„Kinner, Wiehnachten steiht vör de Döör!“ Ein Satz, den Schauspielerin Caroline Kiesewetter in ihrer Kindheit oft gehört hat. Und alle Jahre wieder ging es dann direkt in den Stall. Zu Prinzi, dem kleinen Shetland-Pony der Familie Kiesewetter. Prinzi wurde als Rentier zurechtgemacht, bekam ein Plüschgeweih, eine rote Decke und eine Trense mit zart klingenden Glöckchen. Und spätestens, als das Pony in fröhlicher, familiärer Runde von ihrem Vater Hartmut ins Haus bugsiert wurde, war die schönste Zeit des Jahres eingeläutet.
Caroline Kiesewetter strahlt, als sie sich an diese Familientraditionen erinnert.
In der Zeit, in der ihr Vater Prinzi als Weihnachtspony herausputzte, bereitete Carolines Mutter Marion die Weihnachtsgrütze vor. Auch so eine liebgewonnene Tradition: Wenn die Familie am kleinen Weihnachtsabend – der Abend vor dem Heiligabend – zusammenkam, gab es immer Milchreis mit Krokant und Zimt. In irgendeiner Schale war eine ganze Mandel versteckt. Und wer das Glück hatte, sie in der Grütze zu finden, musste das so lange geheim halten, bis alle ihre Schälchen leergegessen hatten, um schon ein kleines Vorabend-Geschenk zu bekommen. Jedes Jahr hatte ihre Mutter die Mandel und bekam dann natürlich ihr eigenes Geschenk! Ob das Zufall war…?
Wir vom Hamburg-Guide finden, dass Weihnachtstraditionen wichtig sind. Denn sie geben dem schönsten Fest des Jahres einen besonderen Glanz, der nur von innen kommt. Vom Herzen. Caroline Kiesewetter hatte das Glück, dass sie in einem Mehrgenerationenhaus in der Nähe von Büsum mit aufwuchs, gemeinsam mit ihrer Mutter und den Großeltern in der Nähe. So gab es Weihnachten nie die Herausforderung, wer nun an welchem Tag besucht werden sollte. Kein Aufteilen war nötig, keine Reiseplanung. Die Energie wurde vielmehr in die Vorbereitung des wichtigsten Essens gesteckt: Fondue am Heiligabend! Und zwar ausnahmslos jedes Jahr. „Meine Mutter fing dann irgendwann an, diese unglaublich köstlichen Saucen für unser Fondue zu entwickeln. Dass daraus mal mehrere, sehr erfolgreiche Kochbücher werden, hätte auch keiner von uns damals gedacht“. Es wurde viel gebastelt, alles gemütlich hergerichtet, in einem großen Samowar brodelte das Wasser und dann wurde Tee getrunken. Bei den Erinnerungen an ihr Zuhause bekommt man sofort Lust auf Weihnachten!
Rezept: Weihnachtliche Bratäpfel
Für vier Personen schneiden Sie bei säuerlichen Äpfeln, wie etwa Boskop, einen Deckel ab und höhlen Sie diesen aus. Danach füllen Sie diese wahlweise mit einer Mischung aus Rumrosinen und Apfelfleisch oder Marzipan mit Mandeln. Den Deckel wieder auf die Äpfel geben und im Backofen rund 25 Minuten bei 180 °C Umluft oder bei 200 °C Ober- und Unterhitze garen. Dazu gibt es selbstgemachte, warme Vanillesauce.
Geheimnisvoller Lichterglanz und stundenlange Bescherung
„Die Spannung bei uns Kindern lag damals in der Luft und wir konnten es kaum aushalten, wenn meine Mutter uns hinausschickte, damit sie den Baum schmücken konnte. Keiner durfte ihn vorher sehen. Es war ihr ganz persönlicher kleiner Moment, in dem hinter verschlossenen Türen Ruhe einkehrte.“ Caroline Kiesewetter stammt aus einer Künstlerfamilie, bei denen in der ganzen Vorweihnachtszeit die schönste Weihnachtsmusik lief. Wie schön das wohl schon immer dort bei Ihnen geklungen hat, wenn alle zusammen gesungen haben. Es ging weniger um die traditionsreichen Lieder wie „Alle Jahre wieder“, nein bei den Kiesewetters wurde Swing bevorzugt, Frank Sinatra und Ella Fitzgerald gesungen.
„Herrlich waren immer die Bratäpfel, die wir am 1. Weihnachtstag gegessen haben. Ein altes Familienrezept, das ich heute noch verwende. Wir haben natürlich immer einen schönen Boskop-Apfel zur Seite gelegt für unser tapferes Pony Prinzi, der vielleicht sogar zwischendurch mal gedacht hat, dass er wirklich ein Rentier ist. Für uns war es jedenfalls immer das Wichtigste, das wir als Familie zusammen waren, uns aus besonderen Büchern vorgelesen haben.“
Ein ganz besonderes Weihnachtsfest
„Einmal gab es bei uns die Verabredung, dass wir uns nur selbstgemachte Geschenke geben. Der Ehrgeiz war bei allen geweckt – und ich bin heute noch beeindruckt von den unglaublich wunderbaren Dingen, die wir da zu Stande gebracht haben: Selbstgemachte Seifen, Öle, Marmeladen und Chutneys, kunstvolle Holzarbeiten, Fotocollagen – es war alles sehr von Herzen und so geheimnisvoll in der Vorbereitung. Einfach nur schön! Heute schenken wir uns Zeit für besondere Dinge, die wir dann zusammen unternehmen. Denn das haben wir, so glaube ich, alle erkannt, dass Zeit das Wertvollste ist, was wir verschenken können. Dieses Jahr steht auf meiner Wunschliste ganz oben: Alle Sehenswürdigkeiten in Hamburg besuchen, die ich noch nie gesehen habe!” Eine tolle Idee finden wir. Das ist was für Auskenner.
Info
Caroline Kiesewetter gehört zum Ensemble des Ohnsorg Theaters, darüber hinaus ist sie Sängerin, ihr aktuelles Album heißt „Mal laut, mal leise“. Im Ohnsorg Theater ist sie vom 6. Bis 8. Dezember mit der großen Weihnachtsshow zu sehen. Infos und Karten über: http://www.ohnsorg.de