation und Ansporn für die weitere Arbeit. Sehr gefreut haben wir uns auch über den ersten Platz im Ranking „Deutsche Standards“ zur unternehmerischen Beteiligung an Organisationen und Initiativen“.
Neben der Publikation, die Sie soeben erwähnt haben, haben Sie noch zahlreiche andere zum Thema Umweltmanagement veröffentlicht, z.B. auch „Was Manager von der Blattlaus lernen können“ oder „Unterwegs zu einem ökologischen Wirtschaftswunder“.
„Mein Ziel war es immer, den Gedanken des vorsorgenden Umweltschutzes in die Unternehmen zu tragen. Mittel hierzu sind neben den vielen Veranstaltungen, die wir von B.A.U.M. organisieren, auch Vorträge, die Teilnahme an Podiumsdiskussionen und eben auch die Publikation von Fachartikeln und Büchern“.
Und neben alldem haben Sie auch noch die Zeit gefunden, sich ehrenamtlich in zahlreichen Gremien zu engagieren!
„Ja, auch meine Mitwirkung in Beiräten und Jurys dient dem nachhaltigen Interesse unserer Mitglieder. So kann ich als Beirat von wissenschaftlichen Einrichtungen oder von Initiativen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit dazu beitragen, die Themen, die uns gemeinsam am Herzen liegen, voranzutreiben. Als Jurymitglied habe ich die Möglichkeit, auf die Verleihung von Preisen an engagierte Unternehmen und Persönlichkeiten Einfluss zu nehmen und auf diese Weise gute Praxisbeispiele bekanntzumachen. Und durch meine Stiftung „Chancen für Kinder“ trage ich auch zu den wichtigen sozialen Herausforderungen positiv bei“.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft: Was wünschen Sie sich für B.A.U.M. in den nächsten Jahren?
„Ich wünsche natürlich sehr, dass sich B.A.U.M. auch in den nächsten 30 Jahren so positiv entwickelt und wie bisher nachhaltige, Nutzen stiftende Projekte erfolgreich realisiert. Und weitere Mitglieder gewinnt, mit denen wir genauso vertrauensvoll und positiv zusammenarbeiten können wie mit unseren zahlreichen aktuellen Mitgliedern und Partnern aus allen gesellschaftlichen Bereichen“.