ABENTEUER TRÄUME – Galionsfiguren die holzgewordenen Wünsche der Reeder

  
Das Museum der Herzen ist das Altonaer Museum seitdem das Stadtteil darum kämpfte diesen Ort 2010 zu behalten. Koste es was es wolle. Torkild Hinrichsen wurde damals zu ihrer Galionsfigur, als der Schwarz-Grüne Senat es schließen wollte.

Das Museum an sich ist einem schönen Funktionsbau des Architekten Heinrich Oelsner untergebracht und reiht sich mit seiner Fassade in der Museumsstraße in Altona neben dem Altonaer Theater in ein schönes architektonisches Ensemble ein.

Durchreitet man das Portal mit dem mächtigen Kuttermodel, das von der Decke schwebt, und gelangt zu den Diarahmen, welche die verschiedenen Fangtechniken der norddeutschen Küstenfischer erklären, so mag man kalten Herzens geneigt sein im falschen Film zu sein. Museumsschau die ein Konglomerat von Kunst, norddeutscher Geschichte, Technik und Mode in einer losen Folge von Räumen bietet. Eine wunderbare und einzigartige herzliche Zusammenstellung. Zeitgemäße Museums-Darstellung geht anders. Multimedial überfrachtet ist hier kein Raum.
Taschenlampenführungen sind für Kinder hier der Hit, blendet man den Museumspädagogen nicht immer in die Augen;-) Museumspädagogen bieten besonders am Wochenende Vorführungen selten gewordener Techniken, so z.B. das Bespielen eines Papiertheaters von 1781 mit 3-D-Effekten.
Historische Kinderbücher, norddeutsche Bauernstuben, historische Apotheke, die Nachbildung einer Werftwerkstatt geben Einblicke in die Arbeit der Schiffszimmerer und andere hafennaher Gewerke. Aussterbende Techniken zur Bearbeitung von Tauwerk, Holz und Eisen, welche einfachen Mechanikern und Fertigkeiten zur Verfügung standen großartiges zu leisten, werden hier in den Wunderkammern konserviert.  
Der Saal aber, der das Ziel sein sollte, ist der Saal der Galionsfiguren. Dieser Saal wird auch für Vorträge und Präsentationen stadtteilrelevanter Anlässe genutzt oder aber auch für Theater- und Musiksonderaufführungen. Diese sollte man sich vormerken, nur um diesen großartigen Raum einmal im anderen Kontext zu genießen.
Dicht an dicht sind hier die holzgewordenen Wünsche der Reeder aneinandergereiht. Holde Meerjungfrauen, barbusige Damen, Adler, Merkur, gruselige Offiziere: sie alle haben viele Länder und Häfen der Weltmeere gesehen. Tragen in diesen Raum die ganze Erinnerung gesammelt mit hinein.
Allesamt vermittelt der Saal den Grund des Meeres eines mystischen Schiffsfriedhofes, an dem sich die Überbleibsel der Schiffe versammelt haben. Fehlen hier noch Johnny Depp und die Black Pearl?
Die Galionsfiguren durchschritten den Horizont als Erstes, haben für uns die weltläufige mystische Seefahrerromantik konserviert und hier nach Altona gebracht. Die Bandbreite der Seefahrt wird hier eindrucksvoll festgehalten. Meist von Handelsschiffen stammen diese einzigartigen Unikate. Einzelne ergreifende Geschichten zu den Figuren stehen an den kleinen Schautafeln. Besonders erwähnenswert an der langen Wand der Figuren ist unsere Lieblingsfigur Mary Ann, die Frau in Grün mit recht frechem Blick. Ein Besuch in diesem verzauberten Theater lohnt sich immer. Diese Schifffragmente vereinen die Weltmeere, Klippen, Küsten mit dem Hauch von stürmischen Wogen, flüsternden Wellen und erzählen uns an diesem scheinbar verzauberten Ort von vergangener Seefahrer Romantik, jenseits der Schiffscontainerära. 

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