Er ist Hamburger aus Leidenschaft und Theatermacher aus Passion: Michael Lang. Wir sprachen mit dem Intendanten des legendären Ohnsorg Theaters.
Wie sind Sie zum Theater gekommen?
Einen Bezug zur Bühne habe ich schon seit Kindertagen. Damals haben meine Eltern mich und meine beiden Geschwister mit ins Theater genommen. Da war es schon fast eine logische Konsequenz, dass ich im Studium bei den schönen Künsten geblieben bin. Allerdings habe ich zunächst Musik studiert, dann jedoch noch ein weiteres Studium angeschlossen: Kulturmanagement. Dort lernte ich Rolf Mares als Dozent kennen, und der holte mich an die Winterhuder Komödie, wo ich dann selbst Intendant wurde. Schlussendlich habe ich nach seinem Ausscheiden die Winterhuder Komödie 19 Jahre lang geleitetet, bevor ich 2017 zum Ohnsorg-Theater gewechselt bin.
Was reizt Sie am Ohnsorg Theater?
Die Tatsache, dass „mehr Hamburg, mehr Norddeutschland“ eigentlich nicht geht. Dann die großartige Tradition des Ohnsorg-Theaters, verbunden mit der Herausforderung, die Zukunft kraftvoll, unerschrocken und lustvoll zu gestalten.
Zum Ohnsorg gehört natürlich Platt. Hat die Sprache eine Zukunft?
Mittlerweile ja. Zwei Generationen lang sah es so aus, als würde diese Sprache verloren gehen. Heute aber gibt es verschiedene Initiativen, die sich um einen lebendigen, nicht musealen und unverkrampften Umgang mit unserer Heimat, der norddeutschen Identität und der plattdeutschen Sprache kümmern. Am Ohnsorg auch immer im Kontext mit der gesellschaftlichen Vielfalt, wie wir sie täglich an unserem neuen Standort mitten in St. Georg erleben. Heimat ist heute eben vielschichtig und vielfarbig, soziale Milieus bilden sich neu. Auch an einigen Schulen wird wieder Plattdeutsch als Unterrichtsfach gelehrt. Zum Glück wächst die Neugier auf unsere norddeutschen Spezialitäten.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Studiobühne am Ohnsorg…
Genau: Dort zeigen wir einerseits Kinder- und Jugendtheater, aber auch Produktionen für junge Erwachsene. Die Stücke im Studio werden grundsätzlich zweisprachig aufgeführt, Hochdeutsch und Plattdeutsch stehen nebeneinander und ergänzen sich dramaturgisch wunderbar. So können die Zuschauer problemlos der Handlung folgen und lernen gleichzeitig Plattdeutsch.
Wohin soll die Reise des Theaters gehen?
Aktuell suchen wir neue Autoren, die das norddeutsche Lebensgefühl, unsere Träume und Sehnsüchte und den typisch nordischen Humor vermitteln. Denn Ohnsorg steht für Volkstheater „mitten aus dem Leben“ und am Puls der Zeit.