Seit rund 25 Jahren hat sich das Format des Poetry Slam im deutschsprachigen Raum etabliert. Get Me High hieß die Chicagoer Jazz-Bar, in der 1986 ein Spektakel auf der Bühne zu erleben war, das es so vorher nicht gab. Autoren lasen hier aus eigenen poetischen Texten einem Publikum vor und wurden anschließend durch diese bewertet. Ein Wettbewerb, der sich in den 1990er Jahren weltweit verbreitete und seit vielen Jahren auch die deutschsprachigen Länder eroberte. Man schätzt, dass rund 1000 Slam-Events an mehr als 130 Orten jährlich veranstaltet werden. Dabei bewegt sich die Szene nicht mehr nur in kleinen Clubs, sondern hat längst auch die Stadttheater und Schauspielhäuser erobert. Inzwischen gilt die deutschsprachige Slam-Szene nach der englischsprachigen als die zweitgrößte der Welt. Einige Slammer sind inzwischen bekannt aus Fernsehsendungen und dem Internet.
Ursprünglich ein Dichterwettstreit in dem hauptsächlich Lyrik vorgetragen wurde, hat ein Slam-Poetry heute nicht mehr ausschließlich Poesie im Programm. Es gibt eher performancelastige Poeten, es gibt Geschichtenerzähler, die nur vom Blatt ablesen, es gibt Leute, die vom Rap inspiriert sind. Es werden Gedichte, Romanauszüge, Songtexte und Prosa vorgetragen, manchmal kritisch, manchmal verspielt, gelegentlich aggressiv. Ausschlaggebend für einen erfolgreichen Auftritt ist nicht nur der Text, sondern auch die bewusste Selbstinszenierung des Dichters auf der Bühne. Eine neue urbane Literaturform, die sein Publikum im Sturm erobert hat.
In Hamburg haben die Autorin Tina Uebel und der Lyriker Boris Preckwitz das Format 1997 erstmals in die Stadt gebracht. Seitdem finden unter dem Slogan Hamburg ist Slamburg in kleinen Clubs regelmäßige offene Poetry Slams statt, zunächst vier Jahre im Kabarett-Club fools garden, dann ab Januar 2001 im Molotow auf der Reeperbahn und seit 2013 im Nochtspeicher auf St. Pauli.
Einen etwas anderen Weg schlugen Michel Abdollahi und Jan-Oliver Lange ein. Seit rund zehn Jahren organisieren die Beiden mit Kampf der Künste monatliche Reihen und Spezialformate und machten das Label zum erfolgreichsten Slam-Format des Landes. Sie organisieren bundesweit die meisten Veranstaltungen und haben über 30.000 Besucher pro Spielzeit. Manche Veranstaltungen, wie die im Ernst-Deutsch-Theater, sind einen Monat im Voraus ausverkauft. Sie sind auch die Initiatoren der Hamburger Stadtmeisterschaft, bei der jährlich die besten Slammer Hamburgs auf Stadtebene gegeneinander antreten. Der zu gewinnende Titel lautet Hamburger-Poetry-Stadtmeister. Für die jungen Slammer gibt es eine eigene U20-Stadtmeisterschaft.
Wie bei anderen erfolgreichen Ideen auch, versuchen dann immer mehr auf den Zug aufzuspringen. So haben sich in Hamburg auch nichtliterarische Formate etabliert, die auf dem Bewertungsprinzip des Slam basieren: Ein Wettbewerb mit selbstproduzierten Kurzfilmen wird als Shortfilm Slam vermarktet, eine Veranstaltung mit selbstgetexteten und -komponierten Liedern heißt Singer-Songwriter-Slam oder auch der Science Slams, bei denen wissenschaftliche Ergebnisse in prägnanter Form präsentiert werden. 2011 etablierten die Autorinnen Ella Carina Werner und Nadine Wedel einen Diary Slam, bei dem aus Tagebüchern vorgelesen wird, 2013 veranstaltete das Ohnsorg Theater den ersten Slam op Platt.
Die Auswüchse kann man bedauern oder sie als Bereicherung empfinden – ganz wie’s gefällt. Monatliche Reihen:
Bunker Slam
jeden letzten Donnerstag des Monats im Ballsaal des Uebel & Gefährlich
Hunting Words (Jägerschlacht)
immer am dritten Donnerstag in der Mathilde Bar
Dichterliga und Song slam
jeweils einmal im Monat dienstags im Molotow
Slam the Pony, Kunst gegen Bares und der SingerSongwriter Slam
jeweils einmal im Monat im Kulturhaus III&70
Shortfilm Slam und Poetry Slam
jeweils einmal im Monat in den Zeise Kinos
Hamburg ist Slamburg
an jedem letzten Dienstag des Monats im Nochtspeicher
Diary Slam
jeden letzten Mittwoch im Grünen Jäger
8 Minuten
jeden letzten Freitag im Monat in der Auster Bar
Stellwerk Slam
Jeden zweiten Donnerstag im Monat im Ste