Es flittert, es flattert, wir verrenken uns die Hälse und halten die Münder nur nicht weit offen, weil wir unsere vegetarischen Essgewohnheiten nicht unbedingt mit Schmetterling al dente brechen wollen. Herrlich ist es hier im Garten der Schmetterlinge in Friedrichsruh! Nur etwa eine halbe Autostunde aus Hamburg raus und man ist in den Tropen. Und im Titelgarten der Zeitschrift „Country Garden“. Und ein bisschen auch im Paradies.
Seit 30 Jahren fliegen im Sachsenwald heimische und tropische Schmetterlinge. Elisabeth Fürstin von Bismarck hat sich in einem Teil des Schlossgartens einen Traum erfüllt: Über 1.000 exotische Schmetterlinge aus Süd- und Zentralamerika, Afrika und Asien fliegen frei im 500 Quadratmeter großen Tropenhaus bei einer konstanten Temperatur von ca. 26°C umher. Ganz nah kommt man den handtellergroßen Bananenfaltern, metallisch-schillernd blitzen die Blauen Morphofalter auf Schlingpflanzen. Über dem Teich mit den Wasserschildkröten tanzen Weiße Baumnymphen und auf der Passionsblume lieben sich – genau, Passionsfalter. Die farbenfrohen Flattermänner und -frauen verbringen ihr ganzes Leben hier. Was nicht besonders lang ist, bei den meisten sind das nämlich nur drei bis vier Wochen. Allerhöchstens mal neun Monate, das sind dann aber die Methusalems unter den Schmetterlingen. Die Senioren-Falter erkennt man übrigens nicht an beiger Kleidung, sondern an den ausgefransten Flügeln.
Damit sie aber so alt wie nur Schmetterlings-möglich werden, bekommen sie bestes Falter-Futter. Zu den Lieblingsspeisen gehört Obst, überall im Tropenhaus stehen solche Rüssel-Tanken, zum Beispiel Ananasscheiben. Je älter, süßer die sind, desto leckerer finden die Schmetterlinge sie. Sie stecken einfach ihren Rüssel rein und saugen – ohne zu schmatzen – den oft schon leicht gegorenen Saft raus. Ob sie anschließend noch geradeaus fliegen können, ist schwer zu sagen. Irgendwie flattern hier alle in Schlangenlinien.
Lass´die Puppen tanzen!
„Wir bekommen alle zwei Wochen ca. 500 neue Puppen aus Südostasien, Afrika und Amerika“, erklärt das Frauchen der Falter, Biologin Marisa Schönfeldt. „Ein Teil der Puppen hängt in großen Schaukästen im Tropenhaus, dort können Besucher ihnen beim Schlüpfen zusehen.“ Die Verwandlung von diesen eher unansehnlichen Schaufensterpuppen Wurst bis hin zum wunderschönen Schmetterling geht so: Vormittags beginnen die annähernd bewegungsunfähigen Puppen, ihre Hinterteilchen seitwärts zu schwingen und eine Art rollende Bewegung auszuführen. So durchbrechen sie ihre unansehnliche Hülle, streifen sie ab und entfalten ihre wunderschönen Flügel, wegen der ja die Besucher ihren Eintritt bezahlt haben. Dann hängen die Tierchen ein paar Stunden gemütlich ab, um ihre Flügel auszuhärten, bevor sie sich flatternd raus aus dem Kasten in die Lüfte schwingen.
Wer genau hinsieht, entdeckt auch an den zahlreichen Pflanzen im Tropenhaus Eier, Raupen und Puppen. Oft sind sie so gut getarnt, dass sogar die Biologin sie nur mit konzentriertem Blick und frisch geputzter Brille entdeckt. Einige sehen aus wie eingetrocknete Risse auf Blättern, manche wirken wie Furchen auf Baumstämmen.
Die Wahrheit über Raupe Nimmersatt
Achtung Kinder, jetzt entpuppt sich eine eurer Lieblingsgeschichten als falsche Lüge:
„Nachts, im Mondschein, lag auf einem Blatt ein kleines …“ Wer weiß es? Genau, Ei. Und ihr wisst, was dann passiert: „Als die Sonne aufging, hell und warm, da schlüpfte aus dem Ei – knack- eine kleine hungrige Raupe…“ Die futtert und futtert, kriegt Bauchweh und „… baute sich ein enges Haus, das man Kokon nennt.“ Da zwängt sie sich nach zwei Wochen heraus und… „War ein wunderschöner Schmetterling“. Nix da! Schmetterlinge schlüpfen aus Puppen, aus Kokons kriechen nur die Nachtfalter. Jetzt wisst ihr es. Und eure Eltern können beim nächsten Smalltalk richtig schön klug schnacken.
Neben dem Tropenhaus gibt es in dem 10.000 Quadratmeter großem Schlossgarten noch viel mehr zu entdecken: Libellenteich, Kaninchengehege, Insektenhotel, Spielplatz, Café und Pommesbude. Wer mag, schlendert durch den Rosengarten oder meditiert eine Runde im Singenden Wassergarten beim Chamäleon. Im alten, sehr gepflegten Park befinden sich überall auch kleine Wildwuchs-Areale, denn natürlich wohnen im Garten der Schmetterlinge auch einheimische Insekten. Und die stehen nun mal auf Brennnesseln und Co. Verbringen Sie doch mal einen netten Nachmittag oder gleich einen ganzen Sommertag in Friedrichsruh und nehmen Sie alle mit, die Sie mögen. Sogar Hunde sind im Garten der Schmetterlinge erlaubt.Sorgenfrei
Garten der Schmetterlinge Friedrichsruh
Am Schlossteich 8
21521 Friedrichsruh
Tel. 04104/60 37
Öffnungszeiten in der Saison 2017:
Bis Ende Oktober
Täglich 10-18 Uhr, auch an Feiertagen
Preise:
Erwachsene 8,50 €, Kinder (4-16 Jahre) 5 €, Familienkarte 24 / 29 €