Entschleunigung pur: Wandern durchs Watt

Weites „Land“: Bei einer Wattwanderung kann man bestens den Kopf frei bekommen

Entschleunigung ist mehr und mehr vom Modewort zur echten Notwendigkeit geworden, denn der tägliche Stress und die Hektik des modernen Alltags hinterlassen nahezu zwangsläufig ihre Spuren. Was dann hilft, ist beispielsweise die Weite des Watts vor Büsum.

Einfach mal die Blicke bis zum Horizont schweifen lassen: das macht den Kopf frei für neue Gedanken und ist überdies ein perfektes Kontrastprogramm zum Asphaltdschungel der Städte.

Auf dem Weg zum Hochsand

Wem Schauen allein nicht reicht, unternimmt eine Wattwanderung, beispielsweise zur Sandbank Blauortsand. Diese liegt rund sechs Kilometer von der Küste entfernt nördlich von Büsum. Die korrekte Bezeichnung lautet übrigens „Hochsand Blauortsandt“ denn im Gegensatz zu vielen anderen Sandbänken bleibt diese auch bei Flut sicht– und begehbar.

Eine Wanderung durchs Wattenmeer – übrigens UNESCO-Welterbe – ist nicht jederzeit möglich. Dafür müssen Gezeiten, Wind und Wetter stimmen, die Kondition der Wandersleute ebenso. Doch wenn alles passt, ist diese Wanderung ein einzigartiges Erlebnis.

Die Salzwiesen sind ein spannender Lebensraum

Begleitet von einem Wattwanderführer wie etwa Johann Peter Franzen, der diesen Job bereits seit Jahrzehnten mit Leidenschaft und Begeisterung ausübt, ist nicht nur eine wunderbare Gelegenheit zur besagten Entschleunigung, der „Salzwiesenpapst“, wie Franzen auch genannt wird, hat zudem auf jede Frage eine Antwort. Das gilt auch für eben diese Salzwiesen, die ein ziemlich kurioser Lebensraum sind.

Kurioser Lebensraum Salzwiese

Die Salzwiesen nämlich werden regelmäßig von der Nordsee überflutet und bringen deshalb Pflanzen hervor, die es sonst nirgendwo gibt. Dazu gehört auch der sattgrüne Queller, der das Meersalz sogar speichert. Wer übrigens an einem warmen Tag die Salzwiesen besucht, wird verstehen, warum sie auch die „Mangroven des Nordens“ genannt werden.

Durch die Salzwiesen geht es jetzt direkt ins Watt und was aus der Ferne noch relativ eben aussieht, entpuppt sich beim näheren Hinsehen als Landschaft aus Prielen, stillem Wasser und strömenden Rinnen. Auch der legendäre Ossengot ist hier in der Gegend zu finden: ein besonders reißender, wilder Priel.

Wattführer Johann Peter Franzen (vorn) hat viel Wissenswertes zu erzählen

Wer Wert darauf legt, bei einer Wanderung sauber zu bleiben, sollte spätestens jetzt umkehren. Wer allerdings Spaß am Schlick hat, ist hier genau richtig. Auf alle Fälle ist die Tour durchs Watt ein wenig wie ein Spaziergang im Barfußpark. Angst davor, sich an einer Muschel zu schneiden, muss dabei niemand haben. Diese nämlich sitzen tief, wie der Wattführer mit seiner Gabel beweist. Dafür ist die Massage der Fußsohlen durch die kleinen Haufen der Wattwürmer eine Wohltat.
Unser Ziel Blauortsand ist eine kleine Sandbank mit Seezeichen, nix Besonderes. Ein wenig„ middle of nowhere” und trotzdem magisch. Genau so wie die ganze Wanderung.

Schlick gehört dazu – und macht auch einen Teil des Vergnügens aus

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