Nach knapp 100 Jahren sollen im nächsten Sommer die Glocken des Michels weider vollzählig sein. Die Hauptkirche St. Michaelis in der südlichen Neustadt ist zweifelsohne eines der markantesten und schönsten Wahrzeichen der Stadt. Mehrmals musste sie wieder aufgebaut werden: Mitte des 17. Jahrhunderts fertig gestellt, wurde der Kirchturm 1750 durch einen Blitz getroffen, fiel auf das Kirchdach und setzte das Gotteshaus in Brand. 1906 fing der Turm bei Lötarbeiten am Dachstuhl Feuer – wieder brannte die Kirche bis auf die Grundmauern nieder. Rund sechs Jahre später konnte der Neubau des Turmes in seiner heutigen Form wieder eingeweiht werden.
Während des Ersten Weltkrieges wurden neun der zehn Glocken aus der St. Michaelis-Uhr entfernt, um sie für die Waffenproduktion einzuschmelzen. Zwei von ihnen – die Schlagglocke für die Dreiviertelstunde und die Vater-Unser-Glocke – fehlen bis heute. Mit der im vergangenen Monat im Rahmen des diesjährigen Weltkrieggedenkjahres gestarteten Aktion „So klingt Hamburg“ werden nun alle Hamburger aufgerufen für den Guss der zwei fehlenden Glocken zu spenden und damit dem Michel seinen „vollen Klang“ wieder zu geben. Rund 250.000 Euro müssen dafür und die Aufhängung zusammenkommen. Dann wird das Geläut wieder vollständig zehn Glocken haben – sechs Läuteglocken im Turm und vier Uhrenglocken, die oberhalb der Aussichtsplattform hängen.
Im kommenden Sommer ist dann ein großes Fest mit der Rückführung der Glocken geplant. Glockenabschied 1917