Bekanntermaßen adelt ein kurzer Besuch an der Hamburger Hafenkante jede Mittagspause. Vor allem dann, wenn das Wetter beständig ist, und obendrein die Sonne sich nicht bitten lässt. Das dachte sich Dr. Anjes Tjarks, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN, wohl auch, als er unserer Einladung folgt und sich mit unserem Redaktionsteam auf ein Fischbrötchen in der Mittagspause verabredet. Wir holen den Hamburger Jung direkt am Rathaus ab. Die Begrüßung fällt typisch norddeutsch – kurz und freundlich – aus. Wir sind beim „Du“. Und kommen schnell ins Gespräch, während wir gemeinsam in die S-Bahn Richtung Landungsbrücken steigen. „Du bist seit 2011 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und wirtschaftspolitischer Sprecher der GRÜNEN Fraktion. Seit 2015 Fraktionsvorsitzender. Was hat dich eigentlich dazu gebracht, in die Politik zu gehen?“ Tjarks lächelt, er scheint mit dieser obligatorischen Interviewfrage, die man Politikern immer stellt, gerechnet zu haben, stört sich aber nicht weiter daran. „Ich bin in einem sehr politischen Elternhaus groß geworden. Meine Eltern waren Politiklehrer. Ich kenne sozusagen das Auseinandersetzen mit politischen Themen bereits aus meiner Kindheit. Auch war mein Sachkundelehrer im Stadtrat für die GRÜNEN. Er thematisierte u.a. wie man Wachstum und Nachhaltigkeit in Einklang bringen kann. Es interessierte mich, wie sich dieses Problem insgesamt lösen lässt. So kam ich zur Politik und zu den GRÜNEN.”
Wir steigen an den Landungsbrücken aus. Von weitem sind schon die ersten Touristen zu sehen, wie sie Kameras zücken, immer mit einem wachsamen Auge auf die Möwen gerichtet genüsslich ihr Fischbrötchen essen und für eine Stadtrundfahrt in die Roten Doppeldecker steigen. „Ich muss ja ehrlich gestehen, dass ich noch nie eine Stadtrundfahrt in so einem Doppeldecker in Hamburg gemacht habe“, gibt Tjarks lächelnd zu. Das würden wir natürlich sofort gern ändern, allerdings reicht die Mittagspause dazu nicht aus. Zumindest auf einen kurzen Schnack gehen wir gemeinsam rüber zu Sven Neumann, Fahrer bei den Roten Doppeldeckern, der geduldig auf Gäste wartet. Neugierig betritt Tjarks den Bus, und kurzerhand klönen die beiden Stadtkenner miteinander. „Wer hätte gedacht, dass ich hier noch Insider-Tipps bekomme“, lacht Tjarks, als wir nach kurzem Probesitzen auf dem obersten Deck weiter zur Fischbude gehen.
„Wo sind denn eigentlich deine Lieblingsplätze in Hamburg“, wollen wir wissen. Tjarks überlegt kurz. „Ich fahre viel und gern Fahrrad, und dann fühl ich mich eigentlich überall sehr wohl in Hamburg. Auch das Rathaus ist ein Ort, an dem ich mich sehr wohl fühle. Besonders gern bin ich am Altonaer Balkon oder am Elbstrand, wo ich jogge.“ Sportlich, so verbringt er also seine Freizeit. Seit neuestem schwimmt er. Der Triathlon reizt ihn, lässt er durchblicken. An der Fischbude bestellen wir ein Lachs-, ein Räucherrollmops- und ein Bismarckbrötchen und haken nach, was Tjarks sonst noch gerne isst, trinkt und von Herzen mag: Eher Wein als Bier, eher Fleisch als Fisch, definitiv St. Pauli statt HSV aber vor allem bei Roter Grütze wird er schwach. „Die muss aber bitte echt gut gemacht sein, mit Erdbeeren, Rhabarber, Vanille und Ingwer zum Beispiel. Sonst schmeckt sie echt nur nach Grütze“, verrät Tjarks sein liebstes Rezept. Allerdings mag er auch Maultaschen und Landjäger, vor allem dann, wenn er mit seiner Familie bei den Schwiegereltern in Baden-Württemberg zu Besuch ist. Von hier aus geht es auch mal in die Schweiz, ins Obere Mittelrheintal oder nach Italien in den (Kurz-)Urlaub. Hauptsache man kann sich bewegen, denken wir, den Ski und Wandern gehören auch zu den Lieblingsfreizeitaktivitäten des Politikers. Was Musik betrifft, ist Tjarks stimmungsabhängig unterwegs. Je nach Laune von 80er, Hip Hop bis hin zu Popmusik. Und auf Eigenarten oder Spleens angesprochen, muss Tjarks lachen. „Ich bin eher unkompliziert“, versichert er uns. Die Zeit rennt und unsere gemeinsame Mittagspause nähert sich dem Ende. Eine Sache brennt uns noch auf der Zunge, bevor es wieder zurück zur S-Bahn geht: „Wen würdest Du gern einmal treffen, wenn Du die Möglichkeit dazu hättest?“ Tjarks hält kurz inne. „Barack Obama. Ich verbinde mit ihm irgendwie eine bessere Welt.“ Eigentlich wundert es uns nicht. Macht Tjarks doch auf uns tatsächlich den Eindruck, mit lebensnaher Politik die Welt ein Stück besser machen zu wollen ohne dabei ein Weltverbesserer zu sein. Die Verabschiedung fällt typisch norddeutsch – kurz und freundlich – aus. Mittagspause an der Hafenkante, denken wir, könnte man eigentlich viel öfters machen.