Ein Interview mit Joja Wendt. Einem der vielseitigsten Pianisten, die wir in Deutschland haben.
Ob nun Boogie Woogie, Jazz und Klassik oder Pop, überall scheint er sich zu Hause zu fühlen. Seine Heimat ist Hamburg und grade hier muss man ihn niemandem mehr vorstellen. Dachte ich. Aber als ich mich näher mit Joja Wendt beschäftige, wird mir klar, dass man auch deutschlandweit nicht erklären muss, wer er ist. Er gibt Konzerte im Gewandhaus in Leipzig, im Prinzregententheater in München und sogar in der berühmten Carnegie Hall in New York und anderen großen Konzertsälen rund um den Globus. So, da wären wir jetzt schon bei weltweit…. Der sympatische Hamburger Musiker stand schon mit Jerry Lee Lewis, Chuck Berry und Joe Cocker auf der Bühne. Seine Live Auftritte werden zu TV-Specials und er ist Träger des Louis Armstrong Preises. Ich treffe Joja in seinem Studio in Bahrenfeld und es könnte kaum musikalischer zugehen.
Caroline Kiesewetter: Wenn jemand so gut Klavier spielt, wie du, hört man sich dann noch andere Pianisten an?
Joja Wendt: Natürlich, ich liebe zum Beispiel Brad Mehldau oder Evgeny Kissin. Ich mach das dauernd, denn ich brauche ja Input. Ich versuche mich ständig weiterzubilden. Ich nehme auch Klavierunterricht bei einer russischen, klassischen Pianistin hier in Hamburg.
C: Wie muss man sich das vorstellen?
J: Wenn wir uns treffen, sind wir wie zwei Computer Nerds, die sich unterhalten. Ein Austausch auf Augenhöhe. Ich frage nach Fingersätzen bei klassischen, komplizierten Stücken und möchte wissen, wie meine Lehrerin übt, um komplexe Konzerte in den Schädel zu bekommen und was man tut, wenn es schief läuft. Ich wiederum zeige ihr Wege, wie man improvisiert und mit Harmonien umgeht.
C: Ist alles Musik für dich?
J: Ja, Musik ist Musik. Ich bin da natürlich sehr breit aufgestellt. Aber ich bin auch nicht ganz frei von Geschmack. Das heißt, es gibt auch Musik, die ich mehr mag und welche die ich weniger mag. Aber es gibt viel weniger Musik, die ich nicht mag, als Musik die ich mag. Grundsätzlich finde ich es wichtig, mit offenen Augen oder viel mehr Ohren durch die Welt zu gehen und alles aufzusaugen. Ich war zum Beispiel vor einiger Zeit mit jungen Leuten auf einem Heavy Metal trifft Klassik Crossover Konzert. Man kann immer etwas Interessantes für sich selber entdecken.
C: Wenn man als Musiker schon so viel erreicht hat, wie du, bleiben da noch Wünsche offen?
J: Ein großer Wunsch geht dieses Jahr in Erfüllung mit einem Konzert in der Elbphilharmonie im September. Darauf freue ich mich sehr.C: Was für einen Anspruch hast du an dich?
J: Man muss immer dran bleiben, sonst bleibt man stehen. Ich will und werde auch noch viel erreichen. Davon bin ich fest überzeugt, da vertrau ich voll in mich. Ich hatte damals schon, als ich angefangen hab, starkes Vertrauen in mich und wusste genau was ich gut kann. Ich hab immer das Gefühl gehabt zufrieden mit meinem Leben zu sein und das zu machen, was mir Spaß macht.
Am 4. April spielt Joja Wendt in der Laeiszhalle. Was einen erwartet? Natürlich ein virtuoses und abwechslungsreiches Konzert. Beste Unterhaltung mit einer spürbaren Nähe zum Publikum und genau das macht diesen Musiker so sympathisch. Und immer mal wieder gibt es Gäste, die er sich einlädt. Das sind entweder Leute, die auf ihrem Instrument sehr gut sind oder Sänger, aber das kann auch jemand sein der einfach „nur“ unterhaltsam ist. „Es muss einem entweder musikalisch die Sprache verschlagen oder einen lustigen Twist haben, wenn ich mir jemanden einlade!“ lacht mich Joja an und fragt im gleichen Atemzug: „Hast Du nicht Lust mein Gast zu sein? Komm, das machen wir. Da freu ich mich, das wird ein großes Vergnügen.“ Da kann ich nur sagen: das Vergnügen ist ganz auf unserer Seite, Joja.