Mit dem Rad den September genießen

Vor der Haustür radeln. Mit rund 120 km, je nach Startpunkt, ist Hitzacker ein gutes Ziel für eine der letzten großen Radtouren, bevor der Spätherbst mit Regen und Kälte über uns hereinbricht. Die Tour ist geeignet für einen oder auch ein paar Tage. Mit Werkhaus Destinature hat man im Wendland zudem ein sehr gutes Quartier für Familien-, Radler- und Naturfreunde.

Warten auf die Fähre am Zollenspieker Fährhaus

und dem archäologischen Museumsspielplatz gelegen, ist die Destinature ein klasse Standort für weitere kleine Exkursionen um den berühmtesten Weinberg des Nordens, Fachwerkhäuser, Jeetzel und viel Elbtalaue. Der Elberadweg ist mit Sicherheit der bekannteste und einer der beliebtesten Radwanderwege. Mit Sicherheit auch einer der am besten ausgeschilderte. Radnerds mit Navi-Equipment schleppen daher das Zeug umsonst mit!
Der Vorteil einer Flussradwanderung: meist hat man zwei Seiten zur Auswahl! Hier im Norden ist nur der Wind ein Faktor, das Gelände bleibt flach. Die 7 Prozent Steigung am Elbuferweg hinter Bleckede sind auch ohne Akku machbar. Der Tourstart im Hamburger Marschland vor Bergedorf fängt mit viel Wiesen an, vorbei an Pferdekopfpumpen als Zeitzeugnis einer vergehenden Mineralölära. Ein kleiner Umweg durch die wenig befahrenden Straßen der Dörfer, die hier alle auf Werder enden, ist etwas abwechslungsreicher.

Erste Highlights bei Zollenspieker

Der geführte Elbewanderweg führt uns auch an das ehemalige Konzentrationslager vor unserer Stadt. Die alternative Route bietet bei Zollenspieker ein paar erste Highlights und die Möglichkeit, mit der Fähre den Weg auf der Südseite der Elbe weiter zu radeln. Der Deich und der Weg auf der Krone rollen gut und Stadt Geesthacht kommt mit Sicht auf die Staustufe rasch näher. Die Wegführung an der Nordseite am Ufer unterhalb der Stadt ist gut und man kommt zu den Hinweisen auf Alfred Nobels Spuren, die er hinterlassen hat. Die mächtigen Rohre des Pumpspeicherwerks und die Turbinenanlage beeindrucken ebenso wie das Kernkraftwerk durch Größe.
Die Augen am Elbuferstrom rollt man auf Waldwegen nach Lauenburg. Ein kleiner Umweg von 200 Meter führt einen zur Ertheneburg, bei der man die Wallanlagen erkennen kann und ansonsten auf einer Bank, auf der man einen fantastischen Blick auf Elbe und das gegenüberliegende Artlenburg genießt – so viel Zeit sollte man sich nehmen.

Malerisches Lauenburg. Hier lohnt sich auch ein Abstecher in die Altstadt. © Ulrike Sindermann

Malerisches Lauenburg

Lauenburg ist eine gute nächste Rast und mit Sicherheit auch ein eigenständiges Ziel für den nächsten Tagesausflug. Die malerischen Fachwerkhäuser und das pittoreske Ambiente an der Elbe sind verdammt schön. Wir blieben am Elbwanderweg. Auch Lauenburg ist am Elbhang gebaut. Die ebenfalls sehenswerte Burganlage liegt weiter oben an der Stadt. Am Elbufer am Deich nach Lauenburg auf dem Weg nach Boizenburg überqueren wir die ehemalige Grenze. Die damals geschlossene B5 ist nun wieder eine Verkehrs- und Handelsaorta zwischen den Bundesländern. Ein Teil des Radweges führt an selbiger Aorta vorbei. Ein neues Erklärzentrum am Eingang zur Stadt nimmt uns kurz gefangen. Wir werden aufgeklärt, wie wichtige die Wasserwirtschaft und Renaturierungsmaßnahmen sind. Die Flut von 2013 war hier ein größere Wendepunkt als 1989. Der abmontierte ehemalige Grenzturm ein paar Meter weiter ist der Event- und Spaßgesellschaft zum Opfer gefallen. Egal, Hauptsache, dass die Relikte sichtbar bleiben.

Glamping ist im Trend: das Destinature Dorf mitten in der Natur

An der Landesgrenze

Die Elbe als Grenzfluss zwischen Ländern ist ein spannendes Thema, das sich hier zwischen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gut zeigen lässt – und auch, was die 30 Jahre Nachwendezeit hier bewegt haben. Nach Boizenbug rollt man durch die Elbtalidylle vorbei an Gehöften und kleine Siedlungen. Naturbeobachtungstürme sind Wegziele. In Bleckede und Darchau sind die nächsten Fähren, die die Bundesländer verbinden, diese arbeiten meist bis 21 Uhr. Die reine Radfähre in Hitzacker beendet ihren Dienst allerdings bereits um 18 Uhr. Dies sollte man bei Pausen immer ein wenig im Kopf behalten.

Hitzacker begrüsst die Gäste mit seinen Fachwerkbauten

Bleckede ist für uns eine schöne Wahl. Die Fährleute mit ihrer mit Blumen bepflanzen Fähre sind mehr als einladend, der ehemalige Grenzturm ein weiteres begleitetes Zeitzeugnis jüngerer Geschichte. Von Bleckede nach Hitzacker sind es noch 31 km und bis Neu Darchau zum Eingang in die Elbuferstraße rollt es durch die Aue und das Biosphärenreservat gut. Auch die schwarze Eule auf gelben Grund ist ein treuer Wanderbegleiter und mahnt den Teilnehmer auch gern, auf dem rechtem Weg zu bleiben. Ab Darchau nehmen wir die Elbuferstraße, die wir weitgehend mit dem normalen Verkehr teilen müssen. Bekannt und berüchtigt ist dieser Teil der Kurven wegen. Aus diesem Grund hat man Motorräder an Sonntagen aus diesem Streckenabschnitt verbannt.

Abwechslungsreiches Fahren bis nach Hitzacker

Die am Anfang beschriebenen Höhenmeter sollen einen nicht schrecken, abwechslungsreiches Fahren ist garantiert. Der Aussichtspunkt Kniepenberg ist auf jeden Fall eine Rast wert – bei jeder Witterung. Ein Blick auf Elbe, Geest und Göhrde führt zu sofortigem Verständnis dafür, dass die Anwohner den Widerstand gegen das Endlager Gorleben und das Verteidigen ihrer Heimat so vehement geführt haben. Das Rollen nach Hitzacker ist dann auf den letzten Kilometern ein Genuss.

Ein Weinhang im Norden

Wir werden an der alten Jeetzel am Elbhang jenseits der Elbuferstraße in die Stadt geführt. Die Hanglage Hitzackers beschert dem Örtchen einen Weinhang den es nicht des Geschmackes wegen gut vermarktet. Die Elbtalaue als Naturerlebnis, die Ursprünglichkeit ist der eigentliche Charme des Ortes. Mit den charmanten Machern von Werkhaus Destinature hat Hitzacker weiter als Ziel und Zielort gewonnen. Die Erfinder des Stecksystems mit Gummring haben sich hier in dem aufgebauten Dorf verwirklicht und ein kleines Denkmal gesetzt. Die Lage, versteckt aber schön gelegen. Sauna, Badezuber, ein kleines Bistro, ein Mikrokosmos, der das große Ganze im Kleinen abbildet. Toleranz, Nachhaltigkeit gelebte Werte – umgesetzt in ein Stecksystem und einfach aufgebaut. Das Wendland und auch die Betreiber hinter dem Werkhausteam stehen für manchmal trutschig, manchmal etwas speziell oder aber auch Indie – Freidenker sind sie allemal und mit Sicherheit nicht langweilig. Der Ausbau des Resorts geht weiter voran. Die Ausrichtung auf Radtourismus ist ein Goldstandard, die tiny Häuser an sich sind klasse. Die kleine Radboxen sind – wenn man sich mag – auch zu zweit nutzbar. Das Dorf und der Ort sind eigentlich zu schade für nur eine Nacht. Der Bahnhof liegt zwei Kilometer vom Campground entfernt und bietet eine zusätzliche Möglichkeit der An- oder Abreise, aber wer will das schon? Im Radradius liegen viele kleine, schöne Möglichkeiten für mehr als ein verlängertes Wochenende. Wir haben uns für die Tour mit Rast sechseinhalb Stunden Zeit gelassen, deutlich mehr Zeit sollte man hier an der Elbtalaue bei Storch und Co. verbringen.

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